Acht Monate schraubte Dirk Thiele in einer Garage in Neuss an einer 1999er Harley-Davidson Sportster, um sie in einen scharfen Dirt Tracker zu verwandeln.
Als die Maschine im Frühling fertig für den Roll-Out war, kam es auf der Magic Bike Rally in Rüdesheim direkt zum ersten Showdown auf der Bike Show. Mit blitzsauberem Ergebnis: Platz 2 in der Sportster-Klasse. Dirk Thieles cooler Harley-Davidson „Dirt Tracker“ wurde fast ausschließlich in der heimischen Garage aufgebaut.
So entstand auf Basis einer nicht ganz auf der Technik der Zeit befindlichen 883 Sportster von 1999 ein aktueller Alleskönner für vielfältige Einsatzzwecke. Möglich machen das die angesagten Reifen von Heidenau, für die man nicht keine teuren Radsätze auf dem Zubehörmarkt kaufen muss. Dirk benutzte für vorne das Rad einer Suzuki GSX-R, hinten sitzt das Rad einer Buell S1 Lightning mitsamt der dazugehörigen Bremsanlagen, was die Adaption vereinfacht.
Harley-Davidson Sportster – Garagen-Tracker mit Potential
Trotzdem steckte noch einige Mess- und Drechselarbeit in der Spurverbreiterung, denn sowohl die breiteren Gabelbrücken als auch die Kastenschwinge hinten verlangten nach Distanzscheiben. Eine eigene Drehbank ist da von Vorteil. Und wenn man wie Dirk Dreher gelernt hat, umso besser. Denn breitere Naben verlangen natürlich auch nach breiteren Radachsen, und die wachsen auch am Niederrhein nicht auf Bäumen.
Am Frontend verbaute Dirk die Upside-down-Gabel einer Suzuki GSX-R 1100. Sein Metallfender ist am federnden Teil der Gabel montiert, schwingt also mit dem Vorderrad mit. Damit das Teil möglichst eng am Reifen liegt, ohne sich zu verwinden, sind Eigenbauhalter und der angepasste Zubehör-Fender fest verschweißt. Vor der Jahrtausendwende gab es an der 1999er Serien-Sportster noch keine annähernd breite Schwinge zum Einbau eines 170er Stollenreifens, doch die JMC Alu-Kastenschwinge gab es schon damals: Für Dragster- und Sportumbauten auf Harley-Basis. Auch an diesem Dirt Tracker-Projekt wurde der Endantrieb mit einem Offset-Ritzel auf Kette umgebaut.
Harley-Davidson Sportster – Profiarbeit auch beim Bremsanker
Profiarbeit auch beim gefrästen Bremsanker, der sich an der Aluschwinge abstützt. Das dreidimensionale CAD ist professionell von einem Arbeitskollegen erstellt worden, die Daten wanderten dann in eine CNC-Maschine und transformierten einen Block Aluminium 7075 in einen soliden Bremsanker – mit freundlicher Unterstützung von Biker Frank Hermanns/AOE-Engineering aus Norf. Zahlreiche Details sind zudem hohlgebohrt, um auch im Grammbereich noch Gewicht zu sparen und den sportlichen Charakter zu unterstreichen. Die Eingravierungen des Schriftzuges „Dirt Tracker“ und der Nummer „13“ waren ebenfalls Hausaufgaben. Wir geben die Note 1+!
Und weil eine 883er noch nie Leistungsprotz war, bekam der Motor ein Hubraum-Upgrade. Ein 1200 ccm Umbausatz passt ohne komplette Zerlegung des Motorgehäuses, nur Kolben und Zylinder müssen gewechselt werden, dass Gehäuse kann im Rahmen verbleiben. Dazu bekam der Serienvergaser einen Dynojet Thunderslide Kit, Hyperforce-Luftfilter mit K&N-Einsatz und die Vance & Hines 2-in-1 Anlage mit großem Dämpfer, die das ganze Packet legal macht. Damit können die Stollenreifen auch mal ordentlich im Dreck wühlen. Oder eine Schotterstrecke mit beeindruckendem Vortrieb entlangfräsen. Diese Sporty ist auf jedem Untergrund zu Hause!
Der verdiente Lohn: ein endgeiler Dirt Tracker
Auch die Adaptionsarbeiten für das Bodywork machte Dirk in der heimischen Garage. Das Cross-Heck von Accerbis ist mit einem Eigenbau-Seitendeckel ergänzt, der Öltank entstammt der Serien-Sportster. Dafür passte Dirk den Serienrahmen im Heckbereich an und baute eine völlig neue Sitzbank aus den Polsterteilen der alten Sporty. Lackiert wurde das Packet von Axel Meyer in Soest; die Liniengrafik passt zur sportlichen Linie. Auf der Magic Bike Rüdesheim konnte der Umbau die Jury überzeugen – danach ging es erst mal auf die Straße: Nach acht Monaten Umbau der verdiente Lohn der Arbeit!