Der technische Fortschritt ist unaufhaltsam – auch bei Motorradbatterien. Wir haben uns fünf Lade-Spezialisten für LI-Ionen-Akkus vorgenommen und durchgecheckt.
Im letzten Jahrhundert, nachdem sich die 12-Volt-Bordspannung im Motorradbau durchgesetzt hatte, galt noch die wartungsfreie Blei-Säure-Batterie als großer Durchbruch. Dann folgten Gel- und schließlich AGM-Akkus, die auch lageunabhängig betrieben werden konnten und gar keine flüssige Säure mehr enthielten.
Lithium-Ionen-Technik
Heutzutage ist es nun die Lithium-Ionen-Technik, die nach ihrem Siegeszug in Smartphone und Laptop auch bei unseren geliebten Zweirädern Einzug hält. Vor allem bei Cus-tombikes und im Rennsport sind die kompakten und leistungsstarken Kraftspender längst die erste Wahl. Und wussten vor einigen Jahren nur wenige Technikspezialisten über die sagenumwobenen LiFePO4-Kraftquellen Bescheid, kann man sie inzwischen überall kaufen.
Offenbar tun wir dies so zahlreich, dass auch die Zubehörindustrie längst reagiert hat und spezielle Ladegeräte für Lithium-Ionen-Batterien
anbietet. Fünf von ihnen haben wir miteinander verglichen.
Universalgerät oder Spezialist?
Während die meisten Hersteller zu diesem Zweck ihre bereits etablierten Modelle um einen zusätzlichen Modus für Lithium-Akkus erweiterten, geht CTEK einen anderen Weg und bringt ein Gerät auf den Markt, das sich ausschließlich für das Laden von Lithium-Ionen-Batterien eignet. So viel Konsequenz erzeugt Respekt, allerdings sind 100 Euro ein stolzer Preis für ein Gerät, das selbst bei Bedarf nicht dafür verwendet werden kann, auch eine klassische Starterbatterie zu laden.
So empfiehlt sich ein Blick in die „Technischen Daten“, um den eigenen Favoriten für seine persönlichen Anforderungen zu finden. Zwei der getesteten Geräte decken die gesamte Bandbreite von der 6-Volt-Blei-Säure-Batterie bis hin zur Li-Ionen-Batterie ab. Und mit den gängigen 12-Volt-Starterbatterien können, vom CTEK-Gerät einmal abgesehen, alle der vorgestellten Geräte umgehen.
Absaar Pro 4.0 Li AKKUBETRIEBEN
Ladezyklus: mikroprozessorgesteuert, elfstufig, CAN-Bus geeignet: nein, Batterietypen: alle bis 95 Ah, Umschaltbar auf 6 Volt: ja, Ladestrom: 4 A, Sonstiges: Wintermodus, Wandmontage möglich, funkenfrei, Lieferumfang: 2 Kabel mit Krokodilklemmen und Ösen, Garantie: 2 Jahre, Preis: 45,– Euro, Bezugsquelle: www.bwidee.de
In der Praxis
Die Bedienung und sämtliche Informationen über den angeschlossenen Akku sind beim Ladegerät von Absaar am besten dargestellt. Auch ohne Studium der äußerst knappen Bedienungsanleitung ist alles sofort verständlich. Als einziges Ladegerät im Test zeigt dieses per LCD-Display die Spannung der Batterie als Zahlenwert an. Außerdem geben eindeutige Symbole Auskunft über Fehlermeldungen, wie ein verpolt angeschlossenes Kabel, eine nicht richtig sitzende Krokodilklemme oder eine defekte Batterie. Über einen Mode-Schalter kann der zu ladende Batterietyp eingestellt werden. Zur Wahl stehen dabei 12 V-LifePo, 12 V-Standard, Wintermodus, aber auch 6 V-Standard. Ein Symbol im rechten Teil des Displays stellt den Ladestand der Batterie graphisch dar, ähnlich der Anzeige eines Smartphones. Zum Lieferumfang gehören zwei Kabel, die per Stecker verbunden werden. Diese sind jedoch nicht wasserdicht, wie bei allen anderen Geräten im Vergleich. Auch eine leicht zugängliche Sicherung sucht man vergebens. Dafür besitzt die Elektronik einen Kurzschluss- und Verpolungsschutz. Sie erkennt außerdem sulfatisierte Akkus und startet selbstständig ein entsprechendes Pflegeprogramm. Das
robuste Gehäuse verfügt über eine Möglichkeit zur Wandmontage.
Fazit
Das beste Gerät zum niedrigsten Preis.
CTEK LiFePO4 Battery Charger Lithium XS
Ladezyklus: mikroprozessorgesteuert, achtstufig, CAN-Bus geeignet: nein, Batterietypen: ausschließlich für LiFePO bis 60 Ah, Umschaltbar auf 6 Volt: nein, Ladestrom: 5 A, Sonstiges: kein Wintermodus, Wandmontage möglich, funkenfrei, Lieferumfang: 2 Kabel mit Krokodilklemmen und Ösen, Schutzbeutel mit aufgedrucktem Anschlussplan, Garantie: 5 Jahre, Preis: 100,– Euro, Bezugsquelle: www.ctek.com
In der Praxis
Das Gerät von CTEK ist als einziges Gerät im Vergleich ausschließlich für das Laden von LiFePO-Akkus gedacht. Da auf eine Umschaltung für andere Batterietypen verzichtet wurde, ist die Bedienung denkbar einfach und beschränkt sich auf das Anschließen. Auf dem Gehäuse ist mittels LEDs der achtstufige Ladezyklus dargestellt. Laut Bedienungsanleitung ist die Batterie ab Stufe drei stark genug, um einen Motor zu starten und bei Stufe sieben vollständig geladen. Danach springt das Gerät in den Erhaltungsmodus auf Stufe acht. Das Ladegerät von CTEK ist in der Lage, den Unterspannungsschutz von LiFePO-Batterien zu umgehen, deren Elektronik die Batterie vom Bordnetz trennt, wenn eine kritische Spannung unterschritten wird. Durch zehnsekündiges Drücken der Reset-Taste öffnet das Ladegerät diesen Unterspannungsschutz und ermöglich dann die Aufladung. Durch kurzes Drücken der Reset-Taste kann außerdem der gesamte Ladezyklus neu gestartet werden. Die Elektronik besitzt einen Schutz vor Unter- und Überspannung. Eine leicht zugängliche Sicherung sucht man vergebens. Das Gehäuse ist staub- und wassergeschützt nach IP65-Standard und kann an der Wand montiert werden. Die Krokodilklemmen sitzen sehr sicher. Ihre abgerundete Kunststoffisolierung könnte jedoch schlanker ausfallen und an kleineren Batteriepolen Probleme bereiten. Wahlweise ist ein Ladekabel mit anschraubbaren Ösen im Lieferumfang enthalten. Beide Kabel werden über einen wasserdichten Stecker mit dem Gerät verbunden.
Fazit
Teurer Spezialist, ausschließlich für LiFePO-Akkus.
JMP 4000 AKKUBETRIEBEN
Ladezyklus: mikroprozessorgesteuert, achtstufig, Für CAN-bus geeignet: nein, Batterietypen: alle bis 60 Ah, Umschaltbar auf 6 Volt: nein, Ladestrom: 1 A/4 A, Sonstiges: Wintermodus, Wandmontage möglich, funkenfrei, Lieferumfang: 3 Kabel mit Krokodilklemmen, Ösen und Bordsteckdose groß und klein, Garantie: 5 Jahre, Preis: 57,– Euro, Bezugsquelle: www.matthies.de
In der Praxis
Das Gerät von JMP fällt durch clevere Detaillösungen auf. So ist das Gehäuse nicht nur für die Wandmontage geeignet, sondern lässt sich mit dem schwenkbaren Fuß auch in zwei verschiedenen Winkeln aufrichten. An der Oberseite sitzt eine batteriebetriebene LED, die auch ohne Netzstecker funktioniert und in dunklen Garagen beim Anschluss der Klemmen helfen kann. Diese sitzen bombenfest an den Polen. Der Verbindungsstecker des Kabels ist wasserdicht. Insgesamt gehören drei verschiedene Kabel zum Lieferumfang. So ist neben den üblichen Ösen und Klemmen auch ein Kabel für den Zigarettenanzünder mit dabei. Die Elektronik beherrscht die Erhaltungsladung ebenso wie das funkenfreie Anschließen und kann durch fünfsekündiges Drücken der Mode-Taste in den Boost-Modus versetzt werden, mit dem versucht werden kann, auch tiefentladene Batterien nochmals zu beleben. Umweltbewussten Sparfüchsen wird außerdem der hohe Wirkungsgrad der Elektronik von 92 Prozent zusagen, der die Stromaufnahme des Geräts vergleichsweise niedrig hält und gut fünf Prozent effektiver arbeitet als andere Geräte mit vergleichbarem Ladestrom. Leider besitzt das JMP nur eine einzige Fehler-LED. Die Bedeutung der ausgegebenen Blink-Codes muss daher im Handbuch nachgeschlagen werden. Dieses ist jedoch verständlich gehalten, außerdem liegt eine farbig bebilderte Schnellstartanleitung bei. Schließt man das Gerät ohne eingesteckten Netzstecker an die Batterie an, so springt es in den Akkutestmodus und ist in der Lage, den Zustand der Batterie in fünf Stufen anzuzeigen.
Fazit
Kompaktes Ladegerät mit cleveren Details.
Louis Pro Charger 4000 AKKUBETRIEBEN
Ladezyklus: mikroprozessorgesteuert, siebenstufig, CAN-Bus geeignet: ja, Batterietypen: alle bis 60 Ah, Umschaltbar auf 6 Volt: nein, Ladestrom: 1 A/4 A, Sonstiges: Wintermodus, keine Wandmontage möglich, funkenfrei, Lieferumfang: 2 Kabel mit Krokodilklemmen und Ösen, Gewährleistung: 2 Jahre, Preis: 100,– Euro, Bezugsquelle: www.louis.de
In der Praxis
Das wertige Gehäuse ist relativ groß und schwer. Es erfüllt die Schutzklasse IP65 und ist somit resistent gegen Wasser und Staub. Die Bedienung ist weitestgehend selbsterklärend, da neben den einstellbaren Lademodi jeweils eindeutige Symbole aufgedruckt sind. Lediglich bei den vier Fehler-LEDs lohnt ein zusätzlicher Blick in die farbige und bebilderte Bedienungsanleitung. Sie ist umfangreich und beantwortet alle offenen Fragen ausführlich und verständlich. Der ProCharger erkennt defekte und verpolt angeschlossene Akkus ebenso wie tiefentladene oder sulfatisierte Exemplare. In solchen Fälle startet die Elektronik automatisch den Pflegemodus, um die Batterien wiederzubeleben. Im Wintermodus, für das Laden bei Temperaturen unter fünf Grad Celsius, wird die Ladespannung auf 14,7 Volt angehoben. In diesem Modus können auch AGM-Batterien optimal geladen werden. Wie weit die Batterie aufgeladen ist, zeigt der ProCharger über fünf LEDs an. Ein Überladen ist nicht möglich. Die siebenstufige Elektronik besitzt mehrere Kennlinien, aus denen sie je nach Zustand der Batterie die optimale auswählen kann. Die Sicherung des Geräts sitzt gut zugänglich im jeweils angeschlossenen Ladekabel, das über einen wasserdichten Stecker angeschlossen wird. Zwei Stecker sind im Lieferumfang enthalten. Einer besitzt Krokodilklemmen, der andere anschraubbare Ösen. Bei den Krokodilklemmen fällt auf, dass die Isolierung nicht bis zur Spitze der Zangen reicht, wodurch auch kleinere Batteriepole gut zu erreichen sind.
Fazit
Komfort und Vielseitigkeit zum gehobenen Preis.
Noco Genius G3500EU AKKUBETRIEBEN
Ladezyklus: mikroprozessorgesteuert , achtstufig, Für CAN-Bus geeignet: ja, Batterietypen: alle bis 120 Ah, Umschaltbar auf 6 Volt: ja, Ladestrom: 0,9/3,5 A, Sonstiges: Wintermodus, Wandmontage möglich, funkenfrei, Lieferumfang: 1 Kabel mit Krokodilklemmen und Ösen, Befestigungsschrauben, Garantie: 5 Jahre, Preis: 57,– Euro, Bezugsquelle: www.matthies.de
In der Praxis
Die Zahl der möglichen Einstellungen ist am Genius G3500 von Noco am größten. So besitzt es beispielsweise einen Modus mit reduziertem Ladestrom für kleine Batterien (2–35 Ah). Ein Modus ist für kalte Umgebungstemperaturen und AGM-Batterien und es gibt auch einen Repair-Modus, der tiefentladene und sulfatisierte Blei-Säure-Batterien bei einer erhöhten Spannung von 16,5 V wiederbeleben kann. Allerdings sollte dieser Modus auf keinen Fall auf Lithium-Akkus angewandt werden, die extrem empfindlich auf Überspannung reagieren. Generell ist das Auswählen des richtigen Lademodus also komplizierter als bei den anderen Geräten. Manchen werden die Möglichkeiten des Noco begeistern. Wer einfach nur seine Batterie laden will, ohne sich lange einzuarbeiten, könnte überfordert sein. Dieser Vielfalt der Lademodi steht entgehen, dass es nur eine einzige LED für die Anzeige von Fehlern gibt. Zum Auslesen der Fehler muss anfangs die Bedienungsanleitung hinzugezogen werden, um nachzuschlagen, was der jeweilige Blink-Code bedeutet. Das stoß- und druckfeste Gehäuse ist robust und sauber verarbeitet. Im Lieferumfang liegen vier Schrauben bei, mit denen das Gerät auch an die Wand geschraubt werden kann. Es ist zudem nach IP65-Standard schmutz- und wasserabweisend. Die groß dimensionierten Klemmen sind wertig verarbeitet. Sie sitzen sicher, rutschen bei Belastung aber etwas leichter von den Batteriepolen als die Klemmen der Konkurrenz. Eine clevere Lösung ist der Aufbau des Kabels. Die Krokodilklemmen sind einfach an die Ösen des Ladekabels angeschraubt und lassen sich demontieren, wenn sie nicht gebraucht werden. So spart man sich ein zweites Kabel und kann dieses zwischenzeitlich nicht in der Werkstatt verlegen. Die Sicherung sitzt direkt im Kabel, ist geschützt und gut zugänglich. Der wasserdichte Verbindungsstecker des Kabels ist mit einem Taster gesichert.
Fazit
Komplexer Alleskönner für Kontrollfreaks.