Diese blitzsaubere Harley-Davidson XL 1200 Sportster fanden wir in Florida, gebaut von einem Amerikaner mit deutschen Vorfahren.
Als ich das Bike zum ersten Mal auf der Boardwalk Show in Daytona Beach sah, dachte ich „verdammt, wie kommt die denn hierher?“ Ich hätte spontan ein Sixpack „Steel Reserve“ gewettet, dass dieses obercleane Ding mindestens aus Europa, wenn nicht sogar aus Deutschland stammen müsste.

Amerikaner bauen im Allgemeinen nicht so zurückgenommen, nicht so distinguiert, so leise und pur. Bei den Amis muss es immer irgendwie knallen, entweder mit den Formen oder mit den Farben, am besten gleich mit beidem. Deshalb wunderte ich mich auch, als ich ein Florida-Kennzeichen an diesem feingliedrigen Geschöpf vorfand. Als ich dann den Namen des Erbauers auf dem Teilnehmerdatenblatt las, kam im Kopf dann das „Aha, war ja klar“: Tim Firstenberger stand da.
Eine total verranzte Harley-Davidson XL 1200 als Basis
Irgendwann ist der für die Amerikaner unbequeme Umlaut „ü“ zum „i“ geworden: Fürstenberger hießen also die Vorfahren von Tim. Ich trieb den Erbauer auf und machte für die darauffolgende Woche ein Shooting-Date mit ihm in seinem Wohnort in Sarasota aus. Ganz unamerikanisch war der Mann dann auch zum verabredeten Zeitpunkt tatsächlich zu Hause und hatte auch noch Zeit für mich – wieder so etwas, was untypisch war, aber den straighten Charakter des Erbauers widerspiegelt.

Tim erzählt: „Meine beste Zeit habe ich, wenn ich in meiner Garage an meinen Bikes schrauben kann. Dieses Bike hier hatte als Basis eine total verranzte 1994er Sportster. Aber der erbärmliche Zustand war mir egal, es war eh klar, dass ich jede einzelne Schraube in die Hand nehmen würde. Ich liebe es, etwas, was die anderen als einen Haufen Schrott bezeichnen, in eine beachtete Schönheit zu verwandeln.“
Nichts soll von der Linie ablenken
So auch bei diesem Bike. Tim zerlegte den Motor und entschied, welche Teile er vom Basis-Bike verwenden konnte. Er schliff die Ventile neu ein, montierte neue Kolbenringe, einen neuen Stator und Regler und verkabelte das Bike auch gänzlich neu, natürlich alles unter dem Aspekt, eine möglichst cleane Gesamtoptik zu erreichen.

„Ich habe bewusst die sogenannten ,Nichtfarben‘ Schwarz und Weiß gewählt, um nicht vom Eigentlichen, der Linie des Bikes, abzulenken. Richtig froh war ich, dass der kompakte Starrrahmen von Paughco hinten unter dem Getriebe mit einem Motorhalter ausgestattet ist, der als Kasten ausgeführt ist. Den habe ich als Box für die Elektrik verwendet.“
Harley-Davidson XL 1200 im Paughco-Starrrahmen
Die Gabel ist original Sportster, allerdings hat der akribische Tim die Gabelbrücken und die Tauchrohre gecleant, er sagt „rasiert“ dazu. Auch die Räder sind original H-D, vorne allerdings gibt’s jetzt keine Bremse mehr. Den Tank kann man bei Cole Foster bestellen, den Öltank bei Curt Owens, und schrecklich viel mehr ist auch nicht dran an dem blitzsauberen Bike.

Blitzsauber, bis ins letzte Detail, das beschreibt das Bike am besten, dieses so unamerikanisch bescheiden daherkommende Bike des Herrn Firstenberger, der übrigens kein Profi ist, sondern all das nach Feierabend in seiner kleinen Garage im Haus durchzieht. Sein Lohn: Der Pokal „Best Radical Sportster“ bei der Boardwalk Show in Daytona Beach.
Beautiful!
Wau ist die schön die würde ich gerne mal fahren 🥰
Wow, bin total geflasht, ein wun-der-schö-ner Sportster, das wäre genau mein Ding. Aber in D leider nur auf Privatgelände fahrbar…..