In unserem Nachbarland Belgien wird seit Jahren auf hohem Niveau geschraubt. Einer, der sich lange versteckt hat, ist Nicky Vandeput. Mit der Gründung seiner offiziellen Werkstatt war das vorbei. Beim Anblick dieser Harley-Davidson Softail weiß man auch, warum.
Es ist leicht, unter dem Radar zu bleiben, wenn man aus einem Schuppen seines eigenen Hauses heraus schraubt. Nur Insider kennen dich, du machst dein Ding, keiner stört dich. Aber es ist auch mühsam, wenn du jeden Tag erst diverse Bikes nach draußen schieben musst, bevor du überhaupt am aktuellen Projekt arbeiten kannst.
Psycho Cycles – Geräumige Werkstatt mit Showroom
Und am Abend alles wieder zurück, reine Nervensache. »Es hat so einfach nicht mehr funktioniert«, sagt Nicky und erzählt von seinem Schritt zum offiziellen Betrieb, den er mit Freund Kenny eröffnet hat. In Teilzeit vorerst, weil die Sicherheit eines festen Jobs noch nötig ist. Abends und am Samstag ist »Psycho Cycles« geöffnet, eine geräumige Werkstatt mit Showroom und Klamottenecke.
Und eine Theke darf nicht fehlen, »das gehört einfach dazu«, sagt Nicky. Und Motorräder natürlich, zwei unvollendete extreme Highneck-Aufbauten stehen im Showroom, Nickys bevorzugter Stil ist das allerdings nicht. Sein Ding sind tiefliegende, langgestreckte Karren, so wie seine »Psycho Bitch«, wohl das Bike, das seinen Stil am typischsten repräsentiert.
Der S&S-Delkron-Shovelstyle-V2 ist ein kratzbürstiger Geselle
Dabei verbindet Nicky mit seinem Bike eine Art Hassliebe, vor allem der Motor ist ein kratzbürstiger Geselle. Aber eben auch einer, mit dem Nicky viele Erinnerungen verbindet, immerhin trieb der S&S-Delkron-Shovelstyle-V2 schon die erste Harley an, die der Belgier je besaß. »Ich habe mehr an diesem Motor gearbeitet, als ich ihn gefahren bin«, schmunzelt er.
Er trägt Köpfe, die eigens für ihn angefertigt wurden, verfügt über eine hohe Kompression, ist knapp 1600 Kubik stark. Und eigentlich eignet er sich fast besser für den Dragstrip als für die Straße, rattert aber zeitgleich wie ein Dirtbike. »Am besten ist der Motor, wenn er viel Gas bekommt, langsames Fahren dagegen hasst er, in die Stadt fahre ich damit sowieso nicht, stur wie ein Esel ist er auch …
Harley-Davidson Softail mit Shovelstyle-V2
Aber er läuft immer, vielleicht der Grund, warum ich ihn noch habe«, erzählt uns der Customizer. In diversen Rahmen ist er ihn schon gefahren, aktuell hält der einer Harley-Davidson Softail für ihn her.
Um den gewünschten Flachlook zu bekommen, ist das Fahrwerk vorn wie hinten tiefer gelegt, außerdem auf der Kettenseite leicht nach außen geführt, um dem breiten Hinterrad Platz zu geben. Eigentlich sollte ein fettes Speichenrad hier Platz finden, aber Nicky bekommt nichts Passendes und entscheidet sich schließlich für ein Scheibenrad, das er mit Weißwandringen eines VW-Käfers kombiniert.
Harley-Davidson Softail mit sportlich-aggressiver Optik
Der Cole-Foster-Tank zeichnet die neue Linie der Harley schön nach, sorgt für optische Länge. Den Tank hat der Schrauber schon oft verwendet, seine Linie übernimmt er auch für den niedrigen Lenker und den tief sitzenden Scheinwerfer. Eine sportlich-aggressive Optik ist die Folge, Rickys Markenzeichen.
In der Front verbaut Nicky eine Springergabel in Kombination mit einem 21-Zoll-Big-Spoke-Rad, die Bremsen kommen wie hinten auch von Performance Machine aus den USA. Die Lackierung ist zurückhaltend in Schwarz-Weiß-Rot, »keine schicke Scheiße, sondern reiner Oldschool«, grinst Nicky. Die Pinstripes auf den Gabelholmen hätten für unseren Geschmack zwar nicht sein müssen, aber jeder, wie er mag.
Die Psycho-Bitch ist unverkäuflich
Und obwohl an vielen der Harleys bei Psycho Cycles ein »Verkauft«-Schild baumelt, die »Psycho Bitch« wird dieses Schicksal nicht ereilen. Das Bike ist schlicht unverkäuflich, »ich könnte das einfach nicht«. Nicky streichelt sanft über den Tank.