Kein Lack, aber Chrom und Leder: Eine Harley-Davidson Panhead – oder vielmehr ein Shovel-Pan-Hybrid – aus Italien mit ganz spezieller Rahmenbehandlung.
Die Motor Bike Expo in Verona ruft in jedem Jahr die neuesten und besten Bikes aus ganz Italien und den umliegenden Alpenländern an die Etsch – hier stellen die italienischen Customizer jeden Januar ihre gerade aus der Werkstatt gerollten Kreationen zum ersten Mal vor. Wenn es um Oldschool geht, kennen die Italo-Schrauber keine Kompromisse. Entweder werden Swapmeets bis zum Exzess durchforstet – oder man baut sich die einzelnen Komponenten des Bikes gleich selbst.
Letzteres machen Armando, Massimo und Vincenzo, das begnadete Team von Inglourious Basterds Cycles aus San Giuseppe di Comacchio. Eine Orgie aus Eigenbau- und Umbauteilen, eingenäht in feinstes Leder, macht diese Maschine zu einem extravaganten Einzelstück, fast zu schade, um es auf den Straßen der Emilia Romagna zu bewegen. Der Motor ist ein Hybrid aus 1979er Shovelhead-Komponenten, gekrönt von Panhead-Zylinderköpfen.
Harley-Davidson Panhead auf Shovel-Basis
Der offene Riemenantrieb und die Trockenkupplung wurden eigens konstruiert, die Betätigung der Kupplung erfolgt kraftsparend über mehrere Umlenkrollen und – für das finale Stück zum Kupplungshebel am Getriebe – offen liegend. Viel Messing und blankes Metall wurden beim Motor und den Bedienelementen verarbeitet – es wäre einfacher, alle Teile aufzuzählen, die gekauft sind.
Die „Umdatierung“ des Shovelhead-Triebwerks in ein Antik-Modell aus der Gründerzeit des Motorradbaus ist jedenfalls vollständig gelungen. Der Vergaser wurde auf die linke Motorseite verlegt und aus der offenen Auspuffanlage schießen Flammen wie bei einem Boardtracker. Die Ölleitungen sind in Kupfer ausgeführt und saugen ihren schmierenden Lebenssaft aus einem handgefertigten Chromtank, der wie auch der NSU-Benzintank und der Heckfender in feinstes Leder eingenäht ist.
Die Sitzposition ist durchaus langstreckentauglich
Der Sitz erinnert an die Rennmotorräder der 30er Jahre und ist einem Fahrradsattel nachgeformt. Die Sitzposition ist durchaus langstreckentauglich, man könnte sich diese Maschine auch mal beim Langstreckenrennen Mailand – Tarent vorstellen. Besonderes Augenmerk richtete das Team auf den selbstgefertigten Rahmen, der mehrmals Kupfer- und Nickel-Bäder genoss, um zum Schluss durch Nachschattieren mit Bimsstein „opalisiert“ zu werden. Dieses Verfahren bildet auf dem Metall Strukturen, die das Licht brechen und nur schwierig zu fotografieren sind. Mehrere Schichten Klarlack versiegeln diese aufwändige Rahmenveredelung.
Das Schmuckstück rollt auf Mitas-Felgen, in die vorne und hinten alte Ural-Bremstrommeln eingespeicht wurden. Das Springer-Frontend wurde aus alten originalen Harley-Teilen neu aufgebaut. „Unsere Bikes sind eine Kombination aus altem, traditionellem Motorraddesign und modernsten Technologien“, unterstreicht Vincenzo Ciancio . „Wir interpretieren die Ideen unserer Kunden in Traumbikes, die man auch fahren kann und soll.“
Info | ibcycles.com