Harley-Davidson WLA – Slow Racer



Einem ehrwürdigen Harley-Davidson WLA 750er Flathead-Motor vernünftige Power einzuhauchen, ist gar nicht so einfach

Die alten Harley-Modelle sind ja nicht gerade für gigantische Leistungsentfaltung bekannt. Beim 750er Seitenventiler sind zwischen 20 und 25 PS das Höchste der Gefühle. Wer ein kraftvolles Bike fahren möchte, muss eigentlich woanders suchen. Doch Andreas wurde schon in jungen Jahren mit dem Harley-Virus infiziert.

Infiziert schon als Fünfzehnjähriger

Vor über zwanzig Jahren kaufte sich der damals 15-jährige die zweite Ausgabe des seinerzeit neu gegründeten schwedischen Biker-Magazins MCM. In dem fand er einen Artikel über eine umgebaute WLA im Hot Rod-Style. Das Gerät beeindruckte den Jungen dermaßen, dass er den Artikel fast täglich in sich aufsog. Bereits damals reifte in ihm der Entschluss, irgendwann ein solches Fahrzeug zu besitzen. Er konnte es kaum erwarten, den Führerschein zu machen.

Schöner Bastard: Mix aus WLA und KHA-Motor

Natürlich sollte sein erstes Motorrad eine Flathead sein. Aus verschiedenen Gründen wurde es aber erst einmal eine Shovelhead. Doch der Schwede begann, alle möglichen Teile von 45 cui-Flatties zu sammeln. Einen WLA-Rahmen und Räder hatte er bald gefunden. Sein Ziel war aber ein Racebike mit richtig Speed.

Harley-Davidson WLA für den Renneinsatz

Er hatte im Sinn, mit einem entsprechenden Modell aus der Seitenventiler-Ära bei historischen Rennen mitzufahren. Diesen Zahn zogen ihm dann aber die Verantwortlichen für Classic Race-Veranstaltungen. Der Haken: Zugelassen wurden nur Fahrzeugmodelle, die nachweislich in Europa bei derartigen Rennen eingesetzt worden waren.

Andreas holt das Letzte aus seiner Flathead raus

Dass diese Bikes in Amerika seit Jahrzehnten bei Rennen antraten, interessierte die Bedenkenträger in Schweden überhaupt nicht. Folgerichtig versuchte Andreas nun, Beweise für den Einsatz von 750er Harleys auf europäischen Rennstrecken zu finden – doch leider ohne Erfolg. Aber er gab dennoch nicht auf.

Im Stil alter Hillclimber

Sein Hauptaugenmerk konzentrierte sich nun darauf, ein Bike im Stile der altem Hillclimber zu bauen. Über das Internet bekam er Kontakt zu anderen Interessenten dieser Sportart und lernte neue Freunde kennen. Einer von ihnen besaß Zylinder und Köpfe eines alten KHK-Modells (Vorläufer der Sportster). Nach zähen Verhandlungen konnte Andreas demjenigen die Brocken abschwatzen.

Bremst gut, ist aber auch schwer: H-D Doppeltrommelbremse

Leider waren sie in miserablem Zustand, doch ein Anfang war gemacht. Aus bereits vorhandenen WLA-Teilen und dem seltenen „Topend“ der KHK versuchte er nun, einen Motor zu basteln. Sein Vorbild waren die legendären WR-Antriebe, die es auf bis zu 30 PS gebracht haben sollen. Aus diversen Internetforen hatte er erfahren, dass so etwas funktionieren könnte. Als Andreas sich entschloss, dem Motor ein wenig mehr Power zu entlocken, wusste er noch nicht, auf was er sich da eingelassen hatte.

Harley-Davidson WLA mit großem vergaser

Nichts blieb unversucht. Er setzte große Titan-Ventile ein. Die wogen nur ein Drittel der originalen. Ein großer Vergaser sollte ebenfalls helfen. Nach langer Aufbauzeit stand nur noch die Farbgebung an. Der zähe Schwede hatte sich für die Farbkombination Schwarz/Rot entschieden. Doch das passende Rot fand er nicht. Da kam ihm die Erleuchtung. Die Italiener wissen, wie man Fahrzeuge knallrot lackiert.

Hammerhart: Gummimuffen schützen die Ventile vor Staub und Korrosion. Eine Ehrensache, dass hier keine Kabelbinder zum Einsatz kommen

Und tatsächlich, im Farbprogramm von Ducati fand er „sein“ Rot, einen schlicht „Rosso“ genannten Farbton. Alles schien gut zu werden. Nach der Endmontage sprang das Bike auch tatsächlich ohne Probleme an. Andreas war glücklich und steuerte bald darauf den örtlichen Dynojet-Stand an. Er wollte wissen, welche Power in seinem Eigenbau steckte. Das Ergebnis war ernüchternd.

13 Pferdchen am Hinterrad

Ganze 13 Pferdchen galoppierten am Hinterrad; die Schrauber in der Werkstatt dort schüttelten sich vor Lachen. Tatsächlich war auch der Erbauer ziemlich enttäuscht. Doch er gab nicht auf. Zum Glück hat er durch seine Sammelleidenschaft genug Parts gehortet, um einen zweiten Motor aufbauen zu können. Schärfere Nocken und ein Keihin-Vergaser sollten’s richten, denn Leistung musste her! Irgendwann will der rasante Schwede die Tachonadel bei 100 Miles per Hour zittern sehen. Wir wünschen viel Erfolg.

Technische Daten
Besitzer und Erbauer Andreas Bovin, Schweden

Motor
Typ Mix aus WLA und KHK, 750 ccm
Zylinder-/Zylinderköpfe Harley-Davidson KHK
Nockenwellen WLA
Vergaser Linkert M 53
Zündung Fairbanks-Morse Magneto
Auspuff Eigenbau
Getriebe H-D 3-Gang mit Handschaltung
Primär-/Sekundärtrieb Kette
Kupplung Fuß, Zubehör
Rahmen orig. H-D WLA
Gabel orig. H-D Springer, WLA
Rad vo. H-D WLA mit 100/90-19“
Rad hi. Honda CB 750 mit 120/90-18“
Bremse vo. H-D Doppeltrommelbremse
Bremse hi. Honda CB 750
Zubehör
Tank H-D WLA mit integriertem Öltank
Lenker H-D, modifiziert
Armaturen H-D
Griffe H-D
Sitz Swap Meet
Fußrasten H-D, modifiziert
Heckfender Triumph
Lack Schwarz Saab, Rot Ducati
Pinstripes Blaster

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Fotos: Siwer Ohlsson
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