Dies ist die Geschichte eines straßentauglichen, einigermaßen komfortabel fahrbaren Nachbaus eines berühmten Board Track Racers von 1915 – allerdings mit Ironhead V2.
Zusammengestellt wurde die „Psyclone“ aus gängigen und relativ kostengünstigen Komponenten und einem Minimum an Extraanfertigungen. Und auch wenn das Bike nicht exakt die genauen Proportionen des Originals hat, so drückt es doch absolut den Spirit des Originals aus. Vorbild für diesen Umbau war die überaus seltene Cyclone, ein in Kleinserie gebauter Board Tracker, der zu seiner Zeit das Schnellste war, was es auf zwei Rädern gab. Nur acht Exemplare von insgesamt dreihundert haben bis in unsere Zeit überlebt. Eines davon steht im Guggenheim Museum of Art.
Die Cyclone war seinerzeit ein technisches Juwel
Zur Geschichte: Im Jahr 1912 machten sich fünf Männer der Joerns Motorcycle Manufacturing Company in St. Paul, Minnesota, daran, das schnellste Motorrad der Welt zu bauen. Diese Jungs verstanden viel von Technik, aber nichts von Marketing und Geld verdienen. Und so kam, was kommen musste: Schon drei Jahre später war Schicht im Schacht, die Firma war pleite.
Was aber nicht das Geringste daran ändert, dass die Cyclone seinerzeit ein technisches Juwel war. Mit zwei obenliegenden Nockenwellen – zur damaligen Zeit eine revolutionär moderne Technologie – holten die Erbauer 50 PS bei astronomischen 5.000 Umdrehungen aus dem V2 heraus. Das reichte aus für über 160 Stundenkilometer, eine Wahnsinnsgeschwindigkeit angesichts der fahrradähnlichen Fahrwerke.
Board Track Racer mit Ironhead V2
Inzwischen sind die paar verbliebenen Exemplare annähernd unbezahlbar. In einer Auktion brachte eines der acht Originale es auf einen Verkaufspreis von 530.000 US-Dollar! Etwas zu viel Geld für den in Kalifornien lebenden Frederick Fortune. Da er aber komplett verschossen in diese gelbe Schönheit war, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich eine Kopie zu bauen.
Als Basis diente Frederick eine Eisenkopf-Sportster aus dem Jahr 1964. Mit der schmucken Girdergabel konnte Szene-Legende Donnie Smith dienen. Den Starrrahmen fertigte Carolina Customs. Der war aber für einen 280er Hinterreifen ausgelegt, sodass Banke Performance ranmusste, um den Heckrahmen schlanker zu machen.
Der Heckfender stammt von einem Triumph-Beiwagen
Charakteristisch für die Board Tracker von damals waren die großen, dünnen Räder. Also ließ sich Frederick zwei zeitgenössische 21-Zoll-Räder mit jeweils 40 Edelstahlspeichen anfertigen. Das Original hatte keinerlei Bremsen. Um optisch möglichst minimal zu bleiben, verwendete Frederick vorn zwei Hinterradscheiben einer Buell Blast und kombinierte das mit den Winz-Bremszangen einer Trialmaschine von GasGas. Hinten kommt eine Ritzelbremse zum Einsatz.
Der hagere Heckfender tat mal an einem Triumph-Beiwagen Dienst, das Sitzgestell war einst Teil eines originalen Schwinn-Fahrradsattels aus dem Jahr 1916. Die Frontlampe stammt von einem Feuerwehrauto des Jahres 1915, die Heckleuchte ist ein Repro-Bauteil einer Vincent. Selbst bei den Griffen und Handhebeln bewies Frederick ein feines Gespür für coole Brocken. Diese Teile sitzen normalerweise an einer Chang Jiang, dem chinesischen Nachbau der russischen Dnjepr, die wiederum unmittelbar auf der Vorkriegs-BMW R 71 basiert.
Gekühltes Öl für den Ironhead V2
Das bei weitem teuerste Bauteil an der „Psyclone“ ist der Tank. Dieser ist aus Aluminium handgefertigt und beherbergt neben dem Sprit auch das Öl der Trockensumpfschmierung. Der Clou hierbei: Die Ölkammer ist auf der linken Seite so in dem Tank positioniert, dass der Sprit für den Ironhead die Ölkammer großflächig umspült und das Öl so kühlt; eine technische Lösung, wie sie auch bei früheren Excelsior- und Indian-Motorrädern angewandt wurde.
12.000 Dollar hat Frederick alles in allem in seine Psyclone investiert. Zwar hat er damit keine echte Cyclone, aber andererseits 518.000 Dollar gespart und ein wirklich hübsches, straßenzugelassenes Bike in der Garage. Well done!