Dass auch in Privatgaragen tolle Hingucker entstehen, beweist hier ein Reparateur von Riesenpumpen namens Ron Strantz aus Melbourne mit seiner Harley-Davidson XLH Ironhead-Sportster.
Kennengelernt haben wir Ron Strantz bei Willy’s Tropical Tattoo in Daytona Beach. Er ist der Erbauer dieses Bikes, das unsere Aufmerksamkeit erregte. Und so verabredeten wir uns ein paar Tage später in Rons Wohnort Melbourne, etwa 150 Kilometer südlich von Daytona.
Harley-Davidson XLH – Kompletter Eigenbau
Ron war im Vorfeld für einen Amerikaner ungewohnt vorsichtig, denn er gab mir als fremdem deutschem Journalisten seine Adresse nicht preis. Stattdessen trafen wir uns in einer Bikerkneipe in Melbourne, deren Standort er mir vorher durchgefunkt hatte. Als ich dort zum vereinbarten Zeitpunkt pünktlich ankam, war Ron schon da.
Er freute sich sichtlich, deutsche Verlässlichkeit kannte er nicht, hatte damit nicht gerechnet. Das Eis war schnell gebrochen und wir suchten uns eine nette Location für die Bilder. „Also, das Besondere an dem Bike ist, dass ich es komplett selbst gebaut habe, zu Hause in meiner Garage“, ließ Ron mich wissen.
Aermacchi-Harley-Davidson als Teilespender
Was natürlich meinerseits die Frage aufwarf, was er denn von Beruf sei. „Ich bin Mechaniker, habe aber beruflich gar nichts mit Motorrädern zu tun. Ich arbeite als Servicetechniker für eine Firma, die Großpumpen installiert, wartet und auch repariert“, informierte mich der drahtige, asketisch wirkende Mann.
Zwei linke Hände hat er demnach nicht, was erklärt, warum sein Bike handwerklich so stimmig daherkommt. Am meisten erstaunt war ich, als er darauf hinwies, dass es sich bei dem bucklig-eckigen Tank um ein originales Spritfass einer Harley-Davidson handelt. Allerdings stammt der Tank von einem Exoten, der 1969 bei Aermacchi-Harley-Davidson in Varese gefertigt wurde. „MLS 125 Rapido“ hieß der Teilespender, der von einem 125-ccm-Einzylinder-Zweitakter befeuert wurde.
Harley-Davidson XLH – Selfmade Hardtail
Viele andere Teile fertigte Ron selbst. Neben dem Auspuff schweißte er sich auch den Öltank zusammen. Den ehedem gefederten Rahmen der 1976er Basis-Sportster verwandelte er mit einem selbst gebauten Hardtail in einen Starrrahmen. Dabei legt er das Heck um gut zehn Zentimeter tiefer und verlängert es um satte 15 Zentimeter nach hinten.
Interessant ist auch das Frontend. Ron kombinierte um die Gabelbrücken herum geschickt die Stilelemente einer schmalen Sportster-Gabel mit der typischen, flächigen Lampenverkleidung im Stile der Hydra- und Duo-Glides der Panhead-Ära. Verblüffenderweise passt der rotzfreche Lenker von Pangea Speed hervorragend zu dieser oldschooligen Gabelmaske.
Auch die Lackierung hat Ron selbst gemacht
Was die Räder angeht, hielt sich der Selfmade-Mann vornehm zurück. Der 100/90 im 19-Zoll-Format sieht ausreichend satt aus, hinten entschied sich der Erbauer für einen MT90 mit 16 Zoll Durchmesser, was einem 130er entspricht. Der Ölkühlerhalter vor dem Motor, die Batteriebox vor dem Hinterrad und der auf der linken Seite weit nach hinten verlegte Ölfilter komplettieren die Komposition.
Ach ja, die Lackierung hat Ron auch selbst gemacht. Pagan-Gold und Candy-Red heißen die Farben, die während des Shootings eine Menge Passantenblicke auf sich zogen. „Wenn du das nächste Mal kommst, treffen wir uns bei mir zu Hause“, sagte Ron am Schluss. „Dann probierst du mal meine Biere, ich braue nämlich zu Hause Bier, verschiedene Sorten. Für einen Deutschen sicherlich interessant …“. Na dann, Prost.