In unserer Rubrik „Meilensteine“ huldigen wir heute einem radikalen Eigenbau mit S&S Panhead, der vor 15 Jahren alles abräumte.
Unter den Blinden ist der Einäugige König, heißt ein Sprichwort. Ob der Besitzer dieses Ausnahme-Bikes sich von diesem Sinnspruch oder vielleicht von dem amerikanischen Gangsterthriller „One Eyed King” zu der Namensgebung inspirieren ließ, bleibt offen. Der Mann ist Japaner, lebt in Japan und auch das Bike selbst ist in Japan entstanden. Gebaut wurde diese Schönheit von Kenji Nagai. Der gründete bereits 1994 einen Custombike-Shop in Nagoya. Und weil Kenji stets und ausschließlich top Qualität ablieferte, stellte sich rasch geschäftlicher Erfolg ein.
Spezialisiert auf CNC-Technik
Die Firma „Ken’s Factory” wuchs, Kenji vergrößerte die Firma und stellte Leute ein. Zusätzlich spezialisierten sich die Japaner auf die CNC-Technik, was sie in die Lage versetzte, viele Teile selbst zu produzieren. Zwischenzeitlich hat der fleißige Customizer unter dem Namen „Cycle Kraft“ auch noch einen Shop in Los Angeles eröffnet, in dem allerlei selbst produzierte Billet-Teile feilgeboten werden.
Was der Japaner an der CNC-Maschine zu leisten in der Lage ist, davon gibt das hier vorgestellte Bike ein beredtes Zeugnis ab. Die Maschine, die 2009 in Bad Salzuflen von den Bikeshow-Teilnehmern zum Best of Show gewählt wurde, ist ein einziges Statement in CNC-Frästechnik. Allein die Parallelogramm-Gabel ist schon zum Niederknien schön gearbeitet.
S&S Panhead mit Eigenbau-Einspritzung
Aber auch andere Details wissen zu begeistern. Super edel kommen zum Beispiel die Zylinderkopfdeckel oder die seitlichen Motorendeckel des S&S Panhead rüber. Doch auch vor motorentechnischen Herausforderungen schreckt Kenji nicht zurück.
Da es wegen des Old Style-Flairs unbedingt ein Pan Style-Motor sein sollte, es für einen solchen aber keine Einspritzanlage gibt, baute der Japaner sich eben seine eigene Electric Fuel Injection und stimmte diese mit eigener Hardware/Software ab – ein absoluter Hammer, denn selbst das Gehäuse, in dem die Einspritzdüsen stecken, fräste der detailbesessene Kenji selbst. Rahmen, Räder, Auspuff und die Tanks, Lenker, Fußrasten und die Fender – das sind dann schon eher Fingerübungen für den Alleskönner.
One neyen king = 1913. Ist das wirklich einfach?
„Was bedeutet eigentlich die Zahl 1913 hinten auf der gefrästen Startnummertafel?“, fragten wir beim Erbauer nach. „Ach, das ist recht einfach zu erklären“, so Kenji, „der Kunde, für den ich das Bike gebaut habe, wollte unbedingt eine Startnummerntafel mit einer Ziffer drauf, und die setzt sich zusammen aus der 1 für One, 9 = phonetisch n-eye-n (klingt im Englischen wie ‘eye’ zwischen den beiden n), und der König ist die dreizehnte Karte im Spiel. One neyen king = 1913.” So einfach ist das also.
Übrigens: Nicht nur in Bad Salzuflen, sondern auch auf der 18th annual Los Angeles Calendar Motorcycles Show wurde das Bike – wenn wundert’s – zum Best of Show gewählt, was wiederum beweist, dass sich Qualität und Ästhetik überall durchsetzt und die Juroren diesseits und jenseits des Atlantiks sehr wohl wissen, wo der Custom-Hammer hängt.
Info | kens-factory