Dieses rostige Harley WL Flathead Gespann sieht nur auf den ersten Blick aus wie ein fahrender Schrotthaufen, also nicht täuschen lassen
In der Tat, diese WL Flathead gaukelt uns was vor. Was wie Schrott aussieht, verbirgt einige moderne Komponenten. Und damit meinen wir nicht nur den verbauten Kompressor. Auch die Optik hat ihre Geheimnisse. Peter Forsberg, der Besitzer dieses ungewöhnlichen Dreirads, hilft nämlich auch hier mit selbst entwickelten Ingredienzien nach. Doch beginnen wir von vorn.
WL Flathead, eine alte Bekannte
Seit über zwanzig Jahren befindet sich die WL inzwischen in Peters Besitz. Das Bike war damals bereits fünfzig Jahre on the road. Da das alte Eisen vorher einem Freund gehörte, kennt es der jetzige Besitzer aber schon länger. Er hatte schon damals immer die Schrauberarbeiten ausgeführt. Weil sein Freund nicht gerade pfleglich mit dem Bike umging, war halt immer etwas daran zu tun.

Als der Vorbesitzer irgendwann die Schnauze voll hatte, ergriff Foppa, wie ihn seine Kumpels nennen, die Chance. Für kleines Geld übernahm er das Bike. Der ehemalige Bodybuilder schweißte sich aus Kinderfahrrad-Lenkern einen Apehanger zurecht. Mit dem wurde er natürlich nicht windschlüpfriger. Der sowieso schon nicht sehr starke Seitenventiler musste sich noch mehr anstrengen.
Die Idee mit dem Seitenwagen
Als liebevoller Vater kam Foppa auf die Idee, einen Seitenwagen anzubauen. In dem sollte ihn sein Sohn Felix begleiten. Als Boot benutzte er ein 200 Liter-Ölfass. Natürlich wurde das Gefährt damit noch langsamer. Der Motor brauchte dringend ein paar Extrapferdchen. Doch woher nehmen?

In Peters Garage lag schon seit einigen Jahren ein Kompressor aus einem Saab Kampfflugzeug arbeitslos herum. Der hatte damals die Aufgabe, den Kabinendruck zu gewährleisten. Die Idee zu seiner Reaktivierung spuckte nicht lange in Peters Kopf. Er versuchte es einfach. Angetrieben von einer Kette, drückt der Blower nun kräftig Luft in die Brennräume des Flathead.
WL Flathead mit Saab-Kompressor
Neben der Extraportion Power freut sich der Erbauer vor allem auf den singenden Ton des Superchargers. Für die Gemischaufbereitung griff Peter auf einen Mikuni-Vergaser aus einem Motocross-Bike zurück. Er hielt es für einen Frevel, den altehrwürdigen Linkert zu vergewaltigen. Für den Ernstfall hat der Schwede ein Bypass-Ventil entwickelt. Mit dem kann er den Kompressor abklemmen. Der drückt im Normalfall mit 0,3 bar Überdruck in die Brennkammern. Das sorgt einerseits für ansprechende Fahrleistungen, andererseits aber auch für einen rapide abnehmenden Pegel im 4,5-Liter-Tank.

Alle Tankwarte der Umgebung kennt Foppa bereits beim Vornamen. Der Gespanntreiber kann sich noch an einen Familienausflug erinnern, bei dem er auf einer 60 Kilometern lange Strecke zwei Tankstopps einlegen musste. Auch sonst ist er sich der Aufmerksamkeit anderer Verkehrsteilnehmer sicher. Die Optik seines zur „Ratte“ mutierten Gespanns sorgt schon dafür. Um diese zu gewährleisten, hat sich Peter einiges einfallen lassen.
Aus liebe zum Rostlook
Er mag Rost-Look. Einige der verbauten Parts hat er extra im Garten unter freiem Himmel angammeln lassen. War das Wetter zu trocken, half er auch schon mal mit dem Gartenschlauch nach. Die dadurch entstandene Patina pflegt er zusätzlich mit selbst entwickeltem Rostspray: In einer Edelstahlbüchse sammelt er rostige Schrottteile, die er ebenfalls in Wasser liegen lässt.

Selbst Peters kleiner Sohn versorgt ihn schon mit Material, das er im Rinnstein findet. Regelmäßig „erntet“ der Rostzüchter das braune Eisenoxid und sammelt es. Mit dem sprüht er sein Bike an Stellen ein, an denen es nicht von selbst rosten will oder soll. Da sag mal einer, unsere Szene wäre nicht total verrückt …













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