Der Aufbau dieses Bikes mit Shovelhead V2 zog mächtig Ärger nach sich. Aber nicht mit den Behörden, sondern mit der Ehefrau des Erbauers …

In den letzten sieben Jahren hat der Schwede Pontus Abrahamsson bereits fünf Bikes gebaut. Er ist einer dieser kreativen Menschen, die ihre Energien nicht zügeln können. Ständig muss Pontus an etwas arbeiten. Dabei ist er bereits mit seinem Job in einer Firma, die Propeller herstellt, ausgelastet. Seine Frau und drei Kinder bedürfen ebenfalls seiner Aufmerksamkeit. Doch immer wieder steht er noch nach Feierabend in der Werkstatt und baut an seinen Bikes.

Der Shovelhead war von einem früheren Projekt übrig

Irgendwann war es dann soweit: Seine Frau Jeannette vergatterte ihn dazu, diese zeitintensiven Nebentätigkeiten zu Gunsten der Familie einmal ruhen zu lassen. Pontus ging darauf ein, konnte aber einfach nicht aus seiner Haut. Heimlich startete er in Nachtarbeit ein neues Projekt und dokumentierte dessen Fortschritte dummerweise mit der Handy-Kamera. Es kam, wie es immer kommt: Irgendwie sah seine Frau diese Fotos, die ihr bewiesen, dass ihr Mann sie anlog und betrog. Für mehrere Wochen hing der Haussegen richtig schief. Um das Problem zu beseitigen, fertigte der talentierte Schrauber einen zum Bike passenden Beiwagen, in dem er die drei Sprößlinge unterbringen kann.

Die bronzenfarbene Glocke am Kickergehäuse stammt von einer Fahrradklingel

Doch zurück zum Anfang: Der modifizierte Shovelhead und das Getriebe waren von einem früheren Projekt übrig und bildeten die Ausgangsbasis. „Ich positionierte das Getriebe ungefähr zwei Zoll höher als normal. Dann begann ich, die mir vorschwebenden Rahmenlinien abzunehmen, die Rohre zu biegen und zusammenzuheften.“

Einziges Zugeständnis an die Moderne sind die ISR-Bremssättel

Mit der Zeit entstand so ein Unikat, für das Pontus viele Teile selbst herstellte oder vorhandene anpasste. So war ursprünglich ein Beltdrive als Primär angedacht. Der passte dann aber nicht zum Rest. Einziges Zugeständnis an die Moderne sind die ISR-Bremssättel. „Ich will die Fuhre ja auch vernünftig anhalten können, gerade wenn ich mit dem Beiwagen voller Kinder unterwegs bin.“ erklärte uns der Schwede. „Dafür habe ich die Sättel geschwärzt. Da fallen sie nicht so auf.“

Stilecht unterwegs: Pontus warf sich für die Fotosession in Großvaters bestes Tuch

Fast alle anderen Parts entstanden in Eigenleistung. Egal ob die mit einer halbierten Blattfeder gedämpfte Gabel, der Lenker, der Sitz oder der im Rahmendreieck platzierte Öltank – alles handmade by Pontus. Den Heckfender fertigte er aus zwei Frontschutzblechen, den Mustang-Tank modifizierte er stark. Die Naben der 21 Zoll-Räder stammen von einer 2003er Harley und tragen vorn wie hinten die gleichen Reifendimensionen.

Das Bike sieht aus, als hätte es schon Jahrzehnte auf dem Buckel

Den so entstandenen Oldschool-Look unterstreicht der Lack im „used look“. Der Decklack wurde gezielt angeschliffen und bearbeitet, um eine stark gebrauchte Anmutung zu erzeugen. Selbst der Rost ist auflackiert. So sieht das Bike aus, als hätte es schon Jahrzehnte auf dem Buckel.

Auf den ersten Blick sieht das Bike alt aus, der vermeintliche Rost ist aber nur auflackiert

Nachdem Fertigstellung des Bikes musste Pontus seiner Frau versprechen, dass er in den nächsten drei Jahren kein neues beginnen würde. Haus und Hof benötigen auch mal Pflege. Doch Pontus’ Chef konnte seinem Mitarbeiter aus der Misere helfen. Er darf als nächstes an einem Promobike für die Firma arbeiten. Und das während der Arbeitszeit. Da bleibt noch Zeit für die Familie.