Coole Bikes, Teile und Leidenschaft: In den 53 Jahren seit Firmengründung hat sich Custom Chrome zur Aftermarket-Größe hochgekämpft
Über fünfzig Jahre in einer so schnelllebigen Branche wie der Motorradzubehör-Industrie zu bestehen, ist schon eine Leistung an sich. Schnell wechselnde Modetrends und Stilrichtungen, die sich zudem national völlig verschieden entwickeln, sind eine schwer zu berechnende Herausforderung. Obwohl der europäische Ableger »Custom Chrome Europe« erst 1998 etabliert wurde, hat das CCE-Team in der europäischen Customszene längst seine Spuren hinterlassen. Heute ist Custom Chrome aus dem V2-Umbau-Zirkus nicht mehr wegzudenken.
Die Geschichte von Custom Chrome beginnt in San José
Angefangen hat alles, als vier Freunde auf der San Carlos Street in San José einen kleinen Motorradladen namens »Coast Motorcycles« gründen. Damals, vor über 50 Jahren, ist das ein eher ruhiger Ort am Ende der San Francisco Bay. Und das »Silicone Valley« ist noch im Entstehen.

Hier im Norden Kaliforniens ist Motorradtraumland, denn die Bay Area ist Heimat mehrerer Motorradclubs. Und dann ist da noch die »Oakland Roadster Show«, jenes Events, das die Erbauer von Hot Rods und Custombikes jedes Jahr aufs Neue mit verrückten Fahrzeugen zu inspirieren weiß. Motorrad-Customizing gibt es zwar seit den sechziger Jahren, es ist oft noch ein lokales Phänomen.
Verchromen als Namensursprung
Ursprünglich befassen sich die Jungs von Coast Motorcycles mit dem Verchromen von Metallteilen, dem Ursprung für die spätere Namensgebung »Custom Chrome«. Das ist eine anstrengende und schmutzige Arbeit im Gegensatz zum glänzenden Endergebnis. Doch früh erkennen die Freunde, dass immer mehr Biker ihre Motorräder individualisieren wollten. So geht der kleine Shop im Jahr 1970 von der harten Handwerksarbeit dazu über, Chopperteile zu vertreiben, die andere entworfen und gebaut haben.

Noch im gleichen Jahr erfolgt die Namensänderung in Custom Chrome Inc. Ab 1972 gibt es Publikumsverkauf, gefolgt von einem ersten Vertriebskatalog im Jahr 1973, der buchstäblich auf dem Küchentisch zusammengetackert wird. Den ältesten, bekannten Katalog von 1974 kann man heute noch gelegentlich bei eBay ersteigern.
Schneller Erfolg
Bereits 1975 überschreitet das Geschäftsergebnis die Eine-Million-Dollar-Marke, was die Anmietung eines 470 Quadratmeter großen Lagerhauses erfordert. Schon 1978 wird es auf fast eintausend Quadratmeter erweitert, 1979 nochmals verdoppelt. 1986 zieht Custom Chrome ins dreißig Kilometer weiter südlich gelegene Morgan Hill, hat über 170 Angestellten und produziert jede Menge eigener Teile unter verschiedenen Eigenmarken.

Im darauffolgenden Jahr steht ein weiterer Umzug an. Das über zehntausend Quadratmeter große Warenhaus wird speziell für die Bedürfnisse von Custom Chrome geplant: Werkstatt, Warenhaus, Versand und Hauptquartier – alles unter einem Dach. Die neue Adresse – Jaqueline Court – wird in den folgenden Jahren des Harley-Booms als Synonym für Custom Chrome stehen und neben den bald legendären »CCI Warehouse Dealer Shows« auch die erste »Custombike World Championship« 2004 beherbergen.
Verbindungen nach Deutschland
CCI pflegt seit 1986 außerdem Geschäftsverbindungen zu »Tom’s«, einer Firma aus Bad Kreuznach, die sich durch den Vertrieb von Gold-Wing-Accessoires einen Namen gemacht hatte. Innerhalb des nächsten Jahrzehnts wird die Zusammenarbeit mit CCI intensiviert. 1998, im Januar, erfolgt schließlich die offizielle Übernahme durch Custom Chrome Inc., dem damals weltweit größten Zubehörhändler für Harley-Davidson- Motorräder. Custom Chrome Europe ist geboren.

Ein wesentlich größeres Lager wird noch im gleichen Jahr in der Planiger Straße 152 bezogen und 2003 nochmals erweitert. Die neunziger und frühen zweitausender Jahre scheinen eine Goldgrube zu sein. Die steigende Nachfrage nach V-Twins (und Harleys mangelnde Produktionskapazität, um diese Nachfrage zu befriedigen) resultieren in den Kitbike-Bausätzen. Dazu kommt ein rauschender Absatz der RevTech-Motoren von CCE. In Europa gibt es die natürlich mit TÜV und EU-Homologation.
Custom Chrome zur Jahrtausendwende
Zur Jahrtausendwende listet der CCE-Katalog bereits unfassbare 25000 Teile, inklusive kompletter Motorradbausätze. Mit Vollgas startet das Custom-Chrome-Europe-Team ins neue Jahrtausend und bringt neue Impulse für beide Märkte. Bei den Kitbikes werden die Qualitätsansprüche erhöht.

Die »CCE Ride In Show« in Faak entwickelt sich zur »CCE International Bike Show Series« und zur »European and World Championships«. Ab 2009 bringt die »Bolt On And Ride«-Idee fünfundvierzig einzigartige Bikes von europäischen Customizern auf die Straße. Um auch die jüngere Generation fürs Customizing zu begeistern, produziert das CCE-Team vier rockige Musikvideos, die noch immer online zu finden sind.
Online wächst ein neuer Markt
Während er Aufbau von extremen Custombikes nach der Finanzkrise 2008/2009 in den USA einen gewaltigen Einbruch erlebt, errichtet Custom Chrome Europe fünf Jahre später im pfälzischen Grolsheim ein komplett neues Lager- und Verwaltungsgebäude. Außerdem macht Custom Chrome neue Teile jetzt online im CCE-Dealer-Store verfügbar. Das Sortiment umfasst 30000 Positionen – nicht nur für Harley-Davidson- und Indian-Motorräder.

Seit den bescheidenen Anfängen im kalifornischen San José bis in die heutige Zeit ist Custom Chrome schon immer ein spezieller Vertrieb für Harley-Davidson-Customparts. Die Händler bekommen ihre Teile nicht nur prompt aus den gut gefüllten Lagerregalen zugeschickt, sondern können sich dabei auch immer sicher sein, dass die Mannschaft hinter dem steht, was sie verkauft – und diese Teile oft genug auch an den eigenen Bikes verbaut.
Info | customchrome-europe.com
