Zum Firmenjubiläum verwandelte die Bike-Farm Melle eine Harley-Davidson Softail in einen „Twin-Knuckle“-Bobber im Outfit des legendären Nascar-Teams von Richard Petty.

Die Party ist längst vorbei, aber das Customizing-Geschäft läuft. Seit 35 Jahren ist die Bike-Farm Melle mittlerweile im gar nicht so einfachen Umbau-Business unterwegs. Zuletzt gewann sie im Dezember 2022 den European Biker Build-off auf der CUSTOMBIKE-Show in Bad Salzuflen mit einem Indian-Chopper im VG-Starrrahmen. In der langen Firmengeschichte von Gerd Remmert und seinem Team gab es schon einige außergewöhnlichen Customprojekte – wie diese Twin-Cam-Softail im Knuckle-Style.

Die Knuckle-Cover, der Lufi-Deckel und die Endtöpfe wurden gebürstet

Gerds Passion sind nunmal Knuckleheads – in allen denkbaren Erscheinungsformen. Einen Twin Cam in eine Knuckle zu konvertieren, war deshalb eine echte Herausforderung, zumal es von Harley-Davidson keine Springer-Modelle mit ABS gibt. Mit überraschend wenigen Änderungen am Motor, Speichenrädern im Bobber-Stil und einem aufsehenerregenden Nascar-Paintjob sieht die „Twin Knuckle“ so authentisch aus, dass die Wenigsten auf Anhieb erkennen, was wirklich unter der Tarnung steckt: Ein Twin Cam B!

Harley-Davidson Softail mit Springergabel und ABS

Die schwarzen Bremsscheiben gibt es bei Wilwood, aber es gebührt den Bike-Farmern, hier ein Twin-Cam-Modell mit Springergabel und funktionsfähigem ABS auf die Räder gestellt zu haben. Glücklicherweise waren der Motor und das Getriebe bereits in Schwarz lackiert. Dem Twin Cam die Knuckle-Optik zu verpassen, ist einfacher, als man denkt: Custom Chrome Europe hat ein Nockenwellen-Cover im Stil der 1941er Knucklehead im Programm. Und die Rockerboxencover von Xzotic gibt es bereits seit Evo-Zeiten.

Kennt jeder, aber kaum einer weiß, dass die Abkürzung des amerikanischen Additivspezialisten STP für „Scientifically Treated Petroleum“ steht

In Kombination mit dem klassischen Teardrop-Luftfilter von Jammer und den gerippten Covern von EMD wirkt der Motor schon mal siebzig Jahre älter, sofern man nicht nach dem Kickstarter sucht. Die noch sichtbaren blanken Metallteile wie Lenker, Luftfilter, Knuckle-Cover und Auspuffendtöpfe sind gebürstet, was die Oldschool-Optik besonders unterstreicht. Der Heckfender schwingt mit der Schwinge mit, die winzigen Blinker sind – moderner LED-Technik sei Dank – fast nicht zu sehen.

Die originale STP-Lackierung entstand aus einem Streit

Nicht ganz so alt wie der Look dieses Bobbers ist der Ursprung der Lackierung. Die Lackiererei Schling aus dem nahen Lübbecke bekam den Auftrag für das Lackkleid im Stil des legendären Nascar-Rennwagens von Richard Petty. Lee Petty, Vater von Richard, gewann 1959 die ersten Daytona 500 auf dem damals gerade fertiggestellten neuen Speedway-Oval, er ist, wie später sein Sohn, ebenfalls dreifacher Nascar-Champion.

Was an der Maschine auffällt, ist die nahezu völlige Abwesenheit von Chromzierrat. Dass dafür die Räder und die Gabel in alle Einzelteile zerlegt werden mussten, steht auf einem anderen Blatt.

Das berühmte Farbschema entstand als Kompromiss aus einem Streit in der Saison 1972, als „Scientifically Treated Petroleum“, kurz STP, eine 28 Jahre andauernde Sponsorenschaft mit Petty begann und weder STP noch die Familie Petty, deren Rennwagen (neben der bekannten Startnummer 43) auch durch ihre Lackierung in „Petty Blue“ unverwechselbar waren, bei der Frage der Lackierung nachgeben wollten.

Harley-Davidson Softail mit ikonischem Lackschema

Heute ist dieses Lackschema eine amerikanische Designikone. Alle Logos sind gebrusht, was schon in Sachen Recherche nach den korrekten Farbtönen einen ziemlichen Aufwand darstellt, und das Lackkleid ist noch zusätzlich „gealtert“. Wie es der Zufall wollte, zeigte das Foto, das die Inspiration zu der Lackierung lieferte, einen Rennwagen vom Team Petty auf der legendären „Milwaukee Mile“. 1903 gebaut, ist sie eine der ältesten Rennstrecken der USA.

Sieht einfach gut aus: Primärdeckel von Esteves Motorcycle Design

Die Piste liegt auf dem Wisconsin State Fairground, wo auch Teile der Feierlichkeiten zum 100. Harley-Jubiläum zelebriert wurden. Da die Nascar sich aber weigert, die Strecke zu nutzen, tendiert das Sponsoreninteresse zur notwendigen Renovierung der Tribünen gegen null und Harleys ehemalige Hausstrecke rottet langsam vor sich hin.

Info | bike-farm.de