In DREAM-MACHINES dreht sich alles um amerikanische Motorräder mit V2-Motor. Für „The Rambler“ mit Reihenvierzylinder machen wir aber gerne eine Ausnahme …

Es war ein langer Weg zum ersten „World Championship of Custombike Building“, aber Dave Cook hat ihn bis zum Ende durchgehalten. Der erste amerikanische Weltmeister musste sich seiner Tränen bei der Siegerehrung nicht schämen! Schon mehrfach waren Dave Cook und sein Team die bestplazierten Amerikaner bei der World Championship in Sturgis – mit beeindruckenden Bikes und radikalen Ideen. Mit diesem Bike hatte man sich vor nunmehr 16 Jahren fest vorgenommen, ganz oben auf dem Treppchen zu stehen.

Längs eingebaute Reihenvierer waren eine amerikanische Spezialität

Dave Cooks Shop ist beheimatet im nördlichen Teil von Milwaukee – und sein Workshop ist nicht weniger historisch als Harleys Hauptquartier in der Juneau Avenue. Fast direkt am Hang des Milwaukee River gelegen, beherbergt eine alte Munitionsfabrik aus dem 19. Jahrhundert die Räume von Cooks Customs. Und weil Dave sich in der amerikanischen Motorradgeschichte bestens auskennt, wusste er, dass Vierzylinder-Reihenmotoren – längs eingebaut in den Rahmen – neben dem V-Twin früher eine typisch amerikanische Spezialität waren.

Schöner geht’s nicht: Gasgriff mit gedrehtem Zier-Schichtholz

Excelsior-Henderson, Ace, Indian und Militaire waren Pioniere dieser Bauart. Wobei Indian die „Inline-Fours“ immerhin bis 1943 in Serie baute – dann waren diese Motorräder Geschichte. Dave verwendete bei seinem Projekt den Motor einer Honda CB 550 Four aus dem Baujahr 1973. Der läßt sich aber nicht einfach um 90° drehen und in einen Eigenbau-Rahmen einsetzen – schon gar nicht im Oldschool-Look.

„The Rambler“ bekam ein eigenes Motorgehäuse spendiert

Also übernahm er „lediglich“ Kurbelwelle, Pleuel, Kolben, Zylinder und Köpfe samt Ventiltrieb von der Honda. Er setzte diese Teile in ein eigenes, CNC-gefrästes Motorgehäuse, welches zudem noch auf alt getrimmt wurde. Die Einlässe werden von nur einem Zenith-Vergaser gespeist, ganz wie bei den historischen Originalen aus dem letzten Jahrhundert.

Deutsch-japanische Freundschaft: BMW-Kardan an Honda-Triebling

Angelehnt an die Vorbilder von Indian, Ace und Excelsior-Henderson sammeln sich die Abgase in einem gemeinsamen Endrohr. Weil die Kraftübertragung eines „Inline-Four“ mit Kardan nur folgerichtig ist, adaptierte Dave das Getriebe einer BMW R 25 an den Motor. Um die Sache nicht zu einfach zu gestalten, tauschte man das Innenleben gegen die Viergangschaltung der BMW R 75 aus und ließ den obligaten Kardan offen nach hinten laufen. Die finale Umlenkung erfolgt über Kegelräder von Yamaha.

Die Felgenbremsscheiben sind eine Spezialität von Dave Cook

Der Rest dieser Maschine ist ebenfalls kompletter Eigenbau. Das betrifft den vernickelten Rahmen ebenso wie die extravagante Gabel mit am Lenkkopf abgestütztem Stoßdämpfer: Der Drehpunkt der Federung befindet sich an der unteren Gabelbrücke! Die Felgenbremsscheiben sind eine Spezialität von Dave Cook und wurden schon bei seinen anderen Extrembikes verbaut. Zweikolbenzangen verrichten, clean versteckt hinter Gabel- und Rahmenrohren, ihre Arbeit.

Der à la Indian und Excelsior-Henderson längs eingebaute Reihenvierzylinder stammt ehedem aus einer Honda CB 550 F

Ein würdiger Weltmeister des Custombike Building – und mit einem typisch amerikanischem Design noch dazu. Ein Champion „made in Milwaukee“ – über die Komponenten aus Fernost können da nur noch Neider murren, die nicht wissen, woher die Komponenten ihrer Lieblingsmarke wirk­lich kommen …