Wer denkt, Clubstyle-Öfen müssten immer gleich aussehen, hat die Rechnung ohne die Kreativ-Szene in der Stadt der Engel gemacht. Hier ein krasses Beispiel ist dieser Eigenbau mit einem Harley-Davidson Twin Cam von Alloy Art aus Kalifornien.

Lassen Sie mich an dieser Stelle mal ein bisschen klugscheißen und kundtun, dass längst nicht alle Customizer an Kaliforniens Westküste von Clubstyle reden, wenn es um Bikes mit ellenlangen Risern, hoch und mittig angebrachten Rasten und Stufensitzbänken geht. Vielmehr ist in Los Angeles der Begriff „Coastal Style“ üblich, selbst wenn die Bikes die unvermeidliche Verkleidung der Anfang der 80er Jahre erschienenen FXRT Sport Glide tragen.

Coastal Style 2.0: Wer sagt denn, dass man immer eine Lampenmaske braucht?

Doch einige Customizer dort entwickeln die Formensprache weiter und setzen nur noch bestimmte Stilelemente des sogenannten Club- oder Coastal-Styles ein. So ein Bike ist die hier gezeigte „Hawai Five O“. Gebaut hat sie Justin McGinnis, Mitinhaber einer Firma, die sich „Alloy Art“ (Aluminium-Kunst) nennt. Alloy Art hat seinen Sitz in Glendora, einem Ort zwischen Pasadena und San Bernadino, und fertigt vorwiegend sehr spezielle CNC-Frästeile für Motorräder.

Edle CNC-Parts wohin das Auge blickt

„Da musst du unbedingt hin“, hatte uns Brandon Holstein von Speed Merchant geraten, „die haben da gerade zwei richtig gute Bikes fertiggestellt.“ Gesagt, getan, Brandon spielte mit einem Telefonanruf den Türöffner für mich, am nächsten Tag wurde ich in Glendora vorstellig und nett empfangen. Justin McGinnis zeigte mir die beiden Bikes, von denen Brandon gesprochen hatte und ich war spontan begeistert von all den edlen CNC-Parts, die daran verbaut waren.

Die Gabelbrücken und die stylischen LED-Blinker fertigt Alloy Art

Wie sich herausstellte, entstanden all diese Goodies in der eigenen Maschinenhalle in Glendora. Ganz besonders auffällig ist die Gabel. Lediglich die Standrohre stammen von Harley, aber auch die wurden gleitverbessert, indem sie mit Wolframkarbid beschichtet wurden. Das Innenleben der Gabel stammt von Legend Air, die Gabelbrücken und die Tauchrohre samt der Fender-, Bremszangen- und Radaufnahme fertigte Alloy Art selbst.

Eigenbau mit Harley-Davidson Twin Cam

Übrigens: Auch die beiden Fünfspeichenräder sind Eigengewächse. Doch damit noch längst nicht genug. Die Riser inklusive der Lenkeraufnahme sind eine Spezialität der Firma. Die Riser lassen sich individuell kürzen, sodass sich jedermann mithilfe einer Metallsäge seine Komforthöhe einrichten kann. Der Infobildschirm ist im Falle der „Hawaii Five O“ etwas arg hoch angebracht, ehrlich gesagt bezweifle ich, dass das ergonomisch einen Sinn ergibt.

Der sehr hoch montierte Bildschirm ist nicht besonders gut ablesbar

Aber darum geht es ja beim Coastal Style gar nicht, ein bisschen Unfug soll ja sein, denn die tiefe Sitzposition in Verbindung mit dem hohen Lenker und den mittigen Rasten ist ja bekanntermaßen nicht gerade der Weisheit letzter Schluss. In das selbstgestaltete Dashboard hat Justin McGinnis einen versteckten Starterknopf und eine USB-Ladebuchse integriert.

Harley-Davidson Twin Cam mit ordentlich Dampf

Ein technisches Highlight am Heck bildet die von Alloy Art selbstgefräste Aluminiumkastenschwinge. Und selbst die Trägerringe, an denen die Bremsscheibenringe befestigt sind, haben die Jungs aus Glendora selbst gemacht. Wer so viel High-End-Technik am Chassis verbaut, spart natürlich nicht am Herzstück einer jeden Harley, am Motor. Basis ist ein originaler Twin Cam von 2005, dem aber ordentlich Dampf gemacht wurde.

Im selbstgemachten Dashboard ist hinter einer Klappe der Anlassknopf und eine USB-Ladebuchse versteckt

1920 Kubikzentimeter, hochverdichtende Kolben, geportete Screamin-Eagle-Köpfe, Nockenwellen und Ventile von Feuling und ein 48er-Flachschiebervergaser von Mikuni sorgen dafür, dass der Fahrer gut beraten ist, sich an der achselhoch angebrachten Lenkstange festzuklammern, sobald er dem blauen Ross die Sporen gibt.

Justin ist Fan von „Hawaii Five O“, deshalb heisst das Bike auch so

Ach, Justin, eine Frage habe ich noch. Was sind das für Flecken auf dem Tank unter diesem Police-Emblem“, frage ich. „Das sind die Umrisse des hawaiianischen Insel-Archipels“, erklärt er mir, „und das Bike heißt ,Hawaii Five O‘, weil ich die gleichnamige Fernsehserie so klasse finde.“ Alles klar, vielen Dank, wäre das also auch noch geklärt.

Info | alloyart.com