In unserer Szene gibt es eine ganz Menge exaltierte Charaktere, die laut sind und gerne auf dicke Hose machen. Nicht so Johnny. Er bevorzugt die leisen Töne, liefert aber dennoch top ab. Wie diesen Starrrahmen-Chopper mit Harley-Davidson Panhead.

Wie so viele von uns ist auch Johnny Humphrey aus dem 1200-Seelen-Örtchen Terre Hill (Pennsylvania) von Kindesbeinen an mit Motorrädern aufgewachsen. Alles, was einen Motor hatte, war interessant für ihn und wurde bewegt, zum Glück nahmen es die Ordnungshüter in den dörflichen Strukturen nicht so schrecklich genau mit dem passende Lebensalter und dem Führerscheinbesitz.

Der 80-Kubikinch-Panhead-V2 ist kein S&S-Klon, sondern original Harley-Davidson

Mit zwanzig war es dann so weit: Johnny erwarb seine erste Harley, und wie sich herausstellte, stellte das nachhaltig seine Welt auf den Kopf. Andere Motorradmarken, die er bis dahin völlig wertfrei und ohne jeden Dünkel gefahren hatte, kamen nach und nach ins Hintertreffen, denn Johnny schoss sich mit der Zeit mehr und mehr auf die Bikes aus Milwaukee ein.

Harley-Davidson Panhead im Santee-Rahmen

Mit Ende dreißig schlug er dann in der Umbauszene auf. Er hatte Erfolg mit zwei Motorrädern. Mit einem nahm er am Wettbewerb „Amateur-Chop-Off“ des amerikanischen Kultmagazins „The Horse“ teil und gewann das Ding prompt. Auch seinem zweiten Bike wurde danach genügend Aufmerksamkeit durch die Branche zuteil, auch dieses Bike wurde im Magazin The Horse porträtiert.

Moderner Vergaser für alten Motor: Ein S&S Super E mischt Sprit und Luft

Ein Freund, der an dem Umbau mitgeholfen hatte, brachte Bill Dodge von Blings Cycles ins Spiel. Der stellte zu dieser Zeit eine Liste von Typen zusammen, die sich leidenschaftlich dem Thema Customizing widmen. Dazu Johnny: „Auf dem Radar von jemandem wie Bill Dodge zu sein, war ein Schock und eine Ehre zugleich. Er rief mich an und lud mich ein, mit einem Bike an seiner Show in Tennessee teilzunehmen. Das machte mich unendlich stolz, andererseits setzte es mich unter Zugzwang, denn das Bike sollte natürlich ein Statement abgeben.“

Gerade mal vier Wochen Zeit für Planung, Beschaffung und Aufbau

Das Problem an der Sache war, dass die Einladung recht spät kam, Johnny verblieben gerade mal vier Wochen Zeit für Planung, Beschaffung und Aufbau. „Das war verdammt knapp. Ich bin ja nach wie vor Amateur und verdiene meine Brötchen mit einem anderen Vollzeitjob“, gibt Johnny zu bedenken. Doch es half nichts, er entschloss sich, Gas zu geben. Nach der Arbeit igelte er sich jeden Abend in seiner Garage ein, an vernünftige Schlafenszeiten war kaum noch zu denken.

Die Amis dürfen das! Wenigstens sieht die einzige Bremse am Bike aus, als würde sie was taugen

Und er tat etwas, was er normalerweise niemals tut: Er bat andere um Hilfe, zunächst seinen älteren Bruder Aaron. Der wurde genau instruiert, was zu machen ist, und brachte dann den Santee-Starrrahmen, der inzwischen gut vierzig Jahre auf dem Buckel hat, in genau die Form, die Johnny vorschwebte. Er selbst kümmerte sich zeitgleich um die Blecharbeiten. Sein Freund Robby Davidson wurde dazu verknackt, die Dichtungen an dem Panhead-Motor zu erneuern.

Mit der Harley-Davidson Panhead nach Tennessee

Am Schluss klappte es auch auf den letzten Drücker mit den Pulverbeschichtungen und Lackarbeiten und Johnny konnte sich mit einem guten Gefühl auf zum „Motorcycle and Music Revival“ nach Tennessee machen, wo er eine tolle Zeit hatte und brüderlich in den Kreis der ganz coolen Socken aufgenommen wurde.

Instagram | @johnny99customs