Mit seiner Hobbywerkstatt SkidrowMotors hat sich Marcus dem Erhalt der alten Schule verschrieben – und demonstriert seine Auffassung von einem guten Custombike an dieser Harley-Davidson Shovelhead.

Bobber sind eine fast unantastbare Stilrichtung im Bikebuilding. Kaum einer, der diese Gattung nicht mag, bei einem sauber gebauten Bobber rümpfen nur wenige die Nase. Selbst hartgesottene Sportbike-Treiber können den kompakten, gut fahrbaren Maschinen etwas abgewinnen, das haben wir oft genug erlebt. 

Harley-Davidson Shovelhead – Cleaner Bobjob

Das sieht auch Marcus Lauchstädt so, zumindest wenn das Bike period correct zusammengeschraubt ist. Doch letztlich muss der Mann aus Wittenberg erkennen, dass auch das Bobberthema in früheren Zeiten Auswüchse angenommen hatte, die in eine andere Richtung strebten. Wie so vieles in den 90er-Jahren, als Custombikes bevorzugt fett und überladen waren und das Wort »clean« oft nur eine Rolle spielte, wenn es um eine sauber verlegte Elektrik ging.

Zugelassen, bequem fahrbar, anstandslos laufender Motor, cool – alles, was ein Motorrad braucht, hat der Little Bobber vorzuweisen

Richard heißt Marcus’ Kumpel, der genau ein solches Relikt fuhr. Eine Early-Shovel im Wishbone-Rahmen zwar, aber behängt mit Billett-Teilen, Flyerbar-Lenker und fetten Rädern. »Alter, das ist so hässlich«, Marcus piesackt den Freund solange, bis dieser aufgibt und ihm das Motorrad zur Schönheitskur überlässt, »nimm’s halt mit und mach!«

»Zeig’s mir, wenn es fertig ist.«

Der Wittenberger macht Vorschläge, will die geplanten Arbeiten besprechen, Richard meint nur »Zeig’s mir, wenn es fertig ist.« Für einen Proficustomizer sind solche Kunden ein Traum, aber auch der Hobbyschrauber weiß das Vertrauen zu schätzen. Marcus macht sich daran, die Shovel vom unnötigen Kitsch zu befreien, bis sie nackt vor ihm steht. Der Motor braucht keine Zuwendung.

Technik, die wirkt: Der wunderschön oldschoolige Luftfilter von LeBeef aus Schweden

Was vorher gut lief, muss nicht geändert werden. Zumal es beim Rest genug zu tun gibt. Teils bestellt Marcus die Teile für den Umbau bei einschlägigen Oldschoolern wie VEE, LeBeef oder After Hours Choppers, teils verwendet er Dinge, die noch bei ihm rumliegen. 16-Zoll-Räder werden von ihren Speichen befreit, gestrahlt, gepulvert und neu eingespeicht.

Harley-Davidson Shovelhead – Selbstgebaute Auspuffanlage

Dass vorn und hinten per Trommel gebremst wird, gehört unabdingbar dazu, genauso wie der Dreieinhalb-Gallonen-Tank oder die Springergabel. Das Schutzblech, eines der wichtigsten Bobber-Merkmale, fertigt der Wittenberger selbst. Auch die Auspuffanlage, die dem Bike einen unverkennbaren Stempel aufdrückt und den Besitzer Schweißausbrüche bekommen lässt.

Originale Harley Floorboards, denn echte Bobber hatten immer Trittbretter anstatt filigraner Rastenanlagen

»Ich hatte ihm meinen Plan gezeigt«, grinst Marcus, »hatte die Rohre, so wie ich sie geplant habe, einfach ans Bike gebunden. Er fand es richtig scheiße.« Aber Marcus bleibt seiner Linie treu, die groben Fishtails laufen schön parallel zum Heck nach oben, hat was.

Bobber findet jeder schön

Für das Finish hat Marcus eine Lackierung mit metallicroten Elementen im Sinn, doch zum ersten und einzigen Mal darf Richard sich durchsetzen. Das Bike wird komplett schwarz getüncht. Funktioniert zugegebenermaßen auch prima, denn wie schon oben geschrieben, Bobber findet jeder schön – und in Schwarz noch einmal mehr.