Wer noch nichts von Polar Cycles gehört hat, ist in Kontinentaleuropa in guter Gesellschaft: Der Custom Shop aus Doncaster östlich Manchester ist wegen seiner radikalen Umbauten, wie dieser brutalen V-Rod, wohl jedem englischen Fan ein Begriff.
Bei Polar Cycles hatte man große Pläne und baute nicht nur zeitgleich vier Custombikes, sondern dokumentierte den Kraftakt auch noch in eigenen Video-Clips. Vor den Augen des faszinierten Betrachters werden da Teile getestet, Ideen verworfen oder im harten Scheinwerferlicht der Realität weiterentwickelt. Wer es anhand der Bilder nicht bereits ahnt: An dieser V-Rod ist alles Handarbeit – mit Ausnahme des Kernbereichs „wassergekühltes Triebwerk“.
Rahmen, Schwinge und alle Bodyparts sind handgefertigt
Das High-Tech-Gefährt entstand in knapp fünfmonatiger Intensivarbeit. Was da so lange gedauert hat? Nun ja, Rahmen, Schwinge und alle Bodyparts sind aus Metall – handgefertigt! Insbesondere die Einarmschwinge mit dem fetten 360er Reifen musste extrem stabil ausfallen, damit die Bodenrakete nicht aus ihrer Umlaufbahn schiesst.
Um die Optik zu verbessern – und das durch den Air-Kompressor hochzuhebende Gewicht zu verringern – wurde der massive Vollmetall-Fender auch an der Schwinge verschraubt. Die Radaufnahme wurde von der Honda VFR adaptiert und auf das Riemenrad angepasst. Die komplette Air-Suspension ist Eigenbau, wobei der Kompressor knapp unterhalb der Schwinge platziert wurde.
Harley-Davidson V-Rod mit Custom-Radiator
Anspruchsvoll wurde es an der Gabel, weshalb das Projekt auch mit dem Umbau der Gabel begann. Die Pneumatikleitungen sind durch die Gabelbrücke geführt, aber „es gab so viele Detailprobleme, die alle einer Lösung bedurften“, erinnert sich Macher Stez. Besonderes Kopfzerbrechen bereitete die Wasserkühlung des Motors: „Wir wollten die hässlichen Kühlschläuche des Serienbikes nicht weiterverwenden“, bekräftigt Stez. Das Team bestellte einen neuen Wasserkühler „custom-made“ bei einem englischen Spezialbetrieb.
Der Radiator besitzt das gleiche Volumen, baut aber schmaler – was natürlich in die Tiefe geht. Aus einem eigens entworfenen Einlassstutzen zwischen Motor und Tank ragen zwei große Ansaugtrichter für die Luft nach vorne, dazwischen war noch Platz für die Lachgas-Flasche – dafür besitzt der Expansionsbehälter jetzt ein Loch in der Mitte. Lohn der Mühen: Auf der European HOG Rally Ride-In Bikeshow in Zadar gewann das Bike den Preis „Best Custom“.