In den 50ern bis Anfang der 70er waren britische Bastard-Motorräder im Café Racer-Stil in höchstem Maße beliebt. So was gibt’s heute natürlich auch für Harley-Sportster-Motoren, das Endprodukt nennt sich dann Norley.
Norley ist eine Wortschöpfung, die sich aus den Markennamen Nor(ton) und (Har)ley zusammensetzt. Diese Art Custom-Motorräder haben eine lange Tradition: In den 50er und 60er hießen die Träume unserer Väter Triton (Triumph-Motor im Norton-Federbettrahmen), Tribsa (Triumph-Motor in einem BSA-Fahrwerk) oder Norvin (Norton-Rahmen mit Vincent-Motor). Seit 2010 gibt es einen ambitioniert gemachten Fahrwerks-Kit aus Großbritannien, in den Sportster-Motoren von Harley-Davidson passen.
Die Norley Rahmen-Kits kommen aus England
Das Fahrwerk ist vom Layout her den legendären Federbett-Rahmen alter Nortons nachempfunden. Gebaut werden die Rahmen-Kits in England in der Manufaktur JW Motorcycles. Die Jungs dort produzieren nicht nur den Rahmen für diesen Harley-Hybriden, sondern auch feines Rohrwerk für die legendäre Norton Manx, verschiedene BSAs, alte Einzylinder-Ducatis und sogar einen Replika-Rahmen der fantastischen Renn-Honda RC 162, in den der moderne 20.000 U/min-Motor der Honda CBR 250 RR reinpasst – ganz ganz schräges Material für Freaks also!

Aus handwerklicher Überzeugung lehnen es die Briten ab, ihre Rahmen und Schwingen zu schweißen. Stattdessen bevorzugen sie das gute alte Hartlöten (im englischen „bronze welding“ genannt), das die gleiche Steifigkeit bringt, den Stahl an den Stoßpunkten und Gehrungen aber nicht so stark stresst. Im Falle des Norley-Kits sind auf Wunsch auch ein Aluminiumtank, eine kurze Sitzbank mit kurzem Knubbelbürzel und der Öltank in Parallelogrammform lieferbar.
Es können nur Evo-Sportster-Motoren bis Baujahr 2003 verbaut werden
Dieser spitze kantige Öltank sieht zwar etwas komisch in dem ansonsten so rund und harmonisch geformten Rahmen aus, saß so allerdings in den alterwürdigen Nortons und ist damit historisch korrekt. Also Schwamm drüber. Besonders groß ist das Öltankgehäuse bei der hier abgebildeten Maschine, weil es gleichzeitig auch noch die Batterie beherbergt. Dieses Exemplar übrigens wurde auf Basis dieses britischen Kits von Santiago Chopper in Tampa/Florida aufgebaut.

Gabel, Räder, Bremsen, Motor, Armaturen und Kleinteile besorgt der aufbauende Kit-Kunde sich selbst, den Rest gibt es im Fahrwerks-Kit-Paket. Mit gebrauchten Motoren fängt der Norley-Spaß in den USA bei zirka 17.000 US-Dollar an. Einzige Einschränkung: Es können nur die Evo-Sportster-Motoren bis zum Modelljahr 2003 verbaut werden; die späteren, in Gummi gelagerten ab dem Modelljahr 2004 passen wegen des geänderten Motorgehäuses nicht in die britischen Rahmen.