Tribute-Bikes über Sportclubs sind so eine Sache. Nicht selten kommt da viel Kitsch heraus. Nicht so hier. Diese Harley-Davidson Sportster 1200 entstand für einen glühenden Verehrer des Basketballteams von Miami, gebaut wurde es allerdings in Südfrankreich.

Cyril betreibt ein erfolgreiches Restaurant an der Côtes d’Azur. Die stillen Wintermonate verbringt er aber gerne bei seiner Familie in Miami. Daher stammt auch seine Leidenschaft für den Basketball und das Team aus Südflorida. Als er sich entschloss, ein Motorrad bauen zu lassen, war klar, dass dieses seiner Passion für den Club ‚Miami Heat‘ huldigen sollte. In Christophe vom C&C Atelier in Frejus fand er einen kongenialen Partner, der die Herausforderung annahm, ohne daraus einen überkandidelten Hobel à la Orange County Choppers zu machen.

Einfach kann jeder. An dieser Sporty wurde so ziemlich jedes Bauteil gravierend verändert

Als Basis diente eine gebrauchte 1200er Sportster in schlechtem Zustand. Das war aber völlig egal, denn die konnte zu einem günstigen Kurs geschossen werden und war wenige Stunden nach der Übernahme bereits komplett zerlegt. Dies war notwendig, weil Christophe einige gravierende Veränderungen vornahm. Beim ersten flüchtigen Blick sieht die Sportster nur leicht modifiziert aus, doch die raffinierten Details verstecken sich gekonnt. Der Franzose geht nie den einfachen Weg, sondern macht seinem Ruf als „Maniac“ alle Ehre.

Harley-Davidson Sportster 1200 mit raffinierten Details á la Maniac

So steckt ein selbst gebauter Ölkühler im linken Rahmenunterzug. Das Heck ist abschraubbar, was den Zugang zum ovalen Öltank von SSR erleichtert. Die Schwinge ist ebenfalls ein eigenes Produkt und trägt Finnen, die sich auch an anderen Stellen des Bikes wiederfinden. Einige im sogenannten „Ribbed Style“ gegossene Parts stammen von Esteves Motorcycle Design (EMD), französischen Landsleuten von Christophe, über deren Bikes und Parts wir in unserem Magazin auch schon berichtet haben.

Ein würdiges Themenbike, das dennoch beeindruckend fährt

Aus dem EMD-Portfolio stammen die Leichtmetall-Guss-Cover am Motor sowie die Gabelbrücken und die passenden Verkleidungen. Christophe übernahm diese Formgebung noch bei den Haltern des Frontfenders und der Rücklichtverkleidung im handgefertigten Heckfender. Einfach kann schließlich jeder. Das zeigt sich auch bei den Rädern, die von einer H-D Rocker stammen. Das hintere wurde von Christophe der Länge nach aufgetrennt, verschmälert und wieder zusammengeschweißt. Nun passt ein schmaler 160er darauf. Wenn man ihn fragt, warum er solchen Aufwand treibt, statt einfach nach einem passenden Rad zu suchen, antwortet er nur: „Weil …!“

Die Zylinderköpfe sind nun hemispherisch geformt

Ein weiteres Beispiel für wahnsinnigen Aufwand ist der Motor. Auf der linken Seite fehlen die Zündkerzen. Christophe hat mal eben den Motor zerlegt, aufgebohrt und mit Übermaßkolben von Buell versehen. Die Köpfe sind nun hemispherisch geformt und die Kerzen sitzen mittig in den Brennkammern. So verschwanden gleich noch die Zündkabel aus dem Blickfeld. Christophe schafft es nur selten, Parts zu verbauen, ohne sie nach eigenem Gusto zu verändern. So modifizierte er den Tank von Cole Foster, passte ihn an und versenkte einen Tacho von Motogadget darin. Auch die Scheinwerferabdeckung von Rizoma oder der Auspuff von Strader erfuhren das gleiche Schicksal.

Miami Heat gewann bisher dreimal die Meisterschaft. Auch dieses Bike hätte einen Pokal verdient!

Mit den Spezialisten von Beringer cooperiert Christophe ebenfalls. Von dort kamen die passenen Scheiben und Bremszylinder in Titangrau und KTM-Orange. Das Grau dominiert auch am restlichen Bike. Für die grafische Gestaltung zeichnet ein weiterer Franzose, der Künstler Eric Salin von California Colors,verantwortlich. Er verewigte die Logos des Teams und des Erbauers sowie die Spielernummer „6“ des Spielers LeBron James, der von 2010 bis 2014 für Miami Heat spielte und mit ihnen zwei Meisterschaften errang. Ein würdiges Themenbike, das dennoch beeindruckend fährt.