Es kann einer abgehalfterten Harley-Davidson WLA wahrlich Schlimmeres passieren, als in solch eine Beauty verwandelt zu werden. Die Jungs von V-Triebwerk haben wirklich ganze Arbeit geleistet.

Wenn man Bikes wie dieses sieht, braucht es schon ein gerüttelt Maß an Fantasie, um sich vorstellen zu können, dass die Basis-Brocken zwanzig Jahre lang in Einzelteilen in einer Kellerecke herummoderten. Wie so oft hatte der Vorbesitzer eine Vollrestaurierung geplant, aus der dann doch nichts wurde. Und da fügte es sich doch exzellent, dass einer der Kunden von V-Triebwerk, der Mann besitzt bereits mehrere historische Fahrzeuge, eine Flatti im Stile der alten WR-Rennmaschinen wollte, und zwar nicht nur optisch, nein, das Teil sollte auch ordentlich Leistung haben.

Im Inneren der Harley-Davidson WLA war nur noch Kernschrott

Beim Zerlegen der 1942er WLA kam bei den V-Triebwerkern Ernüchterung auf. Wie sich herausstellte, war vom Motor nur noch das Kurbelgehäuse mit den Zylindern brauchbar. Alles andere war Kernschrott und flog in die Tonne. Daraufhin wurde der Motor komplett neu aufgebaut. Die neue Kurbelwelle besteht aus Schwungscheiben von Truett & Osborne, die Pleuel sind spezielle WR-Klone von S&S. Und weil man schon einmal dabei war, wurde der Hubraum flugs auf 900 Kubikzentimeter aufgestockt. Kolben, Ventile, Nockenwellen – alles neu. Die Zylinderköpfe wurden aufwendigst überarbeitet, Ein- und Auslässe optimiert.

Hier gut zu erkennen, der zweiteilige Tank. Links für Benzin, rechts für Motorenöl

Zusätzlich wurden die Ölpumpen modifiziert und im Nockendeckel zusätzliche Kanäle zwecks besseren Ölflusses gefräst. O-Ton von Erbauer Hendrik Klocke: „Durch den zusätzlichen Hub auf über 900 ccm ist die Modifikation des Ölkreislaufs zwingend notwendig, sonst läuft sie fix trocken.“ Eine Folge der Modifikation war, dass der Ölkreislauf die Primärkette nicht mehr mitschmiert. Also stellten die Jungs aus Rietberg den Primär auf Zahnriemen um.

Die Harley-Davidson WLA wird nicht nur optisch angepasst

Der Tank ist der einer WR mit halbseitiger Teilung. In der linken Hälfte ist Sprit, rechts Motorenöl. Schrecklich viel passt in den Sprittank nicht hinein, bei Volllast ist nach 60 Kilometern Ebbe im Kanister. Zum Zeitpunkt der Fotoaufnahmen war ein Magneto von Hunt und ein Amal-Concentric-MKI Vergaser mit geändertem Manifold verbaut. Inzwischen wurde auf einen originalen Linkert MR-4 und einen passenderen WICO Magneto umgerüstet, um dem Original so nahe wie möglich zu kommen.

Aus dem „Bike that won the War“ wurde ein Bike, das Rennen gewinnen kann Das Getriebe wurde von Bernd Lindner im Originalgehäuse mit einem 4-Gang-Kit versehen, eine originale Suizid-Kupplung fand sich in den USA.

Nach den ersten Testfahrten zeigte sich, dass die Bremswirkung nicht ausreichte. Deshalb wurde hinten eine 100er-Scheibenbremse verbaut und mit einem Cover versehen, so fällt das moderne Bauteil nicht gleich als optisches No-Go auf. Vorn ist eine Big-Twin-Trommel mit modifizierten Belägen verbaut. Das Schöne an allem: Diese Schönheit ist keine Wohnzimmer-Deko. Der Besitzer fährt tatsächlich mit der Flatti überall hin! Sie ist „road legal“ und hat eine deutsche Zulassung.

Die Umbaukosten blieben einigermaßen moderat

Die Aufbau- und Umbaukosten lagen ohne Basis-Motorrad bei zirka 12.000 Euro. Im Kundenstamm hat V-Triebwerk mittlerweile einige Flattis, zwei werden gerade „restauriert“. Wer also auch eine Flathead im puristischen WR-Stil haben möchte, darf sich gern in Rietberg melden. 

Info | v-triebwerk.de