Der Schwede Niklas Pettersson ist mehr als 30 Jahre jünger als der Rahmen und der Motor seines Bikes. Und auch der Stil von Niklas’ Panhead Chopper war bereits zwei Jahrzehnte vor seiner Geburt aktuell.

Niklas, den seine Kumpels „Young Dude“ nennen, wurde 1986 geboren. Ein durchaus historisches Jahr, in dem Harley-Davidson die Evo-Sportster präsentierte, der schwedische Ministerpräsident Olof Palme ermordet wurde und der Reaktorunfall in Tschernobyl große Teile Europas radioaktiv verseuchte. Als der junge Niklas endlich den Motorradführerschein machen konnte, legte sich eine Yamaha zu.

„Ich wollte ein Bike wie auf den ersten Zeichnungen von David Mann“

Die langweilte ihn aber schnell und er fand im Netz eine 45er Flathead. Die fand er so schön, dass er sie haben musste. Allerdings fehlte ihm ein Platz zum Schrauben. So marschierte der noch recht unerfahrene Harley-Besitzer zum Clubhaus eines MC in seiner Nähe. Dort sah er sich lauter grauhaarigen Bikern gegenüber und fragte unbedarft nach einem Plätzchen für seine Flat­head. Er bekam das Plätzchen, aber gleichzeitig hatte er fortan auch einen Spitznamen: Young Dude.

Niklas legt sich bei seinen Bikes nicht auf einen Stil fest. Der Schwede baut, was ihm gerade in den Sinn kommt

Über die Jahre schraubte Niklas an vielen Bikes. Das vorletzte baute er im Stil von Zero Engineering und Chica auf. Doch nun stand ihm der Sinn nach einem Bike in der Tra­dition der ersten Chopper Ende der 60er Jahre. „Ich wollte ein Bike, das aussieht wie auf den ersten Zeichnungen von David Mann“, begründete er seine Wahl.

Schmaler Panhead Chopper im Stil der 60er Jahre

Die für diesen Zweck angeschaffte Panhead war zwar durchaus fahrbar, aber im typi­schen Stil der 80er aufgebaut. Nur Rahmen und Antrieb fanden Gnade vor Niklas’ Plänen. Der organisierte sich erst einmal eine um vierzehn Zoll verlängerte Springergabel. Allerdings musste die Gabel eine weitere Modifikation über sich ergehen lassen, denn das ursprünglich 19,5 Zentimeter breite Frontend wurde von dem Schweden um exakt zehn Zentimeter schmaler gemacht.

Schöne, blitzförmige 3D-Struktur auf dem Tank

Dem schmalen Frontend musste der restliche Stil angepasst werden. Als Nächstes trennte Niklas einen Sportster-Tank längs entzwei und setzte diesen schmaler und länger wieder zusammen. Zusätzlich formte er eine blitzförmige dreidimensionale Struktur vom Tankdeckel bis zum Benzinhahn, die später noch mit Pinstripes verziert wurde. Darüber spannen sich zwei stark geboge­ne Lenkerhälften, die sich dem Fahrer dank Fußkupplung und innenliegen­dem Gaszug sowie dem Verzicht auf eine Vorderradbremse komplett clean entgegenstrecken.

Der hintere Schutzblechhalter geht über in eine mannshohe Sissybar

Schmal ist auch das Hinterrad. Über den Avon-Reifen mit dem Maß 4.00-18” auf einer Akront-Felge spannt sich ein ehemals als Frontfender dienendes Schutzblech. Der hintere Schutzblechhalter geht über in eine mannshohe Sissybar, die als Rückenlehne für den mit weißem Leder bespannten Queen-Sozia-Sitz dient.

Der gedrehte Mittelteil des verlängerten Seitenständers ist eine Reminiszenz an Indian Larry

Die minimalistischen Lösungen setzen sich auch bei den Details fort. Der winzige Frontscheinwerfer ist eine ehemalige Arbeitsleuchte, das barocke Rücklicht stammt vom kalifornischen Custom-Exzentriker Ron Finch. Doch nicht alles an dem Bike wurde verkürzt. Der Seitenständer musste wegen der ellenlangen Gabel um ganze zehn Zentimeter verlängert werden.

Panhead Chopper mit einer Reminiszenz an Indian Larry

Das dafür eingesetzte, verdrehte Metallstück ist eine Reminiszenz an eine weitere Szenelegende, den im Sommer 2004 bei einem Stunt tödlich verunglückten unvergessenen Indian Larry. So stellte der ehemalige Young Dude ein Bike auf die schmalen Räder, das den Spirit einer Zeit weit vor seiner eigenen Geburt atmet, aber dennoch deutlich mehr als eine Kopie ist.