Diese seltene Super Glide wird von einem der letzten Shovelhead-Motoren angetrieben, die von Harley-Davidson gebaut wurden.

Alles begann Anfang der 80er Jahre. Schon lange träumte Rainer Gaertner von einer Harley-Davidson – und als er erfuhr, dass Ende 1984 die letzte Shovelhead vom Band laufen sollte, gab es für ihn kein Zögern mehr. Denn es sollte auf jeden Fall eine Super Glide genau mit diesem Motor sein, der als letzter noch diesen unverwechselbaren Sound hat.

Die Super Glide ist seit 1984 in erster Hand

So fuhr er einen Tag vor Heiligabend 1984 mit 16.200 DM in der Tasche nach Kamen-Heeren, um bei Harley-Davidson Pfeiffer den Kaufvertrag zu unterzeichnen. Kurze Zeit später stand die Harley dann vor seiner Tür. Farbe candy red, denn nach Gaertners Meinung sollte ein Motorrad rot oder schwarz sein.

Gelungen: Perfekte Proportionen durch den Verzicht auf allzu breite Reifen

Nach und nach wurden viele Teile verchromt: Tauchrohre, Bremszylinder, Rockerboxen, Primärkasten usw. Als dann Mitte der 90er Jahre die Breitreifen-Ära begann, wurde das Motorrad völlig auseinandergenommen, um den damals maximal breiten Hinterreifen zu realisieren: Metzeler Marathon 88 der Dimension 200/70. Aufgezogen auf einer 7 Zoll-Felge, das Speichenrad bekam 80 Speichen statt nur deren 40.

Der Umbau sah schon recht gut aus – aber nicht gut genug

Die Zielsetzung war ganz klar: So breit wie möglich und so originalgetreu, wie es eben ging. Die Karosseriearbeiten führten HPU und Thomas Habermann aus. Es wurde geflext, geschweißt und gedengelt, um den Rahmen, die Fenderstruts und die Schutzbleche den neuen Verhältnissen anzupassen.

100 PS sind für einen echten Shovelhead-V2 ein Wort

Eine Tolle-Gabel mit Gabelstabilisator, eine W&F-Gabelbrücke (fünf Grad gereckt), eine weit nach vorn verlegte und aus dem Vollen gefräste Fußrastenanlage von HPU und eine wuchtige Kastenschwinge mit Unterzug von SSC unterstützen das breite, gestreckte Aussehen. Das Motorrad sah nach dem Komplettumbau schon recht gut aus. Für den Perfektionisten Rainer Gaertner aber noch nicht gut genug.

Passt perfekt: Super Glide mit Fat-Bob-Tank

Deshalb verpasste er seiner Maschine im Laufe der Jahre noch den letzten Schliff. Die Fender wurden noch einmal völlig überarbeitet und der Tank durch einen Fab Bob-Behälter mit 6 Gallonen ausgetauscht. Außerdem wurde ein 110 cm breiter Dragbar-Lenker montiert sowie ein polierter Mikuni HSR 42-Vergaser mit einem Hypercharger PRO-Serie-Luftfilter installiert.

Der Harley-Drehzahlmesser wurde auf der dicken Fehling Drag-Bar montiert

Schließlich bekam auch der V2 noch eine technische Aufrüstung: Motorverdichtung 10,5:1, Andrews-Nockenwelle, Spyke-Anlasser und eine vollelektronische Zündung von Crane in Verbindung mit Single Fire-Zündspulen. Endlich passt auch die Leistung zum Aussehen: Satte 100 PS bringt das Motorrad nun auf dem Prüfstand.

„Das Beste ist und bleibt der Sound“

Es folgte ein perfektionierendes Finish. Bis auf die letzte Schraube wurde alles an Metallteilen verchromt. Und die Farbe der Lackteile ist immer noch candy red, allerdings in zehn Schichten lackiert mit einer enorme Farbtiefe. „Doch das Beste ist und bleibt der Sound“, meint Rainer Gaertner, „ein bärenstarker Klang dank offener Porker Pipe-Auspuffanlage und dem höher verdichten Shovelhead-Motor. Da bleibt einem fast das Herz stehen.“ Jetzt vereint die 84er Super Glide nach Gaertners Meinung alles: bulliges Aussehen, Leistung und Originalität