War ja fast schon fast klar, dass solche abgefahrenen Ideen eigentlich nur von den verrückten Finnen kommen können – was sie da aus einer Harley-Davidson Sportster 883 gemacht haben, entzückt das Auge und versetzt das Gehirn in Erstaunen.

Beim Anblick dieses Bikes könnte man seekrank werden, so viele Kurven haben die Erbauer darin untergebracht. Passenderweise trägt das Bike aus Finnland den Namen „Seahorse“. Klar, es gab auch schon früher immer wieder mal asymmetrische Bikes, aber das von Jussi „Lunkka“ Lundelin treibt es auf die Spitze.

Ja, sie sehen richtig. Das Bike ist asymetrisch. Da muss man sich erstmal langlegen und drüber nachdenken.

Realisiert hat er die Idee gemeinsam mit seinem Kumpel Isto, der schon vor einigen Jahren bei der Europameisterschaft mit seiner spektakulären Indian einen sechsten Platz erreichte, nachdem er bereits den „Best of Show“-Pokal in Norrtälje abgestaubt hatte. Lunkka erwarb eine ziemlich abgelatschte Sportster, um deren serienmäßigen Motor dann ein verrückt gewundener Rahmen entstand; natürlich mit starrem Heck und in wirklich verwirrendem Layout. Dabei fanden einige interessante Parts Verwendung.

Harley-Davidson Sportster mit Vollscheibenrädern

Den Heckfender hält ein verdrehtes Stück Metall, das aus der Abfallkiste von Indian Larry stammt. Lunkka hatte das vor bald zwei Jahrzehnten verstorbene Szene-Idol im Jahr 1999 besucht und durfte sich damals einige Ausschussprodukte mitnehmen. „Ich habe bereits an meinem letzten Bike ein Teil von damals verwendet. Das hier verbaute Stück ist das Letzte seiner Art. Den Halter für den Scheinwerfer habe ich passend dazu gedreht,“ so der stolze Erbauer.

Um den serienmäßigen Motor windet sich ein verrückt gewordener Rahmen

Ebenfalls ein interessantes Bauteil ist der Öltank. Der Bronzebehälter stammt aus einem Sprinklersystem. Darauf hat Lunkka mythologische Symbole aufgemalt, die für Stärke und Ehre stehen. Er glaubt fest an ihre Wirkung. Über den Hersteller der Vollscheibenräder konnte der schwer tätowierte Finne nichts berichten. Er brachte die Felgen ebenfalls 1999 von seinem USA-Trip mit nach Hause, nachdem er sie in Daytona auf einem Swap Meet gekauft hatte. Nun endlich hatte er Verwendung für die polierten Rundlinge.

Handkupplung im Jockey-Shift-Outfit

Der schmale Lenker, der aus zwei kurzen Griffen auf gelochten Risern besteht, die wieder passgenau mit der oberen Gabelbrücke verbunden sind, kommt ohne Hebeleien aus. Nur der Gaszug führt von oben zum Vergaser. Der Verzicht auf eine vordere Bremse und der Umbau auf Handbetätigung der Kupplung über einen links neben dem Tank stehenden Hebel, ähnlich einem Jockey-Shift, ermöglichen diese saubere Lösung.

Andenken: Das Stück gedrehtes Metall stammt aus der Krabbelkiste von Indian Larry

Ein Motorradunfall von Kumpel Isto, bei dem dieser sich eine Schulter brach, sorgten für Verzögerungen bei der Fertigstellung.  Da griffen die Finnen zu einer ungewöhnlichen Lösung. Sie luden eine Reihe bekannter Kollegen ein und schraubten die Nächte durch. Dabei entstanden so coole Details wie der ultrakurze Auspuff und der ungefederte und ungepolsterte Sitz. Die spinnen, die Finnen. Great!