Der Taiwanese Winston Yeh ist den Lesern unseres Magazins kein Unbekannter. Seit vielen Jahren begeistert er uns mit seinen Kreationen, hier zeigen wir einen Umbau auf Basis einer Harley-Davidson XR 1200.

Die weltweite Reputation, die der Schrauber inzwischen genießt, bringt es mit sich, dass er vermehrt Anfragen von Firmen bekommt. So sollte er für den Leiter der Dickies-Dependance in Taiwan dessen XR 1200 umbauen. Mit dem Motorrad hatte der Besitzer einige Wochen zuvor einen leichten Unfall, so dass sich die grundlegende Überholung sowieso anbot. Winston – sein Shop heißt Rough Crafts – ergriff die günstige Gelegenheit, um das seiner Meinung nach zwar gut gemeinte, aber schlecht umgesetzte Konzept eines Nachfolgers der legendären XR 750 auf eigene Art zu interpretieren.

Vorn verbeißt sich eine Sechskolbenzange in eine Lyndall-Scheibe aus dem Rennsport

Kaum stand das Bike in seiner Werkstatt, zerlegte er es komplett. Vom Serienbike blieb nicht viel übrig. Nur Antrieb und Rahmen bilden den Grundstock für den Racer-Nachbau, der eine Verbindung zwischen Klassik und Moderne darstellen soll. Für einen klassischen Vintage-Look orderte Winston Gabel und Schwinge einer Forty-Eight. Mit den Y-Speichenräder im Roland-Sands-Design weicht er zwar vom historischen Vorbild ab, die Felgen passen aber dennoch sehr gut ins Gesamtbild.

Von der Harley-Davidson XR 1200 blieb wenig übrig

Auch die modernen PM-Bremsen und die schwarz anodisierten Standrohre der Gabel stehen für den aktuellen Trend. Vervollständigt wird das Top-Fahrwerk durch Federbeine von Progressive Suspension. Die originalen Flat-Track-Racer verfügten je nach Version entweder über keine oder bestenfalls eine Bremse am Hinterrrad. Da das Bike aber für den täglichen Einsatz im Straßenverkehr gedacht ist, kommt hier natürlich bessere Technik zum Einsatz. Vorn verbeißt sich eine Sechskolbenzange in eine Lyndall-Scheibe aus dem Rennsport.

Luftfilter aus dem eigenen Programm: Rough Crafts Fine Velocity Stacks

Hinten greifen vier Kolben zu. Damit sollte die Gefahr eines erneuten Crashs eigentlich ausreichend gemindert werden. Ein modifizierter Sportster-Tank, der verlängert und verschlankt wurde, schwebt über dem in Schwarz getauchten Motor, dessen Gemisch statt von der serienmäßigen EFI nun mit der guten alten Vergasertechnik aufbereitet wird. Auch der Auspuff, der beim originalen Rennmotorrad auf der linken Seite platziert ist, verläuft harleytypisch auf der rechten Seite.

Flat-Track-Racer auf Sportster-Basis

Hierfür fertigte der Taiwanese einen eigenen 2-in-1-Krümmer mit Megaphon-Endtopf, der den passenden Namen „Tracker“ trägt. Die Heck-/Sitzkombination kennen Winstons Fans schon von seiner „Hooligan-Tactics“-Sportster. Sie ist ebenfalls eine eigene Entwicklung. Auch Lenker, Riser, Griffe oder Beleuchtungseinrichtungen sind eigene Produkte. Anderes Zubehör stammt von Roland Sands und wurde modifiziert und angepasst.

Die Basis für diesen Umbau war eine verunfallte H-D XR 1200

Am Ende stand noch die Farbgebung auf dem Plan. Da Dickies Arbeitskleidung herstellt, bot sich etwas in dieser Richtung an. Da es aber kein reines Themenbike werden sollte, entschied sich Winston, in Abstimmung mit den Farbkünstlern von Air Runner, für einen speziellen Look. Was hier aussieht wie mattes, leicht verrostetes Metall, kommt aus der Airbrushpistole und ist eine gekonnte Lackierung. Die gab dem Bike dann auch seinen Namen: Rusty Slider.

Info | roughcrafts.com