Indian nennt seine Sport Chief einen Performance-Cruiser. Damit ist eine Menge gesagt, aber noch nicht alles.

Schon im vorletzten Jahr setzte Indian an, einen Clubstyler ab Werk anzubieten. Mit der Scout Rogue fiel das Ergebnis aber recht brav aus. Mit der „Sport Chief“ kam dann letztes Jahr ein Bike, das den Stil am richtigen Modell umsetzt. Es ist ja die Idee des Clubstyles, einen der dicken Twins sportlicher zu gestalten. Dafür konnte natürlich nur das Flaggschiff der Marke herhalten, der dicke Häuptling!

Indian Sport Chief – Clubstyler oder Performance Cruiser?

Aber was reden wir vom Clubstyle? Natürlich sind die Anspielungen auf den Stamm aus Milwaukees Jagdgründen offensichtlich. Wir brauchen nicht viel Phantasie, um aus der Quarterfairing ein paar Linienzüge der Harley-Davidson Low Rider ST oder ihrem historischen Vorläufer, der FXRT Sport Glide, herauszulesen.

Indian nennt die zur Auswahl stehenden drei Farben in der stenographischen Kürze von Rauchzeichen: „Ruby Red“, „Stealth Gray“ und „Black Smoke“

Unwirkliche Verkleidungselemente sind eben gerade ganz groß angesagt, und der hoch angebrachte Lenker der Sport Chief lässt sich auf Wunsch sogar noch mit einem zehn Zentimeter höheren Riser ausstatten, damit das, was wir „Clubstyle“ nennen würden, perfekt ist.

Der Thunderstroke V2 hat fast 1,9 Liter Hubraum

Indian nennt die Sport Chief aber selbstbewusst ganz anders, nämlich „Performance Cruiser“. Auf den ersten Blick sieht es schon mal so aus, als könnte sie dem Anspruch gerecht werden. Ganz klar, dass dafür zunächst der größte Motor her muss, den der Hersteller zu bieten hat. Mit 116 Cubicinch, also knapp 1900 ccm, wartet der luftgekühlte V2 auf. Dass er für den Einsatz in der Sport Chief in Schwarz getaucht wurde, ist ein weiterer Schritt der Umsetzung des sportiven Konzepts.

Die Riser gibt’s in zwei Längen mit 152 und 254 Millimetern

Zwar bleibt das Fahrwerk mit dem Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen das aus den Basis-Chiefs, es wurde für die Sport-Version aber punktuell modifiziert. Dafür holte sich Indian einige namhafte Zulieferer ins Boot. Die Upside-down-Gabel von KYB kennen wir schon aus den Challenger-Modellen, aber die auffälligen, überfrästen 152-Millimeter-Riser, auf Wunsch sogar mit einer Höhe von 254 Millimetern, sind neu. In Kombination mit den mittig montierten Fußrasten und dem Solosattel ist die sportlichere Fahrposition vorgegeben.

Indian Sport Chief – Mehr Federweg, mehr Schräglagenfreiheit

Auf die Gussräder sind serienmäßig Pirelli-Night-Dragon-Reifen aufgezogen. Dazu kommen Fox-Stoßdämpfer, die gegenüber den gewohnten Chief-Modellen ihren Federweg von 75 auf 100 Millimeter erhöhen und den Schräglagenwinkel von 31 auf 29,5 Grad absenken. Bei einer über zwei Zentimeter höheren Bodenfreiheit ist das möglich.

Über den 101-mm-Touchscreen ist nicht nur das Navi zu bedienen, sondern auch die restliche Connectability samt Handy-Telefonaten. Ein Tacho steckt natürlich auch drin

Auch die Sitzposition ist im Vergleich zur Basis-Chief um gute zwei Zentimeter höher angelegt, der Radstand ist von 1626 auf 1640 Millimeter verlängert, der Lenkkopfwinkel von 29 auf 28 Grad gesenkt worden. Damit die Bremsen auch einer sportlicheren Fahrweise standhalten, wählten die Indian-Ingenieure Brembo-Doppelscheiben, die Vierkolben-Zangen sind radial verschraubt. Mit diesem Gesamt-Set-Up lädt die Sport Chief durchaus zum aggressiven Fahrstil ein.

Zum Stil passende Koffer gibt es als Zubehör

Der ist sogar ein wenig vorm Fahrtwind geschützt, denn die Frontverkleidung gehört auch zum Clubstyle. Sie ist in zwei verschiedenen Scheibenhöhen erhältlich und wird, weil sie eben in Höhe wie Breite abgespeckt ist, „Quarterfairing“ genannt. Zum Stil passende Koffer gibt es als Zubehör.

Sehr stimmiges Design, lediglich die Quarterfairing dürfte für unseren Geschmack ein Tickchen höher angeflanscht sein

Nun gehörte es sich für die klassischen Clubstyler, nicht nur ihr Äußeres, sondern auch ihr Triebwerk heißer zu machen. Das hat sich Indian gespart. Die inneren Werte der Sport Chief gleichen denen der anderen Jefe-Bikes, also 88 Pferdchen. Die Frage nach der Höchstgeschwindigkeit ist bei Power-Cruisern ohnehin überflüssig. Motoren dieses Volumens regeln einfach ab. Irgendwann ist mit solch hohen Lenkern und der dadurch vorgegebenen aufrechten Sitzposition im Fahrtwind ohnehin Schluss mit lustig.

Die Indian Sport Chief ist ihren Preis wert

In Deutschland werden für die Sport Chief ab 22.490 Euro fällig. Damit liegt der Cruiser auf dem Niveau der günstigeren Big Twins des amerikanischen Konkurrenten. Wer dieses Geld nicht ausgeben will, der kann immerhin im Detail an seinem Stil arbeiten, sofern er eine Chief, Chief Bobber oder Super Chief sein Eigen nennt. Indian bietet sowohl die Verkleidung als auch Riser und Stoßdämpfer als reine Zubehörteile an. Übrigens: In DREAM-MACHINES 04-23 haben wir die Sport Chief ausgiebig getestet. Die Ausgabe kann hier versandkostenfrei zum Kioskpreis bestellt werden.

Info | indianmotorcycle.de