Nach rund 60 Jahren baute die britische Marke Morgan ab 2011 wieder den legendären 3 Wheeler. Diesmal wurde er jedoch von einem amerikanischen S&S-Motor angetrieben.
Als Harry Morgan 1910 sein erstes Fahrzeug vorstellte, war dies der legendäre 3 Wheeler. Mit ihm begann der Erfolg der Marke Morgan, die noch immer in Malvern Link residiert. Aus dem zuerst vorgestellten Einsitzer wurde der Zweisitzer entwickelt, der sich, dank seines unschlagbaren Leistungsgewichts, schnell großer Beliebtheit erfreute. Bereits von Beginn an gab es die Fahrzeuge, die in unterschiedlichster Karosserieform bis 1953 gebaut wurden, auch mit Zweizylinder-Motoren verschiedenster Hersteller.
Die Euro-5-Norm bedeutete das Aus für den Morgan 3 Wheeler
Nach fast sechs Jahrzehnten war das Dreirad von 2011 bis zur Einführung der Euro-5-Norm 2021 wieder erhältlich. Die moderne Version wird von einem S&S X-Wedge V2 befeuert, dessen Leistung Morgan mit 115 PS angibt. Bei einem Gewicht von 490 Kilogramm steht einem rasanten Vortrieb nichts im Weg. Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h geben die Briten mit 4,5 Sekunden an.
Man hat ja nicht alle Tage die Gelegenheit, solch ein Gefährt zu bewegen. Wir hatten sie und waren gespannt, wie sich der 3 Wheeler auf der Straße schlagen würde. Also nix wie los! Aber wie steigt man wohl am elegantesten ein? Glücklicherweise lässt sich das Lenkrad abnehmen. Dennoch erweist sich der Einstieg als recht eng und umständlich.
In das türenlose Cockpit muss man sich zwängen
Auf Grund der recht hohen Preise (bedingt durch den noch immer hohen Grad an Handarbeit), sind die Besitzer von Morgan-Fahrzeugen oft nicht die Jüngsten. Bei der Vorstellung, dass sich ein gesetzter Herr in das türenlose Cockpit des Three-Wheeler zwängen muss, müssen wir grinsen. Doch egal, erst einmal Platz genommen, steigt der Puls.
Wir drehen den Zündschlüssel und drücken auf den Starterknopf. Der ist übrigens der gleiche wie im Eurofighter. Damit erhöht sich das Feeling des Fliegens, das schon von früheren Rennfahrern so kommuniziert wurde. Die beidseitig verlaufenden, langen Auspuffe sorgen für einen sonoren Sound.
Das Lenken im Morgan 3 Wheeler ist freudvolle Arbeit
Das Fahrgefühl ist einfach unbeschreiblich. Eine Mischung aus Sportwagen, Motorrad und startendem Flugzeug trifft es wohl am besten. Über das aus einem Mazda MX5 stammenden Fünfganggetriebe und eine Umlenkung wird die Kraft per Zahnriemen auf das Hinterrad übertragen. Die schmalen 19-Zöller vorn sind für die Richtungsfindung zuständig, die meist in Arbeit ausartet. Zwischen ihnen lärmt der V2 aus dem Hause S&S.
Ursprünglich wollten die Erbauer Screamin’-Eagle-Motoren verwenden, was aber dem Vernehmen nach an Garantieproblemen scheiterte. Für die Verzögerung sind vorn zwei Scheibenbremsen zuständig. Hinten muss eine Trommelbremse im 15-zölligen Hinterrad in PKW-Dimension genügen. Ein wahrer Sturm erwartet den Piloten, der sich an die Höchstgeschwindigkeit von knapp unter 200 km/h heranwagt.
Der Nachfolger hat einen wassergekühltem Dreizylinder-Motor
Hinter den kleinen Windschutzscheiben zerrt der Wind am Haupthaar, was die Verwendung einer Sturmhaube, oder wie in unserem Fall, eines Helms angeraten erscheinen lässt. Wer gern unauffällig durch die Gegend fährt, sollte sich auf keinen Fall solch ein Gefährt zulegen. Der Halsdrehfaktor ist enorm. Der Fahrspaß zweifellos auch. Leider jedoch nur noch in Form von Gebrauchtfahrzeugen. Ob der seit letztem Jahr erhältliche Nachfolger „Super 3“ mit wassergekühltem Dreizylinder-Motor von Ford ähnlich urig ans Werk geht?
Info | morgan-flaving.de