Dieser schicke Show-Winner mit Ultima V2 ist keine Trailer-Queen, sondern das Alltagsbike von Rick Bonin. Mit dem Hingucker demonstriert der Mastermind der Firma Lightning Rod in Largo/Florida, was so geht in seiner Firma.

Lightning Rod Motorcycles fiel uns vor ein paar Jahren während der Daytona Bike Week auf, weil die Jungs aus der Tampa Bay in schöner Regelmäßigkeit kultige Cruiser-Chassis um kräftige Buell-Motoren bauten. Als Europäer gefiel uns das besonders, da die meisten Chopper und Cruiser in den Staaten zwar dicke, aber reichlich träge Motoren spazieren fahren. Die kompakten Motoren aus den Buells dagegen haben nicht nur ordentlich Schmalz, sondern ermöglichen auch eine kompakte Bauweise.

Beste Handlichkeit dank schmaler Bereifung

Und auch mit der neuen Produktlinie blieb sich die Firma weitgehend treu. Zwar stecken in den „Retro-Racer“ genannten Fahrwerken jetzt mächtig fette V-Twins im Evo-Style, doch sowohl die Länge als auch die Breite dieser Fahrzeuge ist erstaunlich kompakt. Beste Handlichkeit ergibt sich aus der sehr schmalen Bereifung, wobei Besitzer Rick auf die skeptische Nachfrage des Autors angesichts der riesigen 23 Zoll Felgengröße versicherte, dass dies keinerlei Rolle spiele, das Handing und der Wille des Vorderrads, einzulenken, einwandfrei sei. Wir haben es selbst auch ausprobiert und können die Aussage nur bestätigen.

Doppelpack I: Sowohl an der Gabel als auch am Sattel sorgen moderne Gasdruckstoßdämpfer für passablen Komfort

Sicherlich das optisch hervorstechendste Merkmal an diesem Bike ist die auffällige Gabel. Das herrliche Retro-Teil wird absolut alltagstauglich über zwei moderne Gasdruckstoßdämpfer gefedert und ist übrigens für jedermann unter der Produktbezeichnung „Knuckledragger“ zu kaufen. Auch den urig geformten Starrrahmen kann man einzeln erwerben.

Ein begnadeter Metallhandwerker …

Entwickelt und hergestellt wurde das komplette Rohrwerk samt Gabel übrigens nicht von Lightning Rod selbst, sondern von der ebenfalls in Largo (Stadteil von St. Petersberg) befreundeten Fahrzeugschlosserei „Symmetry“. Deren Chef Rob Hitch ist nicht nur ein durch und durch angefressener Motorradfreak, sondern auch ein begnadeter Metallhandwerker. Wir haben den Shop besucht und fühlten uns fast auf den Alten Kontinent versetzt.

Doppelpack II: In Zusammenarbeit mit der Single-Zange am Vorderrad sorgt dieser Zwillingspack am Hinterrad für ausreichende Verzögerungsarbeit. Das vermittelt ein beruhigendes Gefühl angesicht der 120 PS, die der bullige Ultima-V2 abdrückt

Alle Tugenden, die gemeinhin als typisch deutsch apostrophiert werden, lebt dieser Mann: Sauberes Arbeiten, Präzision, Ordentlichkeit, Verlässlichkeit – das ist Robert Hitch. Hinzu kommt, dass er auch noch ein netter, zuvorkommender Kerl ist. Kein Wunder erstickt der Mann in Aufträgen. Er hat etliche Kunden, darunter neben Lightning Rod auch die vom Franzosen Alain Bernard gegründete Firma Santiago Choppers, für die Hitch sämtliche Schwingen für die unterschiedlichsten Harley-Trike-Adaptionen herstellt.

Power satt: 1850er Ultima V2 mit 120 PS

Die drei Tokico-Bremszangen am hier vorgestellten Retro-Racer sind nebenbei bemerkt nicht etwa überkandidelter Humbug, sondern durchaus nötig, drückt doch der fast komplett aus dem Vollen geschnitzte, 1850 Kubik große V2 von Ultima dank 44er Mikuni-Flachschieber, völlig offenem Trichter und nur zart gedämpfter Mini-2-in-1 unverschämte 120 PS auf den Asphalt. Angesichts des recht leichten Aufbaus sind somit Fahrleistungen möglich, die jedem amerikanischen Cop das Blut in den Adern stocken lässt. So gesehen kann der Retro-Racer, wenn man es drauf anlegt, seinem Namen alle Ehre machen.