Jacky wollte schon als Jugendlicher einen Cafe Racer. Doch es hat einige Jahrzehnte gedauert, bis sein Eigenbau-Projekt auf Basis einer Harley-Davidson Sportster Form annahm.

Die 60er Jahre waren wild. Es war die Zeit der Rebellion gegen gesellschaftliche Normen und Auflagen. Mitten in diesem Jahrzehnt entwickelt sich die Subkultur der Cafe Racer. Gerne hätte Jacky früher schon einen besessen. Aber manch einer muss sein Leben erst in die richtigen Bahnen lenken und finanziell absichern, um sich seine Träume und Wünsche erfüllen zu können. Das hat der Franzose inzwischen geschafft. Deswegen steht nun sein Cafe Racer „Bitza“ in der Garage. Blitzend und blinkend erfreut ihn dessen Anblick jeden Tag aufs Neue.

Harley-Davidson Sportster mit Federbett-Rahmen

Sieben Jahre ist es her, seit das Cafe Racer-Projekt begann. Die ersten Teile spendete damals eine Sportster. Dieser entnahm Jacky den Ironhead-Motor und etliche andere Kleinteile. Einen Motor zu öffnen ist bekanntlich wie ein Geschenk auszupacken – man weiß nie, was einen erwartet. Und so verschlang das schöne Stück Metall eine ganze Menge von Jackys Zeit. Noch während er den Motor wieder auf Vordermann brachte, stolperte er auf einem Flohmarkt über einen Rahmen; um genau zu sein handelte es sich um einen alten britischen Federbett-Rahmen.

Perfekte Symbiose: Amerikanischer V2 in britischem Federbett-Fahrwerk

Nachdem der Motor wieder voll funktionstüchtig war, verheiratete er ihn mit dem britischen Rohrgestell und versuchte auch die Sportster-Schwinge mit in die Ehe einzubringen. Nach viel Schweiß und einigen deftigen französischen Flüchen gelang ihm das auch. Genauso interessant wie das Heck präsentiert sich der Vorderbau. Die italienische Ceriani-Gabel passte nach ein wenig Anpassungsarbeiten wie angegossen in den englischen Lenkkopf. Zeitgenössisch überaus passend ist die per Lufthutze zwangsbelüftete Trommelbremse im Vorderrad.

Viele Teile stammen aus aufgegebenen Custombike-Projekten

Den Rest suchte und tauschte sich Jacky dann zusammen. Viele Teile stammen aus angefangenen und bald wieder aufgegebenen Custombike-Projekten. So auch der Tommaselli-Lenker, die Akront-Felgen oder die Armaturen. Den Tank kopierte der Franzose von einer Norton. Den Sitz ließ er sich von einem benachbarten Sattler anfertigen.

Der Umbau zog sich über mehrere Jahre hin. Umso stolzer ist der Erbauer auf das fahrfertige Ergebnis

Nachdem die Vision des Cafe Racers schon optisch Form angenommen hatte, fehlte nur noch der Sound. Die Ära des Stummfilms ist schließlich längst vorbei, also musste dringend noch ein Auspuff her. Jacky entschied sich für einen beidseitig verlegten Edelstahlauspuff mit auffälligen Hitzeschilden.

Harley-Davidson Sportster – Kaffee und Racing

Da nicht nur Stummfilme out sind, sondern auch Schwarz-Weiß-Streifen, sollte die Bitza statt schnödem Grau einen gescheiten Anstrich verpasst bekommen. An den US-Motorsport angelehnt, bekam die Maschine die für Harley so typische Orange-Lackierung mit dem obligatorischen Schwarz. Mit seinem fertigen Cafe Racer hat Jacky noch einiges vor. Nicht nur von Starbucks zu Starbucks fahren und Kaffee schlürfen, sondern auch dem TT-Rennen auf der Isle of Man einen Besuch abstatten. Kaffee und Racing – so wird die Bitza schließlich ihrer Bestimmung zugeführt.