Nein, dies ist keine Harley, sondern eine RevTech Softail, bei der weder der Motor, noch der Rahmen aus Milwaukee kommen.

Bei dem Begriff Poser denkt man doch zuerst an Typen mit Jogginghose am Tresen in der Disco, aus dem Autofenster heraushängende Arme mit Rolex-Blendern, oder sogar an Typen, die ihre Motorradjacke mit toten Fliegen beschmeißen und dann behaupten, gerade 500 Kilometer abgerissen zu haben. Wahrscheinlich gerade deshalb, um einfach einmal etwas zu provozieren, beschloss Jörg, seinem TGS-Bike diesen Namen zu geben.

Softail-Bobber mit Revtech V2

Hinlänglich bekannt ist, dass TGS alles andere als „Poserbikes“ baut, auch wenn die Seppster-Baureihe schon dazu geeignet war, einen auf „dicke Hose“ zu machen. Aber genau das und die Kreativität von Tobias Guckel waren der Grund für den norddeutschen Kunden, mit seinen Vorstellungen ins 800 Kilometer entfernte Rappenhof zu TGS zu fahren. Dem Kunden geisterte ein cooler Bobber im Kopf herum, der natürlich absolut fahrbar sein sollte und trotzdem eine gute Figur macht.

Wer hat’s gebaut? Ein Blick auf den Luftfilter bringt Klarheit

So hatte TGS ziemlich freie Hand, was die Technik und das Design angeht. Der Kunde gab lediglich die grundlegende Form vor. Die Zutaten für einen Bobber sind ziemlich klar definiert. Und dennoch ist auch hier viel Spielraum für den Erbauer.

Der Rahmen ist ein Softail-Klon von Santee

Zum Pflichtprogramm bei einem Bobber gehören ein Einzelsitz, ein kleiner Tank, ein kurzes Heck, möglichst gleichgroße Ballonreifen und wenig Schnickschnack. Als Rahmen einigte man sich auf einen Rahmen von Santee, der für seine Passgenauigkeit bekannt ist. Der Lenkkopfwinkel fällt mit 32 Grad recht moderat aus. Das Vorderrad steckt in einer Springergabel von W&W.

Der Mini-Tacho von motogadget informiert in Höhe des linken Oberschenkels

Einer sauberen Optik wegen wurden Gabel und Lenker vor­her in der Farbe des Bikes lackiert; und natürlich laufen die Kabel versteckt im Lenker. Als Antrieb griff man auf einen TÜV-zertifizierten 88 Kubikinch großen RevTech-Motor zurück, da man bei einem Neuaufbau heutzutage ja die Euro-Norm einhalten muss und es nicht möglich ist, alte Motoren in neuen Rahmen zu verbauen.

Die Revtech Softail kann nicht nur posen

Außerdem sollte die „Poser“ nicht nur posen, sondern viel gefahren werden. Die Kraftübertragung zur Kupplung besorgt ein schlichter, offener Primärtrieb von BDL. Von dort geht es weiter über Fünfganggetriebe von RevTech und schließlich per Rollenkette zum Hinterrad. Eine sogenannte Ritzelbremse (sie müsste eigentlich korrekt Kettenradbremse heißen) sorgt dafür, dass der Blick auf das Speichenrad wenigstens auf der rechten Radseite schön clean ist.

Der Bobber taugt zum Fahren UND zum Posen

Zusammen mit der Bremse im Vorderrad gibt das eine Bremswirkung, von der die Fahrer der alten Bobber in den 50er Jahren nur träumen konnten. Auch bei den Rädern hielt man sich an die Vorbilder längst vergangener Jahre, als ein 170er Hinterreifen noch als „Breitreifen“ galt, was mit Sicherheit eine gute Fahrbarkeit bedeutet. Weißwandreifen sind zwar etwas pflegeintensiv, bieten aber immer wieder eine gute Optik, vor allem im Kontrast mit den in rot pulverbeschichteten Felgen.

Der Mustang-Tank wurde bei TGS modifiziert

Das mitschwingende Heck, den Öltank, den Kennzeichenhalter und den Sitz fertigte man bei TGS selber an und modifizierte den Mustang-Tank. Als Kontrast zu Grau und Chrom setzte das Team Fußrasten und Griffe in Schwarz/Messing ein, was den Oldschool-Look unterstreicht. Den Rest zu der stimmigen Optik trug Lackprofi Marcus Pfeil bei, der die Ideen von Kunde Jörg umsetzte und somit einen stimmigen Gesamteindruck schuf.

Info| tgs-motorcycles.de