Extreme V-Rod aus Frankreich: Bertrand Dubet zauberte mit CAD, CNC und Schweißgerät ein schier unglaubliches Motorrad.

Werden wir bald nur noch virtuell Motorrad fahren? Die Frage ist angesichts des rasant gallopierenden Fortschritts der Computer-Technologie und der dazugehörigen Programme gar nicht so weit hergeholt. 3-D Fernsehen im Panoramaformat – und der nächste Ritt nach Sturgis findet auf dem heimischen Sofa statt? Mit oder ohne Helmpflicht? Kann passieren!

Etliche virtuelle Motorradprojekte wurden auch wirklich gebaut

Virtuelle Motorradprojekte wurden in den letzten Jahren zahlreich „gezeichnet“ und präsentiert – doch eine erstaunliche Zahl wurden auch in reelle Motorräder und Custombikes umgesetzt. Mit an vorderster Front: Bertrand Dubet und „Odyssey Motorcycles“. Konzeptbikes wie „Anima“ und extravagante Umbauten machten den Customizer aus Toulouse weltweit bekannt.

Der X-förmige Gabelbrückenblock gab dem Projekt seinen Namen. Er kommt ohne durchgehenden Lenkkopf aus

Blickt man weltweit auf die Umbauten der V-Rod, so stehen die Europäer an der Spitze: Nicht nur gibt es auf dem „Alten Kontinent“ ein breites Angebot an Umbauteilen für den Power-Cruiser, mit der „X-Rod“ von Odyssey Motorcycles kam ein weiterer Meilenstein des V-Rod-Customizings aus Europa.

Nix V-Rod, das hier ist eine X-Rod

Futuristische Fahrwerkskonzepte hatten in Frankreich schon immer Konjunktur: Die achsschenkelgesteuerten ELF-Rennmaschinen sorgten von 1978 bis 1988 auf den Rennstrecken für Aufsehen und auch die französische Marke Voxan glänzte mit innovativen Rahmen-Ideen. Schon bei seinen Custombikes zeigte Bertrand futuristische Konzepte, welche im Konzeptbike „Anima“ von 2004 gipfelten.

 

Der Lenker stammt von Odyssey Motorcycles, Armaturen und Griffe von Performance Machine

Fahrwerk und Design der X-Rod wurden komplett auf dem Computer entworfen und auch getestet: Was bei der Entwicklung der „Airbus“-Flugzeuge bei Toulouse schon lange praktiziert wird, hat auch im Custom-Motorradbau Einzug gehalten. Da über Motor, Räder und Bremsen nicht viel Neues zu schreiben ist – und die extreme Optik für sich spricht – hier gleich zum Kern der Entwicklung: dem Fahrwerk.

Der Rahmen besitzt keinen durchgehenden Lenkkopf

Der zweigeteilte Stahlrohr-Rahmen besteht aus Ober- und Unterteil, wobei die Verbindung der beiden Teile hinter dem Motor/Getriebe-Block stattfindet. Das Neue an der X-Rod bleibt dem Betrachter schon durch die Seitenverkleidungen, welche die neuen Kühler für den wassergekühlten Harley-Twin verschalen, eigentlich verborgen: Der Rahmen besitzt keinen durchgehenden Lenkkopf!

Fahrwerk und Design wurden komplett am Computer entworfen

Die konventionelle Anordnung von Lenkkopf, Achse und Gabelbrücken wird ersetzt durch ein einziges Bauteil: Die X-förmige Gabelbrücke gibt dem Motorrad seinen Namen und integriert die Lagerung in oberer und unterer Rahmenhälfte, den Scheinwerfer und die Klemmungen für die Gabelstandrohre und den Lenker. Zudem muss die Gabelbrücke die zwischen oberer und unterer Rahmenhälfte auftretenden Torsionskräfte aufnehmen.

Der Rahmen läuft sehr kompakt um den Revolution-V2

Dementsprechend stabil sind Brücke, Lager und auch der Rahmen konstruiert. Die Upside-down-Gabel ist bewusst kurz gehalten und der Rahmen läuft sehr kompakt um den Revolution-V2. Für das 300er Hinterrad spendierte Dubet seiner Kreation dennoch eine Einarmschwinge von geradezu unverschämt eleganter Schlichtheit!

Komplett selbst konstruierter Power Cruiser. Nur die Antriebseinheit ist original H-D

Seinen futuristischen Ideen blieb er nicht nur im Bodywork treu: Die Auspuffanlage leitet die Abgase über Edelstahlkrümmer in einen Sammler unter der Schwinge und dann in zwei wuchtige Carbon-Endtöpfe, deren Größe durch ihre Formgebung kaschiert wird: Sie fügen sich im Radius als „Seitenverkleidung“ des 300er Avon Hinterrades harmonisch in das Heck ein. Ein grandioses Motorrad, dass jedem Betrachter staunend den Kopf verdreht. Kein Zweifel: Die „X-Akte“ ist wieder geöffnet …

Info | odyssey.motorcycles