Heiko Schumann aus Rostock hat seine Sportster verkauft und sich dafür einen Highneck Chopper mit Twin Cam V2 gebaut. Hier seine witzig erzählte Aufbaustory …

Ich fuhr recht zufrieden eine Sportster, träumte aber von anderen, schöneren Bikes. Also suchte ich nach einem Rahmen für mein Traumbike – wurde aber nicht fündig. Selbst einen zu entwerfen, zu bauen und zu TÜVen, dazu bin ich wohl zu blöde. So verwuchs sich der Traum zu einem kompletten Neuaufbau. Mich drängte nichts, ich hatte Zeit, also bestellte ich mir einen Rahmen bei HPU. Mit Highneck, versteht sich. Und mit ’ner Schwinge für ’ne 250er Pelle, und für einen Rechtsantrieb gemacht, um den ganzen Getriebeumbauschwanz zu umgehen. Ein Getriebe musste ich ja ohnehin kaufen, also konnte es auch gleich ein RSD (= Right Side Drive, Anm. d. Red.) sein.

Hier schon in Metall, entstanden die Fenderstruts zunächst aus Pizza-Karton

Bevor der Rahmen unterm Christbaum stand, fand ich bei einem Schrauber hier in der Nähe ein prima Hinterrad. Vollscheibe – das wollte ich. Es passte leider nur ein 230er Reifen. Doch der Preis machte meine Einwände zunichte. Sieht schon lustig aus: ein Rahmen und ein Hinterrad. Man sieht sofort, was es werden soll. Versuch das mal mit anderen Dingen. Die künftigen Fenderstruts habe ich zunächst schick auf Pizzakarton gemalt und die Form dann auf Schiffbau-Stahl übertragen und ausgebrannt. Den Rest machte die Flex … nix mit Laser- oder Waterjet!

Selbstgebauter Highneck Chopper mit HPU-Rahmen

Der Kotflügel war der erste Hammer. Das sieht alles furchtbar einfach aus, aber es ist Schweiß ohne Ende. Oder war das doch Muskelkater? Egal. Der erste Fender war für die Tonne, der zweite Anlauf gelang. Ein befreundeter Karossenbauer gab mir Tiefziehblech mit dem Kommentar: „Bau dir doch den Tank.“ Ich also schick ’ne Form aus Styrodur gemacht und los ging’s.

Ölstandskontrolle leicht gemacht: Durchsichtiges Steigrohr am selbst geschweißten Öltank

Das Blech – obwohl reichlich bemessen – reichte nicht. Ich also wieder hin zu dem besagten Fachmann, und der Arsch lacht mich aus und meint, es sei nur ein Joke gewesen. „Wenn du willst, kannst du meine Rolle benutzen, das geht wirklich geil, wenn man weiß, wie es geht.“ Ihr versteht? Schweinearbeit, aber das Resultat zählt. Einmal für die Tonne, einmal für mich.

RSD-Evo-Getriebe für den Twin Cam

Immer auf der Suche nach Teilen – wo? Bei Ebay natürlich – fand ich schließlich das Getriebe: 6-Speed, verchromt, RSD, nur leider für einen Evo. Scheiße, oder …? „Ach, das geht schon, musst dir bloß ’ne Platte machen und so, und bisschen hier und bisschen da“ erzählt mir ein Schrauber, der sich mit sowas auskennt. Ich also rein in Ebay und das Getriebe geordert. Zwischendurch kam auch die Gabelbrücke. Wide Glide. Fand ich schick … und find ich immer noch.

Zum Maßnehmen: Batterie-Dummy aus Papier

Den Twin-Cam-Motor holte ich aus Hamburg, von Düx. Lustiger Laden, kein Schickimicki, den müsst ihr euch mal reinziehen. Von außen kaum zu finden, von innen gigantische Katakomben. Alles zusammengemietete Kellerräume, voll mit gutem Stoff. Vorher musste ich allerdings meine Sporty verkaufen. Keine Kohle, kein Motor! Mit dem Motor zurück nach Rostock, rein in den Rahmen – SCHICK! Schwarz verchromt. Ich hätte mich selbst besteigen können.

„Irgendwann passte es. Saugend, so wie ich es wollte“

Das Getrieb ran und gut. Nun ging das richtig ab, so mit der Passigkeit und so. Alter Falter, hab ich gebastelt. Ohne inneren Primär geht gar nichts. Das erste Teil war nicht für mich, sondern für die Tonne. Irgendwann passte es. Saugend, so wie ich es wollte. Es wuchs zusammen, was zusammen gehört.

Mühevolles Handwerk: Selbst das Lampengehäuse entstand in Rostock

Jetzt das Frontend. Wie misst man eigentlich Telegabeln aus? Der Customizer oder Edelschrauber greift wahrscheinlich hinter sich ins Regal. Der Hobbyschrauber – so wie ich – nimmt Kunststoffrohre, beklebt sie mit Aluklebestreifen (der Optik wegen) und längt diese dann ab. 10 Zoll over bestellen, BEZAHLEN, zusammenbauen!

„Öltank? Aber na klar baut man so etwas selber!“

Mein Traummotorrad kann ich mir bis heute nicht leisten: Ein Rad mit 80 bis 100 Speichen und Doppelflansch. Aber Ebay brachte mir ein gebrauchtes, fast neues – für Dünnes. Die Lampe und der vordere Kotflügel – natürlich Eigenbau – ging jetzt schon richtig gut. Gut, eins für mich und eins … ihr wisst schon. Öltank? Aber na klar baut man so etwas selber!

Echte Glanzleistung von Privatier Heiko Schumann: An so viel Eigenleistung könnte sich so mancher „Katalogteile-Customizer“ ein Beispiel nehmen

Das Cateye-Rücklicht hatte ein schickes Glas, der Rest passte prima in meine Tonne. Mein eigenes Rücklichtgehäuse, jetzt aus Edelstahl, gefällt mir besser. Schon mal VA verarbeitet? Probiert das mal. Hut ab vor jenen, die komplette Bikes daraus zaubern. Die Auspuffanlage sollte auch ein Eigenbau werden. Es blieb aber bei der Krümmeranlage – was für ein Theater! Jetzt noch fix die Armaturen ran und fertig war der Rohbau. Alter, wisst ihr, was die Brüder für ’ne hydraulische Kupplung aufrufen – bin ich Bankräuber? Also wieder Ebay und Vereinigte Staaten – es geht auch billiger.

Ein Highneck Chopper, so sportlich wie ein Sumo-Ringer

So, und nun kam das ganze Geraffel zum Profischrauber, der es TÜV-fertig macht. Nur noch abwischen. Zwei Jahre hat der ganze Spaß gedauert. Jetzt passt wieder die Jacke und die Hose. Die Jacke wegen der Angeberbrust, die Hose wegen …. Seither bin ich mit dem Bike unterwegs und immer noch hoch zufrieden. In den Dolomiten fällt fast jeder Pass … na ja, aber jeder dritte ist es bestimmt. Und richtig sportlich ist das auch, Sumo-Ringer sind Sportler!