Der Begriff „Chopper“ bedeutet in des englischen Wortes Sinn bekanntlich ein Motorrad, an dem nur dran ist, was unbedingt zum Fahren nötigt ist: Fahrwerk, Räder, Motor, Tank und Lenker – fertig. Demnach handelt es sich bei diesem Bike mit HPU Stingray-Rahmen und Twin Cam V2 zweifelsfrei um einen Chopper …
Aus dem ursprünglichen Gedanken des „Choppens“, also des Weglassens (wörtlich übersetzt heißt to chop = abhacken) entstand eine neue Motorradgattung, die bald schon mit typischen Merkmalen verbunden wurde: Lange Gabel, schmales Vorderrad, aufgesetzter Peanut-Tank und Dragpipes.
Eigenen Vorstellungen und gesetzliche Vorschriften
All diese Gedanken machte sich auch die Truppe vom House of Flames München, als sie sich an die Planung der „Tribute“ machte. Die größte Schwierigkeit lag darin, die eigenen Vorstellungen mit den gesetzlichen Vorschriften in Übereinstimmung zu bringen, nach dem Motto: Gesetzeskonformität ja, aber bitte ohne Abstriche bezüglich der Optik machen zu müssen.

Der gute Kontakt zum Schwesterbetrieb HPU erwies sich als großer Vorteil. Dort wurden Fahrwerkskomponenten wie Rahmen, Schwinge, Räder, Bremssystem und vieles mehr geordert. Hilfreich war zudem, dass man auch nach Feierabend Zugriff auf die bestens ausgestattete Werkstatt des House of Flames in München hat. Dort wurde die „Tribute“ innerhalb von 15 Monaten komplett in Eigenleistung aufgebaut wurde. Tank, Heckfender, Modifikationen an Rahmen und Schwinge wurden von Hand angefertigt. Ebenso wie die Krümmeranlage samt Hitzebleche, Öltank, Kennzeichenhalter und diverse Kleinteile.
Twin Cam V2 mit Screamin’ Eagle-Parts
Bezüglich Motor und Getriebe kamen für den Erbauer nur originale Harley-Davidson-Teile in Frage, jedoch nicht ohne Modifikationen. So wurde dem Motor dank Screamin’ Eagle-Parts eine Leistungskur in Form von 95 cui-Zylindern, High Compression-Kolben und 203er Nockenwellen spendiert. Abgerundet ist das Motorentuning durch einen selbstgefertigten Luftfilter vor dem originalen Gleichdruckvergaser und durch eine Auspuffanlage von AMC.

Ein bisschen Klassik-Flair bringen die Knuckle-Style Rockerboxen und Camcover ins Spiel. Diese wurden – wie zahlreiche andere Teile am Bike – vom Hamburger Pulverbeschichterbetrieb Erich David in „Dark Iron Sparkling Effect“ veredelt wurden. Der Motor überträgt seine Kraft über einen 3-zölligen Belt von BDL an das originale Fünfganggetriebe von H-D. Der 40 Millimeter-Versatzkit stammt von HPU.
Die Elektrik wurde nahezu unsichtbar verlegt
Wer genauer auf den Primärantrieb schaut, wird feststellen, dass Elektrik auch schön sein kann. In einer speziell gefrästen Platte zwischen Motor und Primär befindet sich die gesamte Bordelektrik: Altmann-Zündung, Sicherungen, Zündschloss und auch die Zündspule. Überhaupt wurde ein Großteil der Zeit der Endmontage darauf verwendet, die Elektrik nahezu unsichtbar zu verlegen.

Bei genauerem Betrachten fallen immer neue Details auf, die in stundenlanger Arbeit entstanden sind, wie etwa der Regler-Halter, der Bremsanker vorne, das nachträglich gefräste HD-Bremspedal, der obere Motorhalter und die im Fender eingelassenen LED-Rücklichter. Für den winzigen Solositz aus Straußenleder zeichnet Armin Dobstetter von Custom Leather verantwortlich, die Lackarbeiten inklusive Airbrush und Pinstripes fertigte Marcus Pfeil.
Die hohe Kunst des sinnvollen Weglassens
Gerade durch die Übersichtlichkeit und Schlichtheit im Aufbau haben die Münchner das gesetzte Thema voll getroffen. Dank der hohen Kunst des sinnvollen Weglassens und des Verzichts auf Schnickschnack wurde aus der „Tribute“ ein Chopper reinsten Wassers.
Info | house-of-flames.com
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