Alte Motorräder faszinieren Mike Terry aus Toms River in New Jersey schon lange. Er restauriert die Schätzchen liebevoll, oft sehen sie dann besser aus, als sie seinerzeit vom Band rollten. So wie dieses seltene Exemplar der Ace Motor Corporation.

Die Ace Corporation wurde 1919 von William G. Henderson und einem Partner gegründet. Ziel war es, wie schon bei der bereits 1911 gegründeten Henderson Motorcycle Company, luxuriöse Motorräder mit großen Vierzylinder-Motoren zu bauen. Henderson hatte seine erste Firma 1918 an Excelsior verkauft, verließ diese aber bald aufgrund interner Differenzen. Da er auch bei Ace wieder vierzylindrige Motoren konstruierte, achtete er darauf, dass diese keine Kopien seiner früheren Konstruktionen waren. Zwischen den Henderson- und Ace-Bikes sind keine Teile austauschbar. So sollte ein Patentstreit vermieden werden.

Das hier gezeigte Bike stammt aus der kurzen Phase der Michigan Motors Company

Beide Firmen verkauften also parallel ihre hochwertigen Vierzylinder-Bikes, und dann passierte die Katastrophe: Henderson verunglückte 1922 bei einer Probefahrt tödlich. Des Kopfes beraubt, wurde die Firma schon bald von Finanzproblemen gebeutelt, 1924 schloss die Firma Ace ihre Pforten. Schon ein Jahr später wechselten die Namensrechte den Besitzer. 1925 produzierte die Michigan Motors Corporation kurzzeitig wieder Ace-Bikes. Und dass Henderson einen richtig guten Motor entwickelt hatte, erkannten damals auch die Entscheidungsträger von Indian.

Der Ace Motor Corporation gelang ein richtig guter Motor

Die Marke sicherte sich 1927 die Rechte an Ace und verkaufte ab diesem Jahr Ace-Motorräder mit dem längs eingebauten Vierzylinder. Zunächst unter der Bezeichnung Indian-Ace, nach 1929 wurde die Zusatzbezeichnung Ace gestrichen. Im Laufe der Jahre entwickelte Indian die Motoren stetig weiter. Erst 1942 endete die Produktion der Vierzylinder-Indians. In der Zeit des Eintritts in den Zweiten Weltkrieg sanken die Motorradverkäufe, daher gab es nur noch die günstigeren V2-Versionen. Heute sind die Vierzylinder gesuchte Sammelobjekte.

Von Hendersons Erfindung profitierte später sogar Indian

Das hier gezeigte Bike, das aus der kurzen Phase der Michigan Motors Company stammt, fand Mike 1989 in Pennsylvania. Es war in einem schlimmen Zustand. Dennoch erkannte der erfahrene Restaurator und Sammler das Potential des seltenen Bikes. Danach gefragt, wie er dazu kam, alte Bikes zu restaurieren, antwortet Mike: „Früher habe ich alte Polizeimaschinen in Chopper verwandelt. Also mit Apehanger und langen Gabeln. Jedes Mal, wenn ich mit den fertigen Bikes auf Probefahrt war, hielten mich die Cops an. Irgendwann hatte ich darauf keinen Bock mehr und habe mich den ganz alten Geräten zugewandt. Seit ich an denen schraube und damit unterwegs bin, hat sich kein Cop mehr für mich interessiert.“

Sanfte Leistungsexplosion bei der Vierzylinder-Ace

Inzwischen besitzt Mike rund 25 originale restaurierte Oldies. Natürlich alles unterschiedliche Modelle. Die Ace musste der gelernte Karosseriespezialist von Grund auf sanieren. „Das ist so, als wenn du jemand zurück ins Leben holst. Ich genieße diese Arbeit.“ Den Motor gab Mike an einen Fachmann in New York, der das seltene Stück – es wurden nur etwa 300 Stück davon gebaut – gründlichst überholte. Die komplette Restaurierung zog sich rund ein Jahr hin, hat sich aber gelohnt.

Mit dem Taster wird die Zündung unterbrochen und damit der Motor ausgeschaltet

Das Bike sieht aus wie neu und fährt sich gut. Viele Biker haben Angst vor der alten Technik, was aber unbegründet ist. Wer sich etwas in die Materie einarbeitet, erkennt schnell, dass die alte Mechanik oft besser funktioniert als manch neue Konstruktion. Nur darf man keine Leistungsexplosion erwarten. Etwa 35 Pferdestärken bringt der Four. Und die genügen allemal für eine gemütliche Tour. Und wenn’s drauf ankommt, auch für über 140 Sachen.