Dieses spektakuläre Showbike mit Harley-Davidson Panhead wurde einst beim European Biker Build-Off nur zweiter Sieger.
Der gebürtige Zypriote Mario Kyprianides freute sich auf die Teilnahme an diesem Live-Schrauber-Wettbewerb, der jedes Jahr im Rahmen der CUSTOMBIKE-Messe stattfindet. Die Möglichkeit, ein ganz spezielles Showbike aufbauen zu können, faszinierte den erfahrenen Schrauber, der mittlerweile in Sachsen-Anhalt seine Zelte aufgeschlagen hat. Normalerweise hat er bereits vor Beginn eines Aufbaus eine feste Vorstellung über das endgültige Ergebnis. Diesmal war es anders. Nur eines war gewiss: ein Bike für diesen Wettbewerb musste noch spektakulärer als alle bisherigen sein; die Messlatte lag hoch.
Die Entscheidung über den zu wählenden Antrieb fiel schließlich zugunsten eines echten Panhead-Motors von 1965. Der war gerade von BB Racing von Grund auf neu aufgebaut worden. Doch er entsprach in seiner Serienkonfiguration natürlich nicht den gehobenen Ansprüchen eines Showbikes. Also zerlegte die Crew von Chopper Kulture den Triebling noch einmal, um ihm den letzten Schliff zu verpassen.
Panhead mit ganz speziellen Ventildeckeln
Das Gehäuse wurde glasperlengestrahlt und zum Graveur geschickt. Aber auch die Innereien erhielten ein Update. Geschmiedete Wiseco-Kolben, eine Nockenwelle von Andrews, Ventile von Rowe und Stößel von Jims gingen eine kraftspendende Symbiose ein. Eine ganz besondere Spezialität hatte sich Mario für die Ventildeckel ausgedacht.
Die „Pfannen“ erhielten Glasfenster. So sind die Kipphebel und ein Teil der Ventilfedern sichtbar und können bei ihrer Arbeit beobachtet werden. Dieser schöne Gag wurde vorher noch nie von jemandem gebaut. Der Optik wegen ließ Mario die normalerweise verborgenen, jedoch jetzt sichtbaren Funktionsteile des Zylinderkopfs polieren und ebenfalls gravieren.
Keine Edelstahlschrauben für die Panhead?
Für seine Bikes nutzte der Customizer bisher immer Schrauben aus Edelstahl. Allerdings sind in alten Panheads Schrauben mit einem besonderen Gewinde verbaut. Deren Steigung liegt zwischen normalem und Feingewinde. Nur wenige Anbieter bieten verchromte Versionen davon an, keiner aber solche aus Edelstahl.
Dieser Umstand rief einen weiteren Helfer auf den Plan. Jim von Diamond Engineering in Florida fertigte alle erforderlichen Schrauben für dieses Bike extra aus Edelstahl an. Der solchermaßen auf Vordermann gebrachte Motor musste nun in ein passendes Fahrwerk eingepflanzt werden.
Die Springergabel trägt ihre Federn nicht neben- sondern hintereinander
Mario entschied sich, selbst einen Rahmen zu bauen. Doch im Gegensatz zu seinen normalerweise als Gooseneck ausgeführten eigenen Rohrwerken, bei denen Downtubes und Backbone parallel zum Lenkkopf auslaufen, führte Mario hier die Wishbone-Downtubes direkt nach oben.
Auch die Gabel ist ein Sonderfall. Die um zwei Zoll verlängerte Springer trägt ihre namensgebenden Federn nicht neben- sondern hintereinander. Dies hat auf deren Wirkungsweise keinerlei Einfluss, ausschließlich optische Gründe gaben den Ausschlag. Die fünfspeichigen, hochglanzpolierten Schmiederäder samt den Bremsen orderte das Team bei HHI.
Der Öltank ist im Spritbehälter integriert
Nachdem nun das Rolling Chassis stand, wurde es Zeit für die Metallarbeiten. Um den Raum über dem Getriebe freihalten zu können, entschied sich Mario dafür, den Öltank im Benzin-Tank zu integrieren. So entstand die im typischen Chopper Kulture-Stil gehaltene Frankenstein-Tankkombination.
Auch der handgefertigte Heckfender, den beidseitig Flügelschrauben zieren und die zierliche Sissybar, deren Form den Lenker interpretiert, zeugen vom eigenen Stil des Customizers. Idealerweise bot sich dieser Aufbau an, um neue Parts zum ersten Mal der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Drei Arbeitstage nahm die Herstellung der Auspuffanlage in Anspruch
So sind die verbauten Fußrasten eine komplette Eigenentwicklung des Mannes mit dem griechischen Nachnamen. Und weil die vielen anderen einzigartigen Details, die sich überall am Bike finden, möglichst nicht durch andere Anbauteile verdeckt werden sollten, wurde auch die Anfertigung des Auspuffs eine Herausforderung. Volle drei Arbeitstage nahm dessen Herstellung in Anspruch.
Schließlich mussten nun sämtliche Parts dreimal auf Vollständigkeit überprüft, ehe sie – in zig Schwerlastkisten verstaut – termingerecht in Bad Salzuflen eintrafen. Das Team um Mario brauchte das Bike in drei Tagen „nur“ noch zusammenzubauen. Zwar schafften es die Schrauber nicht, den BBO-Sieg zu erringen; an der Qualität dieses exzellenten Bikes kann es aber nicht gelegen haben.
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