Flughafen Düsseldorf: Der Zubringerflug bringt uns nach London Heathrow, einem der größten Flughäfen Europas. Dort verschwinden wir im Bauch eines altersschwachen Jumbos von British Airways, einer der „glamourösesten” Airlines der Welt. Unser Ziel ist das fabelhafte Las Vegas. Denn es geht mit der Harley durch den Südwesten der USA.

Kaum in London abgehoben, merken wir binnen kurzem: Dies scheint kein normales Flugzeug, sondern eine fliegende Partymeile zu sein. Die Mitarbeiter einer renommierten Computer-gesellschaft schaffen es, sieben Stunden lang ihre Feierlaune auf allerhöchstem Niveau zu halten. Nach sieben Stunden sind alle Bier-, Sekt- und Weinvorräte des Fliegers aufgebraucht und die Freaks fallen in den alkoholbedingten Schlaf. So kommen auch wir zu dreieinhalb Stunden Ruhe.

Anfangs- und Endpunkt der einwöchigen Reise war die durchgeknallte Spielerstadt Las Vegas. Muss man sehen!

Im richtigen Moment machen wir die Augen auf und erleben einen gigantischen Anflug auf den McCarran Airport Las Vegas. Nach überraschend kurzen Einreiseformalitäten geht es mit dem ausgesprochen netten Taxifahrer auf direktem Weg zu unserem Hotel Treasure Island. Der Weg dorthin lässt uns schon erahnen, welch ungewöhnliche Stadt uns hier erwartet.

Anfangs- und Endpunkt der einwöchigen Reise war die durchgeknallte Spielerstadt Las Vegas. Muss man sehen!

Einchecken, kurz frisch machen und ab auf die erste Runde in die Glitzerwelt Las Vegas. Das Feuerspiel vor dem Mirage, der beleuchtete Strip und die Touristenströme mitten in der Nacht beeindrucken uns drei Jungs aus der sauerländischen Provinz schon gewaltig. Der nächste Morgen beginnt mit einem spartanischen Frühstück bei Starbucks, dann geht es per Taxi zum Motorradverleiher Eagle Rider.

Mit der Harley durch den Südwesten der USA

Dank des zweitbesten Freundes des Menschen, dem Internet, hatten wir dort vorab online gebucht und eingecheckt. Die Übernahme der drei Milwaukee-Eisen läuft deshalb absolut problemlos. Nach dem Satteln des Gepäcks kann unsere Tour durch drei absolut gigantische Staaten der USA beginnen. Nevada, Arizona und Utah sind unsere Ziele in den nächsten sieben Tagen. Unser huma-noides Navi Peter fährt, wie schon bei der letzten Tour, vorweg.

Hoover Dam

Dank selbsterstelltem Roadbook geht es zügig aus Las Vegas hinaus Richtung Lake Mead. Über diverse Stadtautobahnen geht es auf die SR 582 und SR 98 Richtung Henderson und Boulder bis zum Hoover Dam. Frühmorgens vor den Touristenströmen ist es eine Freude, die Anfahrt auf den Parkplatz zur neuen Highwaybrücke zu nehmen. Wir erklimmen den Fußweg hinauf und haben einen fantastischen Ausblick auf das gigantische Bauwerk.

In der Mojave-Wüste

Bevor die Besucherscharen einlaufen, machen wir uns schon wieder vom Acker und starten auf dem Highway 93 in Richtung Kingman. Nach 160 KiIometern straight ahead – Hügel rauf und runter – erreichen wir die Stadt am Rand der Mojave-Wüste. Das Best Western Plus Kings Inn ist eine durchaus gute Bleibe. Nach der obligatorischen Dusche versuchen wir ein Taxi nach Downtown zu ergattern. Die netten Mädels an der Rezeption geben sich echt Mühe, aber leider erfolglos.

Während unserer Wartezeit beobachten wir die riesigen Güterzüge mit teilweise fünf Dieselloks vorweg, für die Kingman berühmt ist. Aber es hilft nichts, Züge gucken macht durstig, aufs Taxi warten auch, also Plan B, die Kneipe nebenan. Keine schlechte Wahl. Gute Burger, schlecht gezapftes Budweiser, randvoll, ein bisschen Schwund ist immer. Dafür hängt ein halber Pick-up als Deko an der Wand.

Entlang der Route 66

Am folgenden Morgen weckt uns um halb sieben in der Früh unser innerer Wecker, und das sollte bis zum Ende der Reise so bleiben. Unglaublich, aber wahr, selbst Tourguide Peter, von Beruf Gastronom, privat ein Langschläfer, hatte sich diesem Rhythmus angepasst. Nach einem ausgiebigen Frühstück satteln wir unsere eisernen Zossen und erobern den Südwesten der USA.

Die legendäre Historic Route 66 muss sein. Auf der 344 Kilometer langen Tour geht es über Peach Springs nach Seligman, Ash Fork, durch den Prescott National Forest über Jerome nach Sedona. Doch zunächst fahren wir durch Steppenlandschaft vorbei an unzähligen Güterzügen immer geradeaus nach Seligman. Wir landen an der Chevron-Tankstelle und in Lilos Westside Cafe.

Mit der Harley durch den Südwesten der USA

Bei der Pause dort erleben wir Schwarzwald, Bayern und Arizona auf zirka 100 Quadratmetern. Sehenswert, ebenso wie das Publikum. Nach diesem absoluten Must-have folgt ein kurzes Stück Interstate 40, bevor es hinter Ash Fork über die SR 89 ab in Richtung Prescott National Forest geht. Hügel rauf und runter cruisen wir in Richtung Süden zur ehemaligen Hauptstadt Arizonas, nach Prescott.

Ein wunderschönes Kleinod des Südwestens, unspektakulär, aber sehenswert ist diese Westernstadt und punktet gleichsam mit toller Gastronomie in der Nä-he des Stadtparks. Alleine die Anfahrt nach Prescott ist ein Erlebnis. Durch die Granite Dells mit ihren riesigen roten Felsbrocken kommt man in die Altstadt mit viktorianischer Vergangenheit und neuzeitlichen Straßencafés. Die Whiskey Row, eine Kneipenmeile aus der Zeit des Wilden Westens, macht heute noch ihrem Namen alle Ehre.

Kurvenarbeit

Nach kurzer Mittagsrast und einem Besuch des örtlichen Harley-Shops geht es weiter in Richtung Sedona. Kurz hinter Prescott biegen wir ab ins gleichnamige Prescott Valley auf der SR 89A in Richtung Jerome. Auf dieser Strecke schlägt das Bikerherz nochmal ein Stück höher. Es reiht sich Kurve an Kurve und wir erobern dieses Berghighlight, bis wir von oben auf das Örtchen Jerome blicken. Schlagartig fühlen wir uns in ein Bergdorf in den Dolomiten versetzt. Die Einfahrt nach Jerome wirkt gigantisch, der Passo di Fassa lässt grüßen. Wenn Kurvenarbeit doch immer so viel Spaß machen würde.

Wir besichtigen das ehemalige „Sodom und Gomorrah“ des Wilden Westens, bekannt durch seine Bordelle, Saloons und Opiumhöhlen. Allerdings ist davon nichts mehr da. Nach einer kurzen Stärkung geht’s weiter in Richtung Sedona. Auf der 89A fahren wir über schattige, hügelige Straßen, bis wir plötzlich die berühmten roten Felsen von Sedona vor uns sehen. In der Abendsonne rollen wir mit unseren Eisen-Ladys hinunter in die Downtown. Unser Hotel, das Kimpton Spa und Resort, könnte zentraler nicht liegen.

Richtung Grand Canyon

Nach dem Frischmachen geht es ab auf die Gastromeile dieses Bergdorfes. Ein Biergarten mit Blick auf die Felsen wird unser Zuhause für die nächsten zwei Stunden. Gutes Essen und kaltes Bud-weiser runden den Abend perfekt ab. Unsere nächste Tagestour über 176 Kilometer beginnt in Richtung Grand Canyon mit einem kurzen Abstecher zum bekannten Aussichtspunkt Airport Road. Absolut empfehlenswert.

Monument Valley

Die heutige Etappe führt von Sedona entlang der SR 89A durch den Oak Creek Canyon in Richtung Flagstaff. Oak Creek ist Harley-Land. Kurve an Kurve schlängelt sich durch rot-orange und golden leuchtende Felsen entlang des Oak Creek River, Kiefern und Ahornbäume flankieren die Straße. Kann Motorradfahren überhaupt noch schöner sein? Es kann, wie sich später auf dieser Tour noch herausstellen sollte. Weiter geht es bis Flagstaff. Nach einer kurzen Kaffeepause verlassen wir die tolle Altstadt und fahren vorbei an grandiosen Skigebieten auf der SR 180 durch die San Francisco Mountains.

Bei Valle geht es ab auf die SR 64, die uns auf direktem Weg nach Tusayan, einem recht geschäftigen Kaff, in den Grand Canyon bringt. Nachdem wir am obligatorischen Zahlhäuschen unsere Entrance Fee berappt haben, fahren wir in Richtung Grand Canyon Village zu unserem nächsten Etappenziel, der Kachina Lodge direkt am South Rim. Relativ schnell gefunden und eingecheckt, erweist sich die Tageszeit als sehr ungünstig für die Parkplatzsuche. Es gibt Massen von Tagestouristen. Nach gefühlten 25 Runden und zirka 50 Meilen schaffen wir es, zwei Parkplätze für die drei breiten Damen zu ergattern. Gepäck ins Zimmer und dann sofort um die Ecke zum Blick auf den Canyon.

Die Ausmaße des Grand Canyon sind gewaltig: Die Schlucht ist fast 450 km lang, bis zu 30 km breit und 1,8 km tief

All die Bilder, die wir je vom Grand Canyon gesehen haben, können diesem Naturwunder nicht gerecht werden. Einzigartige Ausblicke überraschen und erstaunen uns immer wieder auf unserer Shuttle-Tour zu den einzelnen Aussichtspunkten. Dieser Fleck Erde macht einem schlagartig klar, welch kleines Rädchen der Mensch in der Schöpfungsgeschichte ist und wie wir das Hier und Jetzt genießen können.

Durch das Navajo-Indianerreservat zum Monument Valley

Der nächste Tag beschert bestes Wetter, was aber gleichbedeutend mit heiß ist. Um die 35 Grad Celsius sind unser ständiger Begleiter. Die Etappe soll uns über 290 Kilometer durch das Navajo-Indianerreservat zum Monument Valley führen. Es geht auf der SR 64 durch den Grand Canyon Nationalpark, vorbei an vielen Aussichtspunkten, mit vielen Stopps und Fotopausen. Kurz vor Cameron biegen wir ab auf die SR 89 in Richtung Norden.

Die Straße schlängelt sich in unendlich vielen Kurven durch unzählige Canyons bis zum Abzweig der SR 160 in Richtung Tuba City. Hier tauchen wir ein in das Navajo-Reservat. Begrüßt werden wir von einer toten Klapperschlange auf der Straße, die Kumpel Andreas versehentlich nochmal überfährt. Dieses Erlebnis wird noch gesteigert von mehreren „Native Americans“, die im „alkoholfreien“ Reservat morgens um zehn hackedicht über die Straße torkeln.

Schon morgens hackedicht

Zu allem Überfluss hat uns in dieser unwirtlichen Gegend auch noch eine Hitzewelle eingeholt. Wir fahren bei 42 Grad durch eine der trostlosesten Gegenden, die ich je gesehen habe. Armut, verrostete Trailer, in denen die indianische Bevölkerung haust und armselige Dörfer sind die Begleiter auf unserem Weg ins Monument Valley.

Auch beim Stopp in Tuba City erleben wir die Armut und Kriminalität in dieser Gegend, die Cops kreisen ständig um das „Sternerestaurant“ namens McDonald. Von hier aus geht es weiter auf der SR 160 durch eine heiße und trostlose Gegend, immer geradeaus bis Kayenta. Nach diesem Knoten- und Versorgungspunkt biegen wir ab auf die SR 163 ins Marlborough Country.

Die Kulisse aus roten Felsen lässt uns hoffen, dass John Wayne, Clint Eastwood oder wenigstens Dimitri mit seinem Esel aus dem Schuh des Manitu entlang der Strecke auftauchen. Die Landschaft wird immer sehenswerter und atemberaubender, je näher wir dem Monument Tribal Park kommen. Doch bis es so weit ist, steht noch ein Stopp an einem der Verkaufsstände der Navajos an, um der zuhause gebliebenen, geliebten Sauerländerin ein standesgemäßes Geschenk aus Silber und Federschmuck mitzubringen.

Spannend und Unterhaltsam geht es auch im 2.Teil der USA-Reise weiter…

 

 

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