Mit Harleys hatte der Norweger „Rikken“ lange Zeit nicht viel am Hut. Das hat sich durch diesen Shovelhead Chopper radikal geändert.
Aufgebaut wurde dieser Hingucker von Rikken, einem motorradbegeisterten Schrauber aus dem norwegischen Oslo. Rikken hat in seinem Leben schon einiges mitgemacht. Er war schon Seemann und auch als Trucker unterwegs. Seit 1990 fertigt er exklusive Custombikes an und betreibt in Vollzeit einen Shop im Osloer Ortsteil Høyenhall.
Die zwei Dell’Ortos erinnern an die legendäre XR 750
Auf dem jährlich stattfindenden Bikemeeting „Oslo Open“ stach uns der über und über tätowierte Typ direkt ins Auge. An seinem Stand fanden wir einige scharfe Bikes, von denen wir euch das mit der auffälligen Zahl am Tank näher vorstellen wollen. Am Beeindruckendsten waren die beiden riesigen Vergaser, die rechts an den Köpfen sitzen. Rikken erklärte: „Ich hatte da diese zwei vorderen Zylinderköpfe rumliegen. Die habe ich dann auf einen Motorblock gesetzt. Um das verwirklichen zu können, musste ich allerdings erst recherchieren. Von Andrews gibt es eine spezielle Nockenwelle, die den Einbau von zwei vorderen Zylindern ermöglicht.“

Die Positionierung der zwei Dell’Ortos auf der in Fahrtrichtung rechten Seite hat ein prominentes Vorbild. Hier standen die legendäre XR 750 und die spätere zivile Version XR 1000 Pate. Und wie bei den historischen Vorbildern sitzen die Auspuffe logischerweise beide auf der linken Seiten und enden schon auf Höhe des Sechsganggetriebes in offenen Rohren.
Shovelhead Chopper im schwedischen Starrrahmen
Das ungewöhnliche Aggregat sitzt in einem starren Rahmen von Calles Chopperdelar aus dem Nachbarland Schweden. Die Gabelbrücken hat Rikken selbst hergestellt, diese halten originale Wide Glide-Gabelbeine. Deren Enden führen ein 21-zölliges Speichenrad von Custom Chrome, das mit einer Bremsscheibe des schwedischen Herstellers Drott verzögert wird. So schmal der vordere Reifen auch gehalten wurde, so fett geht es hinten zu. Ein satter 300er Metzeler macht sich auf einem weiteren CCE-Speichenrad breit. Zumindest der Geradeauslauf scheint so gesichert.

Der freie Durchblick durch das Speichenrad wird nur vom Kettenrad behindert. Die hintere Bremsscheibe sitzt nämlich auf der Achse des Abtriebsritzels. Diese „Right Side Transmission Brake“ stammt ebenfalls von Drott Motorcycles aus Schweden. Nachteil dieser Konstruktion: Reißt die Sekundärkette, kann der Fahrer nur noch auf die Bremse am Vorderrad vertrauen.
Nicht mal der Sitz des Shovelhead Chopper ist gefedert
Apropos Vertrauen: Ein solches muss der Fahrer auch in seine Nehmerqualitäten haben. Der schmale, flach abgepolsterte Sitz verzichtet auf jede weitere Federung. Wer darauf eine weite Reise plant, muss über einen echten „Ironbutt“ verfügen. Neben dem Sitz stammen auch der Apehanger und der Heckfender aus der Werkstatt von Rikken. Den Öltank von CCE hat der Osloer ebenfalls modifiziert. Mit Hilfe der vorverlegten Fußrasten von Twisted Choppers darf er sich zumindest über eine entspannte Sitzposition freuen.

Der linke Fuß ruht dann auf dem Kupplungspedal der hydraulischen Primo-Kupplung. Geschaltet wird per Handshifter. Hier hat Rikken eine weitere Spezialität verbaut. Auf dem Schaltknauf thront die Replika einer 45er Automatik-Pistole, wie sie von der amerikanischen Armee verwendet wird. Genau dieses Detail ist auch für die Zahlen auf dem Tank verantwortlich. Rikken klärt uns auf: „Das ist der Polizeicode für jemand, der auf der Straße mit einer Waffe herumhantiert. Wie lautet noch mal genaue Bezeichnung? Ach ja, Brandishing a weapon“, fährt er fort und zeigt uns gleich noch, wie per Pistolen-Abzug der Elektrostarter betätigt wird.
„Ich hoffe nur, das mich die Cops nicht vom Bike schießen“
Clevere Idee. „Ich hoffe nur, das mich die Cops nicht vom Bike schießen, wenn sie das Ding sehen“, grinst er. Dafür sollte man womöglich einen Waffenschein verlangen. Eigentlich hatten wir erwartet, dass Rikken für eines seiner auf der Bikeshow ausgestellten Bikes einen Preis bekommt. Doch die Oslo Open haben da eine Besonderheit. Es werden nur Bikes gewertet, die über ein Nummernschild verfügen. Rikken hatte nach eigenen Angaben keine Lust, seine Customs damit auszurüsten.

„Ich habe schon so viele Preise auf dem Kamin stehen. Das macht mir nichts aus. Es macht mich glücklich, wenn die Leute meine Arbeit zu schätzen wissen. Das genügt mir“, antwortet der bescheidene Schrauber, der wie schon eingangs erwähnt früher gar nichts mit Harleys am Hut hatte. Mit seiner Aussage „Harleys sind überteuerter Sch…“, hatte er uns zunächst geschockt. „Okay, das nehme ich zurück, ich wollte Euch nur provozieren. Aber mal im Ernst. Ich mag alle Arten von Motorrädern, Ducatis, alte Kawas … und ab und zu eben auch mal eine Harley.“ Zum Glück, sonst gäbe die wunderbare „417“ ja nonexistent.
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