Ein Meisterwerk von Fred „Krugger“ Bertrand: Eine Hommage an die Harley-Davidson XR 750 mit S&S Shovelhead.

Frederic Bertrand, a.k.a. Krugger, hat es gern gemütlich: Sein Steinhaus aus den typischen Ardenner Basaltfelsen liegt in dem kleinen Ort Basse-Bodeux, nicht weit von Lüttich und Spa-Francorchamps entfernt, der berühmten belgischen Formel-1 und Motorrad-Rennstrecke. In der kleinen Werkstatt stehen meist mehrere Projekte auf den Hebebühnen, Autos wie Motorräder, an denen der belgische Custombike-Spezialist alleine arbeitet.

Jedes von Freds Bikes ist ein absolutes Einzelstück

Die Zahl der aufgebauten Fahrzeuge, die jedes Jahr diese Werkstatt verlassen, hält sich in engen Grenzen – doch fast jedes Krugger-Bike konnte man bisher auf den Titelbildern internationaler Custombike-Magazine finden. So auch die hier gezeigte „Overmile“. Am liebsten arbeitet Fred für Kunden, die ihm eine „Carte Blanche“ hinlegen: Einen Barcheck, in welchen der Betrag erst am Ende des Aufbaus eingesetzt werden kann.

Frederic „Krugger“ Bertrand: Der Belgier aus Basse-Bodeux ist unbestritten einer der weltbesten Customizer

Solche Kunden sind selten – und doch finden begüterte Liebhaber immer wieder den Weg in die belgischen Ardennen. „Es macht keinen Spaß, sich immer zu wiederholen“, erklärt Fred bei unserem Besuch in seiner Werkstatt, „es gibt so viele Ideen und Designs, dass jedes meiner Motorräder ein absolutes Einzelstück ist.“

S&S Shovelhead mit 103 Cubic Inches Hubraum

Weshalb er seine Kunden gelegentlich auch zu ihrem Glück „überreden“ muss, wenn sie sich auf eine der bereits gebauten Krugger-Kreationen festgelegt haben. Schon ewig schwirrte der ikonische Flat-Tracker XR 750 in den Träumen von Fred herum – was ihm einzig fehlte, war ein Kunde, der den notwendigen Blankoscheck auf den Tisch legte.

Die neuen Mini-Bremsscheiben sind schwimmend gelagert und werden wie die Buell-Perimeterschieben innen von der Zange umfasst

Der erschien letztlich in Form von Albert Alberty aus dem nahen Luxembourg. Passend zum Stil der XR 750 wählte Fred den wuchtigen 103 Cubic Inch S&S Shovelhead als Antrieb aus. Fred bog dazu einen Doppelschleifen-Rohrrahmen mit einer passenden Schwinge, deren „Zweirohr-Design“ sich in zahllosen Detaillösungen der Maschine, bis hin zum Ständer, wiederfindet.

S&S Shovelhead mit Baker 6-Gang-Getriebe

Damit das massive Triebwerk samt Getriebe so eng wie möglich in den Rahmen eingepasst werden konnte – die XR besitzt immerhin einen Sportster-ähnlichen Motor mit integriertem Getriebe – stellte Fred das Baker 6-Gang Getriebe aufrecht hinter das Triebwerk. Die Zylinderköpfe sind in die Metallarbeit des Tank-Dummies eingelassen, denn unter den beiden Tank-Covern befindet sich lediglich der 3,2 Liter fassende Öltank und die Bordelektrik.

Technik pur: Offener Duplexketten-Primär made by Krugger

Der eigentliche 10-Liter Tank findet sich im Heckteil und unter dem Lederpolster der Sitzbank. Eine Öhlins Upside-down-Gabel und spezielle Fournales „Airride“ Stoßdämpfer mit integriertem Kompressor – wie bei den Softail-Modellen unter dem Rahmen versteckt – komplettieren das Fahrwerk. Eine eigene Betrachtung verdienen die „Inboard“-Bremsen des französische Bremsenspezialist Beringer, die klassisch aussehen, aber bei Bedarf heftig verzögern.

Die Inboard-Bremsen verfügen über eine ausgefeilte Ableitung der Hitze

Der französische Bremsenhersteller hat die Entwicklung zu kleineren, optisch cleaneren Bremsanlagen entscheidend vorangetrieben – und sich intensiv mit den damit verbundenen Überhitzungsproblemen beschäftigt. Die winzigen Scheiben der Beringer-Anlage sitzen innerhalb einer eigens gefertigten Nabe, welche die entstehende Wärme gleich über mehrere Kontaktpunkte und Schraubverbindungen an Rad und Speichen abgibt. Zusätzlich wird durch Unterdruck Luft in die Nabe gesaugt und durch spezielle Kühlluftschlitze wieder ausgeleitet.

Geriffelte Sportler-Rasten: Die „Overmile“soll an die legendäre Dirt Tracker XR 750 erinnern

Besitzer Albert Alberty konnte es jedenfalls kaum noch erwarten, bei seinem Bike auch am Gasgriff zu drehen. Am Faaker See während der European Bike Week hatte er erstmals Gelegenheit, die „Overmile“ auf europäischem Boden einem breiten Publikum zu zeigen. Selbst Willie G. Davidson stand mehrere Minuten andächtig vor der Interpretation des klassischen XR Racers. Wenn das mal keine Anerkennung ist …

Info | krugger.net