Die letzte Generation der kleinsten luftgekühlten Harleys zeugte nicht nur optisch von einem hohen Reifegrad. Der Stand der Dinge nach mehr als 60 Jahren Sportster-Evolution …

Die Modelle der letzten Sportster-Generation hatten einen über 60 Jahre währenden Reifeprozess hinter sich. Wurden die XL-Modelle die ersten knapp dreißig Jahre ihres Daseins noch von Shovelhead-Aggregaten befeuert, schlägt ab 1986 ein Evolution-Herz in den Sportys. Auch dieses Aggregat geizt nicht mit Charakter, läuft aber mechanisch deutlich ruhiger, ist wartungsärmer und -freundlicher und verfügt dank Alu-Zylindern und -Köpfen über einen stabileren Wärmehaushalt.

Bis 2006 gab’s die Evolution-Sportster noch mit Vergaser

2004 schafft die Sportster endgültig den Sprung in die Neuzeit. Die komplett überarbeiteten, kräftigeren und absolut zuverlässigen Evo-Aggregate sind nun gummigelagert aufgehängt, die Vibrationen dringen seither sehr kultiviert zum Fahrer durch. Der Rahmen wird steifer, das Fahrverhalten stabiler. Ab 2007 wird die komplette Baureihe mit Einspritzanlagen ausgestattet. Alle Sportys bekommen eine stärkere Lichtmaschine, eine kräftigere Ölpumpe sowie neue Zylinderkopfdeckel mit optimierten Dichtflächen.

Mit der Forty-Eight traf die Company voll ins Schwarze. Der kleine Bobber war der absolute Sportster-Bestseller der letzten Jahre

Hauptbremszylinder und Bremssättel sind ebenso neu wie die nun deutlich reduzierten Handkräfte für Kupplung und Bremse. Last but not least sind die Sportys seither mit einer Sicherheits- und Alarmanlage ausgestattet. Während die Modellpflegemaßnahmen der folgenden Jahre eher unspektakulär ausfallen, gibt es zum Modelljahr 2014 letztmals umfangreiche Neuerungen: Üppiger dimensionierte Bremsanlagen mit neuen Bremsscheiben, -sätteln und -kolben sorgen für deutlich vehementere Verzögerung.

2014 kamen CAN-Bus und Keyless-Go

Und auch das in den anderen Baureihen längst eingeführte Antiblockiersystem hält nun Einzug in die Sportster-­Familie. Ferner verfügen die Modelle ab 2014 über eine satter klingende Auspuffanlage und eine abgespeckte Fahrzeugelektrik mit CAN-Datenbussystem. Außerdem kommt ein neues LCD-Display im Tachometer zum Einsatz, das unter anderem als Gang- und Drehzahlanzeige fungiert.

Mit der 1200er-Roadster bot Harley-Davidson ab Modelljahr 2017 endlich wieder eine sportliche Sportster an, die eine hervorragende Basis für Cafe-Racer-Umbauten darstellt. Sie verfügte wie alle Sportster seit Modelljahr 2014 über ein Antiblockiersystem. Glücklicherweise war es den Ingenieuren gelungen, das Modul sehr unauffällig unter einer dezenten Verkleidung hinter dem Getriebe zu verstecken, sodass der klassische Look nicht verschandelt wird

Wegfahrsperre und Alarmanlage werden um das Keyless-Ignition-System zum schlüssellosen Starten des Motors erweitert. Das heißt, seit 2014 gibt kein Zündschloss mehr. Die Maschine ist startbereit, sobald sich der Fahrer mit dem Sender in der Tasche dem Fahrzeug nähert. Zum Modelljahr 2016 bekamen bis auf die SuperLow 1200T alle Mitglieder der Sportster-Familie endlich höherwertige Federelemente an Front und Heck. Gut so, denn vor allem die Federbeine neigten bei schwergewichtigen Fahrern stets zum Durchschlagen.

2020 war das letzte Jahr für die Evolution-Sportster

Seit Modelljahr 2017 verfügen alle Sportys über einen Anschluss für ein H-D-Batterieladegerät und im Zuge der Euro-4-Homologation über modifizierte Motorsteuergeräte, vergrößerte Katalysatoren und eine geschlossene Tankentlüftung mit Aktivkohlefilter. Für 2018 gab es keinerlei Modellpflege, lediglich die Sportster 1200 Custom bekam ein wenig Zuwendung und wurde mit zahlreichen schwarzen Bauteilen veredelt. Und auch 2019 und im letzten Modelljahr 2020 erfuhr die Sportster-Baureihe außer neuen Tankgraphics und Lackfarben keinerlei Änderungen. Kein Wunder, war das Ende der Aircooled-Sportster-Ära da ja auch schon längst beschlossene Sache. Leider …