Die Überschrift klingt zwar ziemlich komisch, aber genau so hat der Erbauer seine wunderbare Harley-Davidson Sportster getauft: „Droose“ leitet sich aus Dr(unken) (M)oose ab.

Es gibt allerdings eine zweite Variante, was „Droose“ bedeuten kann, nämlich (Dr)opped (G)oose, was so viel wie heruntergefallene Gans bedeutet. Und das passt dann für das Motorrad schon viel besser, denn es hat tatsächlich einen Gooseneck-Rahmen. Dessen Lenkkopf hat der Erbauer, der Niederländer Mario van Kruysbergen, sehr tief (sprich: dropped) angelenkt.

Alle paar Jahre haut Mario ein spektakuläres Custombike raus

Mario ist kein Unbekannter in der Szene, denn seinen Lebensunterhalt bestreitet der Chef der Firma Kruyswater Motorfietsen hauptsächlich mit dem Bau von Springergabeln. Alle paar Jahre allerdings haut der Mann aus dem niederländischen Dreumel auch ein spektakuläres Custombike raus, quasi als Fingerübung, um allen zu zeigen, was er draufhat. Bereits vor bald 10 Jahren schlug Mario mit einem herrlich schlanken Bike mit Yamaha XS 650-Motor auf, dessen Zylinderköpfe er pfiffigerweise um 180 Grad gedreht hatte.

2000 Arbeitsstunden und rund 5 Jahre Aufbauzeit stecken im Bike

Auch für seine „Droose“ hat er sich ein ganz besonderes Leckerli einfallen lassen, denn wer macht sich schon die Mühe, einem Oldie-Motor einen Kompressor zu verpassen. Mario bewies bei der Auswahl seines Verdichters Umsicht, denn er entschied sich für einen verhältnismäßig kleinen Lader, einen Aisin AMR500, den er unter den Monositz packen konnte. Somit hatte er aber ein Problem, denn der Kompressor muss ja irgendwie angetrieben werden.

Harley-Davidson Sportster – Ein Oldie-Motor mit Kompressor

Hierfür konstruierte und baute der Niederländer kurzerhand einen kongenialen Zahnriemenantrieb, der die Kraft an der Kurbelwelle aufnimmt und über eine 90-Grad-Zwischenwelle nach hinten zum Kompressor leitet. Der Lader verdichtet das Benzin-Luftgemisch, das er von einem S&S-Shorty-Vergaser geliefert bekommt, auf maximal 0,9 Bar. Der 1000 Kubikzentimeter große Ironhead-Motor selbst ist natürlich auch optimiert worden. Die Kurbelwelle wurde gewuchtet, die Zylinderköpfe geportet und die originalen Nockenwellen bekamen ein neues Nockenprofil, das die Ventile länger und höher öffnet. Eine Doppelzündung sorgt dafür, dass der Funke stets zuverlässig überspringt.

Ästhetik pur: Zahnriemenantrieb zum Kompressor

Das Starrrahmen-Fahrwerk samt der flach angestellten Springergabel ist ein kompletter Eigenbau von Kruyswater Motorfietsen. Ebenfalls viel Arbeit hat Mario in den Tank und den Heckfender gesteckt. Beide Teile hatte er im Regal rumliegen und beide Teile hat er jeweils längs in zwei Hälften geschnitten. Beim Tank war das insofern notwendig, weil die beiden Hälften jetzt unterschiedliche Aufgaben erfüllen: Links ist das Benzinfass, rechts der Öltank des Trockensumpfes.

Harley-Davidson Sportster – Ironhead im Eigenbaurahmen

Das ist für sich gesehen zwar nichts Neues, das haben wir schon öfter gesehen, aber die Art und Weise, wie und wo Mario einen externen Ölfilter untergebracht hat, ist dann doch wieder neu. Kurios: Die Hälften von Tank und Fender verband er mit kleinen, gekreuzten Edelstahlplättchen, die wie die Schnürung eines Korsetts aussehen, herzallerliebst kommt an Ende des Heckfenders das Schläufchen aus Metall.

Die Lampe stammt von einem Motorrad der Eisenacher Motorradwerke

Die Trommelbremsen in den Rädern stammen übrigens aus originalen Harley-Davidson-Motorrädern. Vorne benutzte der Erbauer die Simplex-Trommel eines K-Modells (sein Kommentar: kaum Wirkung!). Hinten bemüht sich die originale Trommel einer Ironhead um Verzögerung. Marios Kommentar zu diesem Bauteil: Bremswirkung nicht erwähnenswert!

Die Trommelbremsen bremsen … eher nicht

Unser Gimmick-Highlight war aber eindeutig die Tatsache, dass das Kennzeichen, stellt man das Bike auf seinen Hauptständer, einklappt. Schiebt man das Bike vom Ständer runter, klappt das Kennzeichen wieder aus. Das hat man so ähnlich auch schon gesehen, aber meistens werden solche Mechanismen dann manuell über Bowdenzüge bedient. Eine mechanische Koppelung mit dem Hauptständer war uns jedenfalls neu und hat für viele erstaunte Blicke bei den Betrachtern gesorgt. Aber nicht nur deshalb hat diese Ironhead jede Menge Pokale auf Europas wichtigsten Bikeshows eingeheimst.

Info | kruyswatermotorfietsen.nl