Eigentlich wollte Johnny diese Ironhead Sportster schnell wieder verkaufen. Davon ist nun aber keine Rede mehr.
Der Schwede, der als Sandstrahler arbeitet und deshalb von seinen Freunden nur „Blaster“ gerufen wird, kam zu der kleinen ’64er Ironhead-XL durch ein Tauschgeschäft gegen einen nicht zugelassenen Hot Rod; natürlich mit entsprechendem Wertausgleich. Die alte Sporty, die so eine Art Zugabe bei dem Deal war, wollte Blaster eigentlich nur etwas aufhübschen und dann gleich wieder zu Geld machen.
Ironhead Sportster im güldenen Adlergewand
Nach seinen Angaben sah sie damals schrecklich aus. „Das Bike hatte eine Scheibenbremse vorn und überall goldfarbene Adler. Einfach fürchterlich. Wer will denn so was kaufen?“ Doch nach weniger als einem Monat schrauben und ändern hatte sich sein Blick auf die Kleine aus Milwaukee geändert. „Nach dem ersten Ausritt wusste ich, von ihr will ich mich nie wieder trennen“, erzählt der stolze Customizer, der auch noch eine ’75er Shovelhead sein Eigen nennt.
Für manchen Betrachter mag das Bike ziemlich abgeranzt und fertig aussehen. Doch genau das ist Absicht. Blaster verbaute bewusst alte Parts, die er auf Swap Meets ergattert hatte. So zum Beispiel stammt der Tank von einer 1929er Husqvarna.
Der rechte Fuß ist dank „Tankschaltung“ arbeitslos
Zwischen den Tankhälften verläuft der verlängerte Schalthebel. Der rechte Fuß ist also arbeitslos, der linke ist für die Bremse verantwortlich. Apropos Bremse: Blaster montierte wieder originale Trommeln in die Räder, irgendein Besitzer vorher hatte der Ironhead unzeitgenössische Scheibenbremsen verpasst. Den Lenker drehte der Schwede um und brachte an ihm außen angelenkte „Fleischerhaken“-Handhebel an.
Auf Fender verzichtete der Mann mit Hang zum Minimalismus komplett, das spart Gewicht. Auch der äußerst spartanische Sitz trägt zur Gewichtsersparnis bei, er ist – genau wie der Öltank – ein Eigenbau. Dem Schlankheitswahn sind auch die ganzen gelöcherten Bauteile geschuldet.
Ironhead Sportster mit dünnem Kupferrohr-Auspuff
Dazu passte der Luftfilter von Robban’s Speed Shop. Von einem Freund erhielt Blaster den Auspuff. Der war in seinem ersten Leben ein stinknormales Kupferrohr aus der Sanitärabteilung. Erstaunlicherweise ist der Sound, den das ohne jegliche Dämpfung auskommende Rohr verbreitet, sogar nachbarschaftskompatibel leise.
So entstand ein Unikat, dessen urige Optik nicht durch überflüssige Farbe verhunzt wird. Und sollte der Rost dann doch einmal überhand nehmen, wird Sandstrahl-Profi „Blaster“ garantiert eine Lösung dafür parat haben.