Um die hinteren Federbeine aus optischen Gründen wegzubekommen, rüstete Conny seine Harley-Davidson Ironhead Sportster mit einer versteckten Blattfeder aus.

Fakt ist: Die wildesten Harley-Umbauten kommen von den Finnen und den Schweden. Das liegt vielleicht daran, dass die Jungs im hohen Norden schrecklich lange, kalte, dunkle Winter haben, Zeit zum Schrauben also mehr als reichlich vorhanden ist. Eine noch speziellere Sorte Mensch sind die Bewohner der Inselgruppe Åland.

Ironhead Sportster mit Blattfederung

Formell und politisch gehört Åland zu Finnland, die Bevölkerung spricht aber schwedisch und besitzt eine weitreichende politische Autonomie. Die Einflüsse aus beiden Nationen führen zu einem speziellen Ganzen. Das schließt offenbar die Ideenfindung beim Customizing mit ein.

Perfektion im Detail: Egal ob Luftfiltergerüst, …

Die Sportster von Conny Johns ist jedenfalls die erste uns bekannte Sportster mit einer Blattfederung im Heck. Am Frontend begnügte sich Conny mit einer konventionellen Springergabel von DNA. Doch beginnen wir von vorn: Conny besitzt bereits eine Shovelhead, die er nach eigenen Ideen umbaute. Als er damit fertig war, dachte er – Sie wissen schon: die langen Nächte im Winter! – über ein weiteres Projekt nach.

Fragmente einer ’77er Ironhead Sportster

Da kam ihm die Möglichkeit recht, Rahmen und Motor einer 1977er Ironhead Sportster erwerben zu können. Ein Schwede hatte diese aus den Staaten importiert, dann aber das Interesse an dem Motorrad verloren. Auch Conny lagerte die Fragmente erst einmal in seiner Garage und wartete auf Inspirationen. „Federbeine sind hässlich“, befand er und ließ seinen Gedanken freien Lauf.

… Rücklicht …

Irgendwann kam ihm die Erleuchtung: Warum nicht eine Blattfeder nutzen? Gesagt, getan, eine entsprechende Feder, wie sie an Anhängern und Trucks verbaut ist, wurde besorgt und den Erfordernissen entsprechend gekürzt. Um einem möglichen „Schaukelstuhl-Effekt“ vorzubeugen, wollte der Ålander aber in jedem Fall einen Dämpfer verbauen. Eine Spezialfirma fertigte ein ganz besonderes Teil für ihn.

Der Federweg des Blattfeder-Pakets beträgt 15 Millimeter

Es ist mit 18 Zentimetern der kürzeste Dämpfer, der je dort hergestellt wurde. Der Federweg des Blattfeder-Pakets beträgt zwar lediglich 15 Millimeter, für einen gewissen Komfort reicht das aus Connys Sicht aber aus. Conny zerlegte auch den kompletten Motor und stellte dabei fest, dass dieser bereits in den USA auf 1200 Kubikzentimeter aufgebohrt und mit S&S-Parts verfeinert worden war.

… oder der langezogene Öltank, alle Parts entstanden in langwieriger Handarbeit

Zylinder und Köpfe wurden glasperlgestrahlt und dann mit hitzefestem Klarlack überzogen. Nur die serienmäßigen Rockerboxen-Deckel störten den Perfektionisten. In mühevoller Kleinarbeit modellierte er sie nach eigenen Vorstellungen um. Dabei stand ihm nicht etwa ein großer Maschinenpark zur Verfügung; alles wurde in langwieriger Handarbeit in Form gebracht.

Keep cool: Der Öltank hängt voll im Fahrtwind

Den alten Eisenköpfen wird nachgesagt, dass sie schnell überhitzen. Zwar besteht diese Sorge auf der von kühlen Seewinden versorgten Insel kaum, dennoch wollte Conny kein Risiko eingehen. Aus einem Edelstahlrohr formte er eine langen, schmalen Öltank, den er der besseren Kühlung wegen voll im Fahrtwind vor die Downtubes positionierte.

Ebenfalls in reiner Handarbeit entstanden der Tank, der Lenker, das Rücklicht, der Auspuff und die Abdeckung des vorderen Kettenritzels. Der Ex-Harley-Rahmen ist im hinteren Bereich kräftig modifiziert, die gebogene Schwinge Eigenbau. Der Name „Café del Mar“ zitiert die Rennstrecke „Del Mar“ zwischen San Diego und LA. Dort finden zwar meist Pferderennen statt, aber ab und an auch Dirt Track-Läufe mit getunten Verwandten der Eisenkopf-Motoren.

Ironhead Sportster mit überragendem Handling

Das Handling der Sportster ist nach Connys Angaben überragend. „Das Ding macht mehr Spaß als mein Big Twin. Damit kann ich mich richtig in die Kurven legen, ohne am Asphalt zu kratzen.“ Zumindest in der Hinsicht scheinen die Skandinavier ganz normale Leute zu sein.