Motorsport und Harley-Davidson waren von Anfang an eine höchst erfolgreiche Kombination. Außer bei Straßen-, Dirt- und Board Track-Rennen waren die Bikes aus Milwaukee auch im Hill Climbing überaus erfolgreich. Zum Beispiel mit diesem Harley Hill Climber von 1928.

Beim Hill Climbing, wörtlich zu übersetzen mit „Berg erklimmen“, geht es darum, mit dem Motorrad im Gelände eine schwindelerregend steile Steigung zu erklimmen und dabei auch noch schnell zu sein. Abgeleitet wurde diese Version des Motorsports von den europäischen Bergrennen. Während diese aber meist auf befestigtem Untergrund stattfanden, wollten es die Amis spektakulärer.

Kein Hang konnte steil genug sein

Beim Hill Climbing zählte der Kampf mit brutaler Motorengewalt gegen die extreme Natur. Seit Anfang der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts fand dieser Sport immer mehr Anhänger. Die Voraussetzungen waren denkbar einfach. Benötigt wurde nur ein passendes Gelände und eine Stoppuhr. Kein Hang konnte steil genug sein.

Steve musste vier andere historische Bikes hergeben, um in den Besitz dieses Factory Racers zu kommen. Dennoch schont er ihn nicht und setzt den restaurierten Hill Climber noch immer seiner Bestimmung nach bei Rennen ein

Je mehr Mann und Maschine zu kämpfen hatten, um so spektakulärer war die ganze Sache. Es zählte die reine Show. Wer sich von seinem springenden und bockenden Bike nicht abwerfen ließ und den Sprung über die Kuppe schaffte, durfte sich „King of the Hill“ nennen. Hill Climbing wurde auch als „Drag Rrace im Vertikalen“ bezeichnet.

Gefragt waren stabile Rahmen und bärenstarke Motoren

Die Hill Climb-Fahrer waren in den USA richtige Volkshelden. Namen wie Joe Petrali, Joe Herb oder Windy Lindstrom kannte das ganze Land. Zahlreiche Motorradmarken hatten eigene Werksteams mit speziellen Maschinen, die nur für diesen Sport angefertigt wurden. Neben Harley-Davidson kämpften auch Indian und Excelsior um Ruhm und Ehre, zeigte ein Erfolg bei solch widrigen Verhältnissen doch die Qualität der Marke und deren Zuverlässigkeit auf.

Verstrebungen am Lenker verleihen diesem mehr Stabilität

Gefragt waren vor allem stabile Rahmen und bärenstarke Motoren. Also entwickelten die Werksteams spezielle, diesen Anforderungen angepasste Motorräder. So wie das hier vorgestellte Modell. Es entstand 1928 und weist einige Besonderheiten auf. Das starre Heck etwa wurde mit Hilfe einer eingeschweißten dritten Strebe zusätzlich versteift.

Harley Hill Climber mit 1340er IOE-Motor

Auch der Hauptrahmen ist stabiler als bei Serienfahrzeugen ausgelegt. Die Rahmennummer weist ihn als den zweiten seiner Art aus. Der spezielle IOE-Motor Motor war das fünfte Exemplar seiner Reihe. Gegenüber den Serienbikes gaben die Ingenieure ihm bereits damals beeindruckende 80 Kubikinches (1340 ccm) Hubraum mit auf den steilen Weg, denn Kraft kann ein Bike am Berg nie genug haben.

Der Motor verfügte bereits ab Werk über 80 cui (1340 ccm) Hubraum. Der seltene IOE-Rennmotor war das fünfte Exemplar einer Kleinstserie

Um diese auch möglichst verlustfrei und ohne kraftraubende Schaltvorgänge ans Hinterrad zu bekommen, verfügen die Hill Climb-Bikes über extragroße hintere Ritzel. Weitere Merkmale sind das völlige Fehlen jeglicher Instrumente, denn die braucht am Berg niemand – und sie wiegen nur unnötig.

Dieser Harley Hill Climber fuhr zahlreiche Siege ein

Der Heckfender wurde höher platziert, damit sich aufgewirbelte Steine oder Erdbrocken nicht verklemmen konnten. Original kamen grobstollige Reifen zum Einsatz. Die Tanks dieser Sondermodelle waren meist aus stärkerem Material gefertigt, damit sie einen Absturz am Hang besser verkraften konnten. Das Motorgehäuse wird von einem Blech geschützt. Der Lenker trägt ebenfalls Verstärkungen. So gerüstet hat das Bike zahlreiche Siege eingefahren.

Der Schalthebel dient zum Einlegen des einen verfügbaren Ganges. Mehr brauchte es nicht und ersparte am Berg Zeitverlust durch Schaltvorgänge. Die Übersetzung mit großem Kettenrad am Hinterrad sorgte für genügend Punch zur Erstürmung der Steilhänge

Sein ursprünglicher Besitzer war Shorty Schaber, ein Harley-Dealer aus Ithaca, New York. Nach seinem Tod wanderte das Bike in die Sammlung des motorradverrückten Frank Westfall aus Syracuse, New York, der es nun gegen vier andere Bikes des neuen Besitzer Steve eintauschte. Dieser setzt es, nach einer Überholung bei der Firma Harbor Vintage, wieder seiner Bestimmung entsprechend ein. Denn Hill Climbing ist auch heutzutage noch ein Spektakel, und dieses originale Factory-Bike kann noch immer zeigen was in ihm steckt.