Gerrado Chillicos extreme Sportster Umbau mit Buell V2 haut einen ob seiner Finesse schier aus den Socken.

Es ist selten, dass man Willie G. Davidson von einem Motorrad beeindruckt sieht, aber als er den Preis der „Professional Builders“-Klasse während der Daytona Bike Week überreichte, kam der ehemalige Chefdesigner aus dem Staunen nicht mehr raus. Ultra-clean und in perfekter Verarbeitung rollte da ein Hybrid aus Buell und Sportster vor die Hauptbühne, eine perfekt gehämmerte Metallarbeit, welche in fließenden Formen ineinander übergeht und auseinander gefaltet werden kann.

Sportster Umbau mit dem V2 einer Buell XB12

Der Schöpfer dieses Bikes ist Gerrado Chillico, von seinen Freunden kurz „Jerry“ genannt. Er ist einer der Top-Customizer auf dem Stiefel. Seit über 20 Jahren räumt er mit seinen Bikes die Pokale in ganz Europa ab – und mittlerweile auch weltweit. „La Fenice“ ist nach seiner eigenen Aussage eines der aufwendigsten Custombikes, die er je gebaut hat. Jerry wird oft als der „Arlen Ness von Italien“ bezeichnet, was auch seine Berechtigung hat: Alle seine Kreationen sind extravagant, laufen aktuellen Modetrends nicht hinterher und sind gelegentlich einfach anders.

Kunst, in Metall gehämmert

Technisch gesehen besteht der „Phönix“ aus zwei grundverschiedenen Motorrädern: Dem Motor der Buell XB12R, der eingearbeitet ist in einen 1200er Sportster-Rahmen von 2003. Dazu kamen noch die Räder und Bremsscheiben von Weld Racing, der Rest – und das betrifft so ziemlich das ganze Bike – ist „Made in Modigliana“.

Das ganze Bodywork besteht aus Stahlblech

Aufwendige Metallarbeiten sind eine Spezialität von Jerry. Und bei seinem „Phönix“ hat der eigentlich vom unteren Ende des Stiefels stammende Custom-Profi wieder einmal alle Register gezogen: Um Zugang zu Tank und Instrumentenkonsole zu bekommen, lassen sich die Flügel der Sitzbank nach rechts und links auffalten – erst dann lässt sich die Hauptabdeckung nach hinten schwenken und gibt den Zugang zu Tank und Instrumenten frei.

Der Clou: Sitzbank auseinander, Oberrohr-Cover hoch!

Dann sieht das Motorrad tatsächlich aus wie ein Phönix, der nach der Wiederauferstehung aus der Asche zum ersten Flug die Flügel ausbreitet. Der Öltank sitzt im Bugspoiler, welcher allerdings durch den Auspufftopf zusätzlich aufgeheizt wird. Das ganze Bodywork besteht aus Stahlblech. Um dies – und die geschwungene Gabel – ins blanke Metall zu hämmern, brauchte Jerry 80 ganze Tage!

Vom Rahmen der Sportster blieb nicht viel übrig

Dazu kam der modifizierte Sportster-Rahmen, von welchem nur so viel übrig blieb, um mit dem Bike auch in den „Modified Harley“-Klassen an den Start gehen zu können. Die Schwinge entwickelte Jerry selbst: Nach dem Vorbild seines Freundes Fred Kodlin sitzt die Bremsscheibe auf der Getriebe-Ausgangsachse, direkt hinter dem Pulleyrad.

Die Dreiecke des Schwenk-Sitzes finden sich in den Footpegs wieder

Das hat natürlich die Konsequenz, dass bei Belt-Riss das Hinterrad ungebremst bleibt. Dafür gibt’s vorne zwei Bremsscheiben mit je einer Vierkolben-Zange. Wie alle seine Kreationen ist auch „La Fenice“ zum Fahren gebaut: Nicht nur die Strecke von Modigliana nach Ravenna, wo Jerry seinem Hauptberuf nachgeht, ist eine Traumstrecke.

Radikaler Sportster Umbau, zum Fahren gemacht

Obwohl auch diese Gegend für ihren Wein berühmt ist, ranken sich rechts und links der kurvenreichen Straße ganz andere Gewächse in die Höhe, denn hier kommen die meisten in Europa verzehrten Kiwis her. Hier, in der Mitte Italiens, ist nicht nur der Motorradbau eine Kunst, auch das Fahren gehört dazu. Und mit dem „Phönix“ lässt sich beides perfekt verbinden …

Info | facebook