Woran könnte ein Blinder durch Erfühlen sofort erkennen, dass es sich bei diesem älteren Motor um eine Indian handelt? Genau! Der Vergaser sitzt auf der linken Motorseite. So gesehen hat uns Bling hier ein echtes Kuckucksei ins Nest gelegt …  denn dies hier ist eine Harley-Davidson Panhead.

Man muss schon reichlich Nerven haben, um heutzutage einen der inzwischen gesuchten echten Panhead-Motoren derartig heftig umzustricken. Was ist passiert? Nun, werft mal einen Blick auf die Zylinderköpfe. Da stimmt was nicht, und zwar ganz gewaltig. Auf der rechten Motorseite, an der Stelle, wo normalerweise der Ansaugkrümmer und die Einlasskanäle sitzen, ist nichts, außer Kühlrippen.

Alles dicht. Keine Löcher, keine Kanäle. Die sind nämlich auf die „Indian“-Seite verlegt, will heißen nach links. Und derjenige, der die Köpfe – übrigens in handwerklicher Perfektion – auf linke Einlässe umgebaut hat, hatte von vornherein noch eins im Sinn: Die Ansaugstutzen gehen im 90-Grad-Winkel von den Köpfen weg, es standen also schon in der Vorplanung zwei Einzelvergaser auf der Soll-Liste.

Harley-Davidson Panhead mit Doppel-Mikunis

Zwei 30er Mikunis stehen quer zur Fahrtrichtung im Wind, die sollten locker genügen, um dem 1200er-Motor jederzeit ausreichend brennbares Futter zu liefern. Um die beiden Gemischfabriken sauber synchronisiert zu bekommen, holte sich Bling’s-Chef Bill Dodge Hilfe von kundiger Hand. Eric Allard zeichnet für die diffizile Abstimmung der beiden Vergaser verantwortlich.

Damit die „Bitch“ nicht runterfallen kann, montierte Bill eine Sissybar

Für alle übrigen Arbeiten – den Lackier-Job ausgenommen – brauchte Bill wenig Fremdhilfe. Der Starrrahmen, der vorn unter dem Lenkkopf einen auf „Wishbone“ macht, stammt ebenso aus Bill Dodges Werkstatt wie die superschmale Gabel samt den Brücken, dem Lenker und der Riser. „Super Skinny“ nennt Bill seine aus Aluminium gefrästen Gabelbrücken, die mit seinem Firmenzeichen, dem eingefrästen Diamanten geschmückt sind.

Coole Sitzbank – Bling’s pan bare bones covered

Auch der Benzin- und der Öltank sind Bling’s-Produkte. Lediglich beim Heckfender griff er auf ein bereits existierendes Teil zurück, das er aber im Nachhinein „very modified“ hat, wie er sich in den technischen Angaben ausdrückte. Die stufige Sitzbank heißt auf Ami-Sprech „bling’s pan bare bones covered“, und das anstelle richtiger Griffgummis um die Griffe gepappte Klebeband ist ein „Killer Tape“. Alles klar?

Ganz schön schmal: Die hauseigene Gabel mitsamt den Brücken nennt sich bei Bling’s „Super Skinny“

Um die Coolness zu vollenden, wird natürlich mit dem linken Fuß gekuppelt und links auch per Jockey-Shift geschaltet. Und damit „die Bitch“ nicht runterfallen kann, montierte der gebürtige Kalifornier eine mittelhohe, an stabilen sechs Punkten befestigte Sissybar. Was die Räder angeht, zeigte der erfahrene Erbauer erfreulich viel Fingerspitzengefühl.

Harley-Davidson Panhead mit Dyna-Hinterrad

Hinten begnügte er sich mit einer 140er-Socke auf einem serienmäßigen H-D Dyna-Rad und vorn schmückte er seine violette Schönheit mit einer wunderschönen polierten Aluminiumfelge mit Hochschulterprofil. Wie profan würde an dieser Stelle eine gewöhnliche Stahlfelge im Flachbettformat aussehen.

Ein bisschen skurril: Bob-Style-Fender mit aufgesetztem Rücklicht

Ein Bauteil könnte dem Insider – mal abgesehen von den über das ganze Bike verstreuten „diamonds“ – noch verraten, in welcher Werkstatt dieses Bike entstanden ist: Es ist dies der Brembo-Sattel hinten, den Bill sehr gerne verbaut. „Wenn ich schon vorn keine Bremse habe, dann muss die hinten richtig gut funktionieren“, begründet der Bike-Builder seine Wahl für die italienische Edelmarke. Na, wo er recht hat …

Info | instagram.com/blingscycles