Im elsässischen Örtchen Millery verriet uns Fred Duban (alias ‚Dub‘), was ihn dazu antrieb, solch eine hypersportliches Custombike mit 131er Merch V2 zu bauen. Ein Interview mit dem Custom- und CNC-Maniac.

Was hat dich zur Proto Slug inspiriert? Du hast da einen überaus kraftvollen Motor verbaut, aber dennoch kein typisches Custombike kreiert.
Dub: Mein Hauptaugenmerk liegt darin, fahrbare Bikes zu bauen. Wenn sie dann noch schnell sind, umso besser. Ich wollte beweisen, dass aus Frankreich nicht nur gute Weine und schmackhafte Käse kommen.

„Designtechnisch wollte ich es nicht übertreiben“

Dem Design der Proto Slug sieht man an, dass Du Dich von japanischen und italienischen Sportmotorrädern hast inspirieren lassen. Welches hat dich am meisten beeinflusst und wie würdest du deine Interpretation beschreiben?
Dub: Ich mag sehr viele Motorräder. Das reicht von Ducatis bis zu MotoGP- und Motocross-Bikes. Wir haben für die neue V-Max einen 300er-Umrüstkit entwickelt und hatten daher mit einigen dieser Bikes zu tun. Die Proto Slug ist ein Mix aus allem, was ich an schnellen Bikes mag.

Einige optische Anleihen nahm der Franzose bei japanischen und italienischen Sportbikes. Heraus kam eine stilsicherer Brutalo-Mix mit potentem Motor

Du hast nur hochwertige Komponenten und Materialien verbaut. Wie wichtig war es dir, dass das Bike mindestens so gut funktioniert wie es aussieht?
Dub: Die tadellose Funktion ist das Wichtigste überhaupt. Designtechnisch wollte ich es nicht übertreiben. Das Motorrad sollte einfach fahrbar sein und gut aussehen. Es ist wirklich nicht leicht, ein Sportbike mit einem US-Big Twin-Motor zu bauen, da dieser recht groß ist. Aber ich denke, ich habe da eine gute Balance zwischen Look und Funktion gefunden.

Leistung und Drehmoment des Merch V2 sind hart am Limit

Die Bilder, die wir eben gemacht haben, beweisen eindrücklich, dass du das Bike auch sehr flott bewegst. Kannst du uns beschreiben, wie es fährt und was das für ein Gefühl ist, wenn 140 PS aus 2,2 Litern Hubraum abgerufen werden?
Dub: Einfach unbeschreiblich. Die Proto Slug ist natürlich fahrbar, aber bei Vollgas nicht einfach zu handeln. Ein gefühlvoller Umgang mit dem Gas ist von Vorteil. Die Leistung und vor allem das bullige Drehmoment sind sicherlich hart am Limit, ein weniger wilder Motor von S&S wäre natürlich auch möglich. Wenn jedoch ein Kunde unbedingt die hier verbaute Konfiguration mit Merch V2 haben möchte, bekommt er sie natürlich.

Nur die besten Komponenten waren für die Proto Slug gut genug. Öhlins-Fahrwerk und Beringer-Bremsen sorgen für die Beherrschbarkeit der 140 PS

Der V2 dreht unglaublich schnell hoch und klingt fantastisch. Kannst du uns was darüber verraten?
Dub: Ein paar Geheimnisse sollten auch Geheimnisse bleiben (lacht). Besonders was den Motorenaufbau anbelangt. Aber du hast recht, das Ding dreht wie die Sau, zumindest für einen 131 cui-Motor. Was den Sound angeht: Micron überließ mir einen Satz Endschalldämpfer aus ihrer Moto GP-Entwicklung, das sind reine Prototypen. Die Krümmer habe ich aus 2-Zoll-Material selbst gebaut. Dabei war es mir wichtig, dass beide Krümmerrohre die gleiche Länge haben. Einige Stunden sind danach mit Motor-Einstellarbeiten auf dem Leistungsstand draufgegangen. Jetzt funktioniert alles optimal. Und gut aussehen tut der Auspuff auch noch.

Die Upside-down-Gabel von Öhlins steckt in eigenen Gabelbrücken

Aus welchem Material sind Rahmen und Schwinge gefertigt?
Dub: Den Rahmen haben wir aus dickwandigem Stahlrohr gefertigt. Das funktioniert besser als der früher von uns benutzte Chrom-Molybdän-Stahl. Die Schwinge und auch alle anderen Aluminium-Parts sind ebenfalls von uns aus extrafestem Material.

Die Endschalldämpfer sind Prototypen und stammen aus der Moto GP-Entwicklung von Micron

Wie habt ihr die Heckfederung gelöst?
Dub: Eigentlich wollte ich etwas Eigenes entwickeln. Dazu hat aber wieder einmal die Zeit gefehlt. Vorn arbeitet eine Upside-down-Gabel von Öhlins, die in eigenen Gabelbrücken steckt. Das Innenleben der Gabel haben wir etwas überarbeitet. Hinten haben wir feingetunte Federbeine von SAS verbaut, die nach dem Softail-Prinzip arbeiten.

„Natürlich fährt sich ein 180er Reifen viel besser …“

Wer hat die wunderschönen Räder hergestellt? Kannst du uns zum Design was verraten?
Dub: Die Räder sind auch von uns. Wichtig war, dass sie wenig wiegen. Daher haben wir uns auch für das Dreispeichen-Design entschieden. Die vielen Durchbrüche im Material sind dem gewollt niedrigen Gewicht geschuldet. Dennoch haben wir natürlich auf Stabilität geachtet. Daher sind am Hinterrad die drei Speichen doppelt ausgelegt.

Sowohl die Räder als auch viele weitere Parts fertigt Dub mit Hilfe seines umfangreichen CNC-Maschinenparks selbst an

Trotz all der Sportbike-Einflüsse hast Du Dich für einen 300er Hinterreifen entschieden. Warum, und wie fährt es sich mit dieser überbreiten Walze?
Dub: Mit dem Bike wollte ich an der Bikeshow in Sturgis teilnehmen. Deshalb musste ein aggressiver Look her. Natürlich fährt sich ein 180er Reifen viel besser, doch in erster Linie ist das ein Showbike und kein Racer. Dennoch ist das Handling nicht so schlecht, wie man vielleicht annimmt.

Racer mit Merch V2 oder Shovel-Chopper – alles geht

Wirst du noch mehr Custombikes im Racestyle bauen oder war das eine einmalige Angelegenheit?
Dub: Ich baue die unterschiedlichsten Bikes. Mal Chopper, mal Oldschool oder auch Racer. Das kommt ganz auf den Kunden und meine Stimmung an. Da will ich mich gar nicht festlegen. Ich mag alle Stile.