Wenn ich ein Bike baue, lasse ich mich niemals zu Eile verleiten“, sagt uns David Månsson aus Stockholm. Und tatsächlich: Jahre sind vergangen, seit er sein letztes Bike der Öffentlichkeit vorstellte. Jetzt ist er mit etwas Neuem da, einem Bike mit vielen seltsamen Details. Die Basis – eine Harley-Davidson Ironhead Sportster.

Wie wäre es zum Beispiel, wenn sowohl der Benzintank als auch die Frontmaske und auch der Heckbürzel aus drei identischen Tanks von Hondas CB 125 entstanden wären. Ende der 1970er Jahre entwarf Willie G. Davidson auch einen Cafe Racer auf Basis der damaligen Ironhead Sportster. Heutzutage ist Willie Gs XLCR ein ebenso seltenes wie gesuchtes Sammlerstück, damals aber kam es nur mäßig gut an. Nach drei Jahren Bauzeit war Schluss. Wer weiß, vielleicht wäre es besser gewesen, wenn David Månsson am Design beteiligt gewesen wäre?

Harley-Davidson Ironhead Sportster als Basis

Der Stockholmer arbeitet in einer Druckerei. Vor einigen Jahren hat er zwar eine Karriere als Profi-Bike-Builder gemacht, als sein Geschäftspartner aber nach Finnland zog, schmiss er hin und baut seither nur noch Bikes für sich selbst. Als David die Sportster kaufte, war deren Motor bereits von einem früheren Besitzer, der Motorradmechaniker beim American Motorcycle Institute in Daytona Beach war, mit größeren Ventilen, einer Hubraumerhöhung auf 1300 Kubik und reichlich Kompression aufgepumpt worden.

Den siebenspeichigen Lester-Rädern verpasste David einen goldfarbenen Lack

„Ich rief den Typen an, um mehr zu erfahren. Er sagte mir, er hätte das Bike als rollendes Testlabor benutzt, um mit Speed-Tuning zu experimentieren.“ Dann machte sich David auf zum Motorradteile-Flohmarkt Spinnin’ Wheel. „Ich mag eine Menge von den Dingen, die andere Leute als wertlosen Müll betrachten.

Allerhand Teile vom Flohmarkt

Auf dem Flohmarkt fand ich die „Lester“-Räder, die Gabel einer Suzuki GS 500, die Bremsen von Suzuki und Honda und den Benzintank einer Honda CB 125, Modell B6. Dann habe ich mir noch einen gleichen CB-125-Tank besorgt, um daraus den Bürzel zu machen. Bei den Blecharbeiten geholfen hat mir mein Kumpel Erik Persson, der eine Werkstatt mit einem gut bestückten Maschinenpark besitzt“, so David.

Gewöhnungsbedürftig, aber dennoch genial: Auch die Lampenmaske fertigten die beiden Schweden aus dem Tank einer Honda CB 125, Modell B6

So gedieh das Bike Stück für Stück in einem kreativen Prozess, bei dem die beiden ihre Ideen einbrachten. Ungewöhnlich zum Beispiel ist die Tatsache, dass einer der Auspuffendtöpfe links verläuft. „Wir wollten so eine optische Balance erreichen“, erklärt David. Auch die raffinierte kleine Lampenmaske ist ein Ergebnis ihres Brainstormings. Sie hatten den zweiten Honda-Tank aufgeschnitten und Erik hielt ihn vor die Gabel, um zu probieren, wie das aussehen würde. „Wir starrten uns nur ungläubig an und wussten sofort, dass daraus eine prima Lampenmaske entstehen könnte.

Harley-Davidson Ironhead Sportster mit Suzuki-Öltank

Also fuhr ich noch mal zum Flohmarkt und besorgte einen dritten CB-125-Tank. Aus Tank No. 2 entstand der Heckbürzel, der gleichzeitig als Öltank dient.” Allerdings erwies sich dieser Behälter mit zwei Litern Fassungsvermögen als recht klein, deshalb fügten die Jungs als Bugspoiler noch den gerippten Öltank eines Suzuki-Wankel-Motorrads hinzu.

An dem Bike sind fast mehr japanische als amerikanische Teile verbaut

Den siebenspeichigen Lester-Rädern verpasste David einen goldfarbenen Lack und Håkan Lindberg besorgte die wunderbar zum Thema passende Lackierung. „Ich sagte Håkan nur, er könne tun, was er wolle, solange es genau den 70er-Jahre-Spirit treffe. Das hat er wirklich perfekt hingekriegt“, freut sich David.

„Es fühlt sich gut an, dass mein Vater das fertige Bike sehen konnte“

Obwohl David sich weigert, sich beim Bauen von Terminzwängen knechten zu lassen, gab es dieses eine Mal einen gewichtigen Grund, bald fertig zu werden. Sein Vater, von dem er seine Schrauberleidenschaft geerbt hat, erkrankte plötzlich und heftig an Parkinson. Also gab David dieses eine Mal etwas mehr Gas beim Finishing. „Es fühlt sich gut an, dass mein Vater das fertige Bike sehen konnte, bevor es möglicherweise zu spät gewesen wäre“, tröstet sich der Erbauer ein wenig.