Woran hat ein Mann Spaß, der täglich an besten High-End-Custombikes arbeitet? Richtig: An original erhaltenen Oldschool-Bikes, für die es wie bei dieser Harley-Davidson Panhead lediglich punktueller Nachbesserungen bedarf.

»Ein Motorrad mit nachvollziehbarer Geschichte, mittlerweile schwer zu finden zwischen all dem, was so angeboten wird«, Andreas Bergerforth weiß, wovon er spricht. Und Online-Fahrzeugbörsen klickt er, wenn überhaupt, nur noch oberflächlich durch, »weil einfach zu viel Schrott angeboten wird.«

»Rahmen, Motor und Brief mit drei verschiedenen Baujahren, alles schon gesehen«

Über Fahrzeuge, bei denen nichts zusammenpasst, weiß der Chef von Thunderbike viel zu erzählen, »Rahmen, Motor und Brief mit drei verschiedenen Baujahren, alles schon gesehen«, sagt er, »der Motor S&S, der Rahmen irgendwas, keine Schraube mehr original, aber Harley Baujahr 46 in den Papieren stehen haben«.

Der Lenker blieb wie viele andere Teile im Ursprung original, wurde für den Bobber lediglich geschmälert

Sowas sieht Andreas oft, spätestens dann, wenn Kunden mit solchen vermeintlich historischen Fahrzeugen bei ihm im Laden aufschlagen. »Dabei ist es eigentlich einfach«, erklärt er, »ein ordentlicher Brief oder Title, der mit dem Motor übereinstimmt, sollte es schon sein.« Allein, solche Motorräder sind extrem selten geworden, werden kaum angeboten. Doch Andreas hat Glück, ein Bekannter bringt ihn auf die Spur einer originalen Panhead mit nachvollziehbarer Historie. Die Spur erweist sich als heiß und Andreas zögert nicht, zu kaufen.

Harley-Davidson Panhead mit nachvollziehbarer Historie

Für seinen persönlichen Fuhrpark ist die alte Kiste perfekt und wird sich die heimische Garage unter anderem mit Choppern, gebaut auf Basis von Pan und Shovel, teilen. Warum Andreas im Privaten auf alte Schule setzt, ist so einfach wie logisch. »Ich habe täglich mit High-End-Bikes zu tun, moderne Umbauten, an denen mein Team und ich Perfektionismus ausleben.«

Ein Motorrad mit Geschichte ist die Uncle Pan und schon damit ein Unikat. Im Wirrwarr aus vermeintlich historischen Bikes im Netz sind solche Raritäten kaum mehr zu finden

Aber das Herz, das schlägt für die Oldschool-Bikes. Die sind ehrlich und verzeihen auch mehr. Nach zwei Choppern soll es diesmal ein Bobber sein, die 56er Panhead ist prädestiniert für den nie aus der Mode kommenden, lässigen Stil. Freilich hatte schon mal jemand Hand an die Pan gelegt, eine falsche Gabel und ein falscher Tank waren nur zwei Indizien dafür. Der Motor dagegen lief rund, nur Vergaser, Zündung und Auspuffanlage mussten neu gestaltet werden.

Zeitgeist der frühen Nachkriegsumbauten erhalten

Weil es Andreas wichtig war, den originalen Style nicht zu sehr zu verändern und den Zeitgeist der frühen Nachkriegsumbauten zu erhalten, blieben viele Teile original beziehungsweise wurden wie beim Tank auf original zurückgebaut. Trotzdem, umgebaut wurde natürlich auch, aber eben mit viel Respekt vorm Ursprungsmotorrad. Der Lenker ist so ein Beispiel. Statt einen aus dem Zubehör zu greifen, wurde der originale lediglich geschmälert, hat nun quasi ein Negativ-Rake. Der alte Scheinwerfer passt dabei immer noch perfekt.

Die Perfektion steckt in ihm, auch wenn Andreas Bergerforth privat Oldschool-Bikes fährt, die »auch mal Fehler verzeihen«, wie er sagt. Der Mastermind der High-End-Schmiede Thunderbike mag das ursprüngliche Motorradfahren auf Choppern und Bobbern, ist allerdings nicht weniger akribisch bei deren Restaurierung und Umbau als im täglichen Geschäft. Drei Monate feilt er mit seinem Team an der zurückhaltenden »Uncle Pan«, die traditionellen Vorbildern folgt und voller Respekt fürs Originalmotorrad behutsam aufgebaut wurde

Auf dem originalen Heckfender sitzt ein passendes Rücklicht aus dem Aftermarket. Bobbertypisch fallen Vorder- und Hinterrad gleich groß aus und die Shinko-Reifen haben schon hundertfach bewiesen, dass sie sich perfekt für diese Art von Umbauten eignen. Während die großen Arbeiten überschaubar bleiben, liegen die Hingucker wie immer im Detail. Die alte Satteltasche zum Beispiel ist wirklich alt, stammt aus Andreas’ eigenem Fundus. Bei Spirit Leather entstand passend dazu der Oldschool-Sitz.

Harley-Davidson Panhead – Stolpersteine beim Umbau

Und auch die Lackierung ist gleichermaßen zurückhaltend wie gut, Ingo Kruse zeichnete dafür verantwortlich. Trotzdem, auch einem erfahrenen Bikebuilder können manche Dinge den Kopf zerbrechen. »Eigentlich gibt es bei jedem Umbau Stolpersteine«, sagt Andreas. Wer nämlich auf seiner ersten Fahrt nach gerade mal zwei Kilometern stehen bleibt, bekommt Stoff zum Grübeln. »Im Tank war Benzin und es gab eigentlich keine Problemstellen, trotzdem wollte die Pan nicht so wie ich«, erinnert er sich.

Halbwegs originale Panheads mit nachvollziehbarer Historie sind heute kaum noch zu finden. Und wenn doch, ist es sicher kein Fehler, wenn ein Umbau sich am Original orientiert

Und während sich im Kopf die größten Szenarien über die Ursache abspielten, war ein kleines, vermutlich zugegammeltes Loch die Ursache des Übels. »Da musst du erst mal drauf kommen, dass deine Tankdeckel-Entlüftung nicht richtig funktioniert und der Tank Luft schnappt«, heute kann Andreas darüber schmunzeln. Zumal der Umbau ansonsten schmerzlos über die Bühne ging und der Bobber sich heute zuverlässig ankicken und fahren lässt. »Und wie war das noch mit dem Namen?«, wollen wir wissen. »Keine Ahnung«, winkt Andreas ab, »meine Tochter Kim gibt hier den Bikes ihre Namen. Wobei ich den tatsächlich richtig passend fand.« So wurde aus der Harley-Davidson Panhead eben Uncle Pan. Willkommen in der Thunderbike-Familie.

Info |  thunderbike.de