Indian Scout – Hardnine 101

Originalheimer werden entsetzt sein, Custom-Fans hingegen entzückt. Dieses Indian Scout beweist, dass man auch historische Fahrzeuge stilvoll umbauen kann.

Indian Motorcycle hat sich bereits vor einiger Zeit mit dem ehemaligen Freestyle-Motocross-Profi und Custombike-Builder Danny Schneider für spannende zukünftige Kooperationen zusammengetan. Das passt hervorragend, denn Danny hegte schon zuvor lange Zeit eine persönliche Affinität zur Marke Indian.

Danny bricht sich 18 Knochen in einem Fuß

Schon im Kindesalter wird beim Schweizer ADHS (u.a. Hyperaktivitäts-Syndrom) festgestellt. Ganz folgerichtig sucht er sich damals mit BMX einen bewegungsintensiven Sport, bei dem er sich als junger Bursche wunderbar austoben kann. Nach seiner BMX-Karriere beginnt er mit 16 zunächst Motocross zu fahren, mit 20 wechselt er dann zur Extremsportart Freestyle-Motocross (FMX).

Obwohl an etlichen Stellen umgebaut, blieb der Spirit der Ur-Scout voll erhalten

Danny fährt erfolgreich in Japan und den USA, bis ein schwerer Trainingssturz seine sportliche Karriere jäh beendet. Vier Monate verbringt er danach im Krankenhaus, 18 Knochen in einem Fuß sind gebrochen, zudem erleidet er schwerwiegende innere Verletzungen. An Freestyle-Motocross ist nicht mehr zu denken.

Indian Scout von der Steilwand-Legende

Im Alter von 28 Jahren gründet er 2002 seinen Shop „Hardnine Choppers“ und individualisiert seitdem vorwiegend alte Motorräder. Schon bald erregen seine Motorräder Aufmerksamkeit. Ein großer Teil der Anziehungskraft von Dannys Bikes liegt darin, dass er nie Trends folgt oder bei einem einzigen Baustil verharrt. Egal, ob Cafe Racer, Flattracker oder klassischer Chopper, der Schweizer beherrscht alle Genres.

Das Antriebszahnrad für die Tachowelle besteht – zeitgenössisch korrekt – aus phenolharzgetränktem Hartfaservlies

Bestes Beispiel dafür ist diese Indian Scout 101 von 1931, die Danny schon vor einer Weile realisierte. „Das Erstaunliche daran war, dass das Bike dem Deutschen Hans Mack gehörte, zu seiner Zeit ein berühmter Steilwandfahrer. Als er es mir verkaufte, war Hans 83 Jahre alt und fuhr immer noch damit. Die Möglichkeit, ein Bike von einer solchen Legende mit so viel Geschichte zu kaufen, hat mich einfach umgehauen.“

Indian Scout 101 von 1931

Dann muss Danny eine ernsthafte Entscheidung treffen. Sollte er die Scout hin zum Originalzustand restaurieren oder doch lieber umbauen? Er entscheidet sich schließlich fürs Customizing. Rahmen und Gabel belässt er original, und überhaupt behält er alle Originalteile, um das Bike, wenn nötig, wieder zurückbauen zu können. Er besorgt sich zwei alte abgerockte Tanks, aus denen er in mühevoller Handarbeit ein gutes Exemplar hämmert. Auch den Hinterrradkotflügel und dessen Halter stellt er in Handarbeit her.

Der Tank entstand in Handarbeit aus zwei abgerockten Spritbehältern. Auch der knackige Heckfender geht auf Dannys Konto. Die Graphics auf dem Tank brachte Mr. G auf, hierfür wurde der Tank eigens nach Japan geschickt

Dann kommt plötzlich Zeitdruck auf. Danny will das fertige Bike unbedingt auf der über 100 Jahre alten historischen Rennbahn in Oerlikon fahren und fotografieren, doch er erfährt, dass ihm hierfür nur noch fünf Wochen Zeit bleiben, weil die Steilkurven-Rennbahn anschließend in den Winterschlaf versetzt werden soll.

ein erfahrener Schrauber hilft aus

Glücklicherweise ruft just zu diesem Zeitpunkt Dannys Freund Steve Hopkins an und Danny erzählt ihm von dem Projekt und dem engen Zeitplan. Steve bietet sofort an, vorbeizukommen, um zu helfen. Zwei Tage später trifft Steve, ein Hubschraubermechaniker, ein und macht sich an all die kleinen, zeitaufwändigen Arbeiten wie die Herstellung von Abstandshaltern und Befestigungen für Sitz und Kotflügel sowie das Polieren des Motors.

Das Ampère-Meter zeigt an, ob die Lichtmaschine ihren Dienst leistet

„Steve hat mir bei all diesen kleinen Dingen, die so viel Zeit kosten, wirklich geholfen und ich konnte mich auf den Wiederaufbau des Motors konzentrieren.“ Viel Zeit hat zum Beispiel die Auspuffanlage in Anspruch genommen. Es dauert lange, bis Krümmer und Rohre Gnade vor Dannys Augen finden. Kumpel Ramon von Hotcycle Pilotes spinnt einen neuen Kabelbaum, dann steht der große Tag an.

Erfolgreicher Start auf der Rennbahn in Oerlikon

„Vier Tritte und das Gerät lief. Ich regulierte noch ein bisschen am Vergaser herum, machte eine kurze Probefahrt und war bereit für das Shooting auf der Rennbahn in Oerlikon. Um es kurz zu machen: Die Scout wurde rechtzeitig fertig, die Strecke war trocken, es wurden hübsche Fotos gemacht und Danny hatte eine tolle Zeit mit seiner individualisierten Scout. „Ehrlich, die mussten mich fast erschießen, um mich von der Strecke zu bringen.“

Info | hardninechoppers.com