Dies ist kein Spielzeug! Mit seinem Racer „Milano – Taranto“ auf Basis einer Harley-Davidson Sportster will Erbauer Waka die 1900 Kilometer lange, legendäre Zuverlässigkeitsfahrt von Mailand bis in den Stiefelabsatz nach Tarent mitfahren.

Italiener haben das Motorradfahren im Blut. Und rennsportbegeistert sind sie auch. Was Marco Scaccabarozzi alias „Waka“ auf die Räder stellte, ist dennoch eine Klasse für sich: Ein Oldschool-Racer mit dem klangvollen Namen eines der klassischen Straßenrennen auf dem „Stiefel“. Seit 1987 wird die historische Strecke wieder gefahren – als Zuverlässigkeitsfahrt! Und eigentlich sollte auch eine Harley am Start sein.

Metallarbeit vom Feinsten

Custombikes von Waka bedürfen normalerweise keiner Erklärung. Optik und Ausführung sprechen für sich. Perfekte Anpassung der Teile, Metallarbeit vom Feinsten und oft genug einzigartige Eigenbau-Komponenten, die man so noch nirgendwo gesehen hat. Doch um dieses Bike zu verstehen, muss man seinen Einsatzzweck erläutern: Die Teilnahme an der Langstreckenfahrt Mailand – Tarent.

Beneidenswert: Italienische Designer können selbst mit Katalog-Parts ein extravagantes Bike gestalten

Heute eine Zuverlässigkeitsfahrt über 1900 km Länge, war die Strecke zu ihrer besten Zeit eine „der“ Materialprüfungen für Motorräder, deren Performances heute so unglaublich erscheinen wie die Rundenzeiten auf der Isle of Man! Mailand liegt im Norden Italiens, nicht weit von der Schweizer Grenze, Tarent weit im Süden des Stiefels. Dazwischen: Gebirge, Pässe, winklige Ortsdurchfahrten, alleeartige Landstraßen.

Der Start erfolgt wie früher immer noch um Mitternacht

Hier nur die bekanntesten der zu durch­fahrenden Orte: Mailand, Bologna, Pistoia, Rom, Cassino, Capua, Neapel, Bari, Tarent. Der Start erfolgt wie früher immer noch um Mitternacht, aber auf öffentlichen Straßen darf natürlich nicht mehr „gerast“ werden. Die früher populären Langstreckenrennen auf öffentlichen Straßen wurden 1957 nach mehreren schweren Unfällen mit Zuschauerbeteiligung verboten.

Aus dem Vollen gefräste Gabelbrücken bringen die Gabelrohre eng zusammen und sorgen so für einen schlanken Look

Die heuti­ge Fahrt dauert fünf Tage und ist in den durchfahre­nen Ortschaften ein Volksfest. Obwohl die heutige Mailand – Tarent eine Zuverlässigkeitsfahrt für Oldtimer und klassische Motorräder ist, gibt es eine Schnupperklasse für moderne Fahrzeuge und Eigenbauten – für italieni­sche Customizer natürlich eine Herausforderung!

Harley-Davidson Sportster mit Racing-Sound

Wakas Antwort heißt: „Milano – Taranto“. Der Motor stammt aus einer 94er Evo Sportster. Mit Xzotic-Deckeln wurde der 1200er Treibsatz auf „Pan-Sporty“ getrimmt. Ein SU-Vergaser des Typs Eliminator mit riesigem Ansaugtrichter schlürft die Luft Richtung Brennräume. Eine moderne Zündung und schärfere Andrews-Nocken sorgen für verbesserten Antritt, die Auspuffanlage mit passendem Racing-Sound baute Waka selbst. Das Fishtail-Endstück dämpft dabei nicht wirklich, was aber für den Enthusiasmus der italienischen Zuschauer eher förderlich ist.

Der schmale Sitz verlangt Nehmerqualitäten vom Fahrer

Fast alle Teile fand Waka im CCE-Katalog: Santee-Rahmen, DNA-Speichenräder, Bremsen von Performance Machine, Armaturen von Kustom Tech. Doch interessanter sind noch die Eigenanfertigungen und modi­fizierten Komponenten: Die Gabelbrücken verringern den Standrohr-Abstand der Showa-Rohre auf ein absolutes Minimum und lehnen sich an das Design der Ceriani-Gabeln der 60er Jahre an, wie sie im Grand-Prix-Sport Verwendung fanden.

Harley-Davidson Sportster mit winzigem Mopedtank

Echt Waka ist der unter und neben dem Motor platzierte Öltank: Weil die Krümmeranlage sich unter dem Sitz und sogar zwischen Rad und Rah­men nach hinten schlängelt, musste Platz geschaffen werden. Für die Langstreckenfahrt enthält das Waka-Ölresevoir mehr Volumen als das Serienpendant.

Waka will mit diesem Bike die 1900 Kilometer von Mailand bis Tarent unter die Räder nehmen. Hier ist der selbst entworfene Aluöltank, der neben und unter dem Motor sitzt, gut zu sehen

Schwieriger wird’s da schon mit dem Tanken: Der winzige Mopedtank stammt aus den 40er Jahren. Da muss bei jedem Kontrollpunkt getankt werden. Allerdings hat diese Story (noch) kein Happy End: Ausgerechnet in der Woche vor dem Rennen wurde Marco aka Waka bei einer Werkstattfahrt mit einem Kundenbike vom Bock geholt. Merda! Aber die nächste „Milano-Taranto“ kommt bestimmt …

Info | wakasbikes.it